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Alt 03.08.2007, 19:54
irmgard05 irmgard05 ist offline
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Daumen hoch AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten

Hallo zusammen, hallo Jen, ganz kurz nur etwas zu den "Streitereien". Deine Eltern sind gezwungen sich vollständig neu zu orientieren. Das lief auch bei uns nicht ganz reibungslos ab. Besonderes Problem ist die doch sehr unterschiedliche Belastung von Angehörigem und Selbstbetroffenem. Die Fixierung auf diesen neuen Lebensinhalt, die unterschiedlich bei jedem gesehen und erlebt wird. Alte Spannungen bekommen eine oft vollständig neue Rolle.
Ein Problem war z.B., ich wollte in eine Form Alltag zurückkehren, dass zog nach sich, dass ich diesen Arztterminen einen nicht so hohen Stellenwert wie mein Mann einräumen wollte. Er wollte mich unterstützen, mir helfen, immer mitgehen (auch um es selbst verarbeiten zu können), ich wollte Alltag, ich wollte ,dass er nur zu Terminen mitkommt zu denen auch wirklich Gespräche stattfanden. Daraus resultierte, dass er sich zurückgestoßen fühlte. So wars nicht gemeint, aber es war notwendig, dies auszutragen, auch wenn es anstrengend war. Ich denke nach fast 2Jahren haben wir da einen vernünftigeren Umgang für uns beide gefunden, selbst wenn dies Thema immer mal wieder auftaucht- in unterschiedlichem Gewand. Ich habe an anderer Stelle einmal versucht, das Spannungsfeld Angehörige/Betroffene zu diskutieren. Leider nicht mit großem Erfolg. Ich glaube fast, es ist zu schwierig. Man wird so leicht missverstanden, die eigenen Gedanken sind schwer so zu formulieren. Ich hoffe, es ist jetzt nachvollziehbar, was ich meine.
Mein Mann hat ein Einzelgespräch mit einer Psychologin abgelehnt, ich ein Paargespräch, während ich das Einzelgespräch gesucht habe. Je weiter Gesprächspartner emotional von mir entfernt waren (z.T. sind), desto leichter sind Gespräche für mich. Es bessert sich aber.
Bei dem Partner und dem Betroffenen greift eine extreme Anspannung und Erschöpfung. Deine Eltern brauchen jeder für sich und gemeinsam Zeit.
Ich weiß, dass ich phasenweise begriffen habe, warum sich Menschen in solch schwierigen Zeiten trennen. Und diese Trennung geht nicht immer von dem Partner aus- wie dann sooft mit erhobenem Zeigefinger gemeint wird.
Vielleicht hilft es ein bisschen einen Teil der Schwierigkeiten zu verstehen.
Liebe Grüße an alle auf diesem nicht einfachen Weg Irmgard
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