[Luna10]

Liebe Nikita,

ich bin froh, dass du so offene Worte findest. Dennoch habe ich ein Problem, Deine Sichtweise auf mich zu übertragen.

Ich bin ein sehr sensibler Mensch (was nicht heißt, dass ich wegen jedem kleinen Furz heule, ganz bestimmt nicht). Sensibel war ich während der Chemo, als meine beiden Tumore nach 4 x EC auf ein Nichts zusammengeschrumpft waren (und ich hatte 2 cm und 2,2 cm große Tumore, die auf einem Feld von 5 x 6 cm verästelt waren, also nicht gerade eine Mini-Version). Aber ich habe gekämpft und mir gedacht, dass mein Leben ganz bestimmt noch nicht zu ende ist und dass ich´s dem "Sch...kerl" von Krebs schon zeigen werde.
Und ich bin sensibel, wenn es um meine Nächsten geht. So z. B. hatte ich an dem Tag, an dem meine Schwester mit dem Motorrad verunglückte, eine ganz niedergeschlagene, traurige Stimmung und konnte mir überhaupt nicht erklären warum. Erst als sie anrief und erzählte, was passiert war, fiel diese eigenartige Trauer von mir ab und wich einer Art "Erleichterung". Das mag sich nun für viele eigenartig anhören, ist aber so. Und seit diesem Zeitpunkt weiß ich, dass ich auf meinen Körper und vor allem auf meine innere Stimme hören muss.

Und momentan sagt mir eben mein Körper, indem er rebelliert, dass ich das so nicht durchziehen kann und darf. Daher kann ich Deinen gut gemeinten Rat, darüber zu stehen, momentan nicht annehmen und umsetzen, so gern ich es täte. Verstehst Du?

Morgen habe ich einen eingeschobenen Termin bei meiner Psychologin. Vielleicht kann sie meinem denkblockierten Hirn eine Sichtweise zeigen, unter der ich dann einen Weg finde. Mal sehen.

Luna