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Alt 27.08.2016, 12:15
Tobi1974 Tobi1974 ist offline
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Standard AW: Angerhörige und neu hier

Hallo Moni,

nur zu Deinem Verständnis. Chemotherapie wird beim Nierenkrebs nicht gemacht, auch keine Immuntherapie. Letztere war so etwas wie eine Chemo von den Nebenwirkungen her, aber wie gesagt, sie ist nur sehr schwer in Deutschland zu bekommen. Ich weiß, von einer Patientin, die sie noch 2014 bekam, weil sie auch eine 8%ige Heilungschance verspricht. Üblich war diese Form der Therapie bis 2006.

Zur Zeit gibt es für Nierenkrebs die meisten Medikamente überhaupt, momentan 9 die hintereinander einsetzbar sind. Die Ansprechraten liegen aber bei allen unter 50%. Obwohl es Abhängigkeiten in den Wahrscheinlichkeiten gibt, w.z.B. wo das 1. nicht mehr wirkt, wirkt mit höhere Wahrscheinlichkeit das 2.

Alle diese Medikamente heilen nicht wirklich. Die Heilungsrate liegt bei 1%. Aber sie können die Krankheit stoppen, aufhalten, hinauszögern bzw. unter Kontrolle bringen. Das funktioniert über die Thyrosin-kinease-inhibitoren (TKIs), welche die Bildung von Blutgefäßen hemmen, so dass das Tumorgewebe bzw. die Metastase nicht weiter mit Nährstoffen versorgt werden kann. Sie wird praktisch im Idealfall ausgehungert.

Also macht man bei Nierenkrebs eine TKI-Therapie.
Deine Mutter hat sicher als 1. Medikament Sutent bzw. Votrient oder vllt. auch Torisel bekommen. Nach Deinen beschriebenen Nebenwirkungen könnte sich es durchaus um Sutent gehandelt haben. Da bei ihr die Nebenwirkungen einen Therapieabbruch verlangten, schätze ich mal, dass man ihr jetzt Nivolumab gibt. Das wird momentan fast allen Patienten ab der Zweitlinie (2. Medikament) gegeben. Es ist neu auf dem Markt seit April.

Das 1. Medikament was Deine Mutter nahm war in Tablettenform, also ein TKI. Ich schätze mal soetwas wie Sutent. Wenn Deine Mutter jetzt Nivolumab bekommt, heißt das, dass sie 1 mal in 2 Wochen zur Infusion muss. Die Ärzte sprechen bei Nivolumab manchmal von einer Immuntherapie, weil Nivolumab ganz anders wirkt als die TKIs. Es ist ein Immun-Checkpoint-Inhibitor. Es puscht sozusagen das Immunsystem soweit auf, dass der Körper sich selbst gegen den Krebs wehren kann.
Nivolumab ist der Wirkstoffname. Das Medikament heißt Opdivo.

Ich muss Dir aber sagen, dass Nivolumab durchschnittlich erst nach 2,3 Monaten wirkt und bei 20-35% der Patienten anschlägt, soviel gehört zur Wahrheit dazu.

Ich hoffe, dass Du durch diese Infos etwas klarer in die Zukunft blicken kannst. Du könntest auch nochmal Jan64 fragen. Der weiß ziemlich genau bescheid und hat immer eine Menge mutmachender Worte parat. Dadurch, dass Dein Post jetzt im Angehörigenforum liegt, kann es sein, dass vielen Nierenkrebs-Forummitgliedern der Focus auf Deine Story verloren gegangen ist.

P.S.: Ein Problem seh ich aber darin, dass Du an den Entscheidungen für Deine Mutter nicht richtig beteiligt wirst und auch sonst Infos schwer zu Dir durchdringen. Auch möchte Dein Vater nicht richtig mit Dir über den Nierenkrebs sprechen. Das ist problematisch, wenn Du da jetzt versuchst Deine Kenntnisse zur Hilfe Deiner Mutter einzubringen.

Geändert von Tobi1974 (27.08.2016 um 12:26 Uhr)
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