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Alt 09.01.2008, 00:51
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Eleve Eleve ist offline
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Registriert seit: 16.10.2007
Ort: Nordbayern
Beiträge: 446
Standard AW: Partnerschaft/Familie

Hi Regina,

Wie sind eure Partner mit der Diagnose umgegangen?
Er war erzweifelt, weil wir jetzt beide sterben müssen und unsere Kinder keine Eltern mehr haben werden. Und er ist plötzlich auf mein Drängen ("Du rufst morgen sofort beim Internisten an") zur Magen- und Darmspiegelung, zum Herzultraschall und zur Oberbauchsono gegangen, zum ersten Mal in seinem Leben. Sein Bluthochdruck wird nun endlich behandelt, ENDLICH! ENDLICH ging der Mann zum Arzt... wo er sich nie hingetraut hat, weil der ihm sagen könnte, daß er Krebs hat.
Aber gefunden hat er zum Glück keinen. *Steim vom Herz plumps*
Blieb also nur ich. Plötzlich war alles anders. Nicht mehr ich hatte Angst um ihn, sondern er hatte große Angst um mich. Und hat sie immernoch. Vor allem, weil es mir psychisch schlecht ging und ich brutal in seiner Gegenwart über Selbstmord sinniert habe. Er ist zur Zeit froh, weil es mir gut geht. Aber Angst hat er natürlich immernoch. Nur verschweigen wir sie. Er nimmt mich manchmal in den Arm und sagt: Du darfst nicht sterben. Du mußt leben... wollen.

Wie hat die Familie reagiert?

Die Kinder waren etwas durcheinander, weil ich ja operiert wurde und eine Woche nicht da war. Und immer wieder mal ins Krankenhaus muß. Und die Kleinen nicht auf den Arm nehmen und den halben Tag rumschleppen konnte, wie sie es gewohnt waren. Auch mein Haarausfall war ein großes, für manche verstörendes Ereignis.
Meine Eltern sind seit der Diagnose fast täglich hier. Zwei Freundinnen haben sich vor der Chemo auf mich gestürzt, um mir zu helfen. Seit der Chemo sehen wir uns seltener. Sie verkraften meine derben Sprüche nicht. Eine hat mich erlebt, als ich im schwarzen Loch steckte... Naja, ich wollte dann auch nicht mehr so viel Hilfe und Geräume. Nun ist es eher moralische Unterstützung, auch andere Freunde und Verwandte sind sehr lieb und hilfsbereit, backen Kuchen, fragen immer wieder, was sie helfen können...
Meine liebe gute Mutter hilft mir mit den Kindern. Oft ist es mir etwas zu viel. Andererseits bin ich dankbar, vor allem, weil sie mit den Kids die Arzttermine wahrnimmt. Wie erwartet sind die lieben Kleinen zu dieser Jahreszeit ständig krank

ich bin der meinung das die Haare, wenn auch 4mm, gut aussehen, und ich mich nicht schämen muss.

Mir gefallen so kurze Haare und früher wäre ich nie drauf gekommen, daß das mit Chemo zu tun hätte. Inzwischen frage ich mich bei jeder Frau mit ganz kurzen Haaren, ob sie Chemo hatte und die Länge beibehalten hat, weil sie entdeckt hat, daß es gut aussieht.

Für meinen Mann hat sich so nichts geändert, ich habe das Gefühl das er das noch nicht richtig wahr genommen hat.

Ich nehme an, Du hilfst ihm dabei, es zu verdrängen, oder? Ich kann das nicht. Ich mußte schon immer jede Laus, die mir über die Leber läuft, beim Partner abladen. Ich brauche Reibung und Zoff. Auch wenn ich gesund bin. Oder anders: Erst dann fühle ich mich gesund.

Regina, jede Partnerschaft ist anders, jeder Krebs ist anders, jede Betroffene ist anders.

Viele Grüße,
Eleve
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