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Alt 16.10.2005, 21:51
SurvivorJens SurvivorJens ist offline
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Standard AW: Wo sind denn die "Freunde" geblieben?

Hallo Tine,
ich kann Deine Enttäuschung über Deine nun vergangenen "Freunde" verstehen, ich glaube, jeder Krebspatient verliert durch diese Diagnose "Freunde". Aber diejenigen, die bleiben oder sogar neu hinzu kommen, das sind die wahren Freunde !
Nach meiner Diagnose (Nierenkrebs-OP am 30.10.2002) hab ich von einigen Leuten auch nichts mehr gesehen oder gehört. Aber für meinen Bruder z.B. war es das selbstverständlichste 3 Tage nach meiner OP 300 Kilometer zu fahren und an meinem Bett zu stehen. Ebenso selbstverständlich war es für ihn, jeden Tag anzurufen.
Ich habe auch neue Freunde gefunden, Freunde, die mich so nehmen, wie ich bin. Ein Nachbar von mir, Mitglied eines Motorrad-Clubs, hat mich in den 12 Tagen Krankenhaus 3 x besucht. Ich fahre auch Motorrad und bin mittlerweile Vollmitglied dieses Clubs geworden. Ich habe einige neue Freunde gefunden in diesem Club, Freunde, die auch zuhören können, wenn meine Psyche mal wieder Amok läuft, Freunde, auf die ich mich absolut verlassen kann !
Vielleicht war der Schritt in eine neue Richtung nach dieser Diagnose genau das richtige für mich.
So viel zu meinen Erfahrungen mit Freunden.
Mir stößt in Deinem Text ein Satz etwas bitter auf:
"Sie müssen doch nicht damit klarkommen, sondern ich !"
Liebe Tine, Angehörige(r) zu sein, auch wenn man nur "Freund" ist, ist eine verdammt harte Sache. Ich war 2 x Angehöriger, meine Eltern waren an Krebs erkrankt und sind auch daran gestorben. Beide haben einen extrem harten Kampf geführt, meine Mutter 3 1/2 Jahre lang, mein Vater fast 16 Jahre lang. Als Angehöriger geht man in dieser Zeit durch seine eigene Hölle. Mit anzusehen, wie die Personen, die man über alles liebt, zu Grunde gehen, das ist hart. Immer wieder diese Funken der Hoffnung und dann die unheimlich harten Rückschläge, und letztendlich das unvermeidliche........
Ich will damit sagen, daß ich Menschen verstehe, die sich bei der Diagnose Krebs von einem abwenden, auch wenn ich dieses Verhalten absolut widerlich und verwerflich finde.
Um so mehr schätze ich Menschen, die trotz der Diagnose Krebs zu einem halten, egal ob "alte Freunde" oder "neue Freunde" !
Bitte Tine, verstehe meinen Text richtig, ich wollte Dich damit auf gar keinen Fall kritisieren, nur ein bischen Verständnis wecken !
In diesem Sinne, alles Gute,
kämpfe weiter, geb niemals auf !
Jens
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