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Alt 12.05.2008, 22:48
Potere Potere ist offline
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Standard AW: Die Zeit heilt alle Wunden?

Hallo Desi und Martina,

jeden Tag bin ich stille Leserin und in meinem Kopf (besonders in meinem Herzen) ist so viel wirrwarr, dass es mir wie immer sehr schwer fällt, die passenden Worte zu schreiben.
Es gibt Tage, wenn ich meine Mama richtig richtig live vor mir sehe, dann könnte ich platzen. Platzen vor Wut auf alle und meiner Naivität.
Ich sehe meine Mutter vor mir wie sie da lag in ihrem!?! Pflegebett und sich riesig auf meinen Besuch freute. Wenn ich alleine hinging (also ohne seelische Unterstützung für mich) empfand ich diese Besuche schrecklich. Ich fühlte mich komplett überfordert. Da wir mit meiner Mutter nie direkt über ihre Krankheit und deren Folgen sprechen konnten, musste ich schauspielern. Es fiel mir immer immer schwerer, wenn ich hörte wie andere Familienangehörige meine Mutter anlogen (Unter den Deckmantel der Liebe, um ihre Hoffnung etc. nicht zu nehmen)Mir drehte sich der Magen um, wenn ich hörte: Warte ab, wenn Du jeden Tag brav isst, dann kommst Du zu kräften und dann.............
Ich habe meinen Mund gehalten und die Augen gesenkt. Wenn meine Mutter und ich alleine waren, und sie unter starken Schmerzen sagte sie könne nicht mehr, antwortete ich: Mama dann lass los. Wir sind groß wir schaffen das schon. Im Himmel ist Dein Vater mit meiner Tochter (geb. und gest. 12.03.2001), die Dich empfangen werden. Du wirst nicht alleine sein.

Wenn ich jetzt rückblickend darüber nachdenke, dann könnte ich mich selbst ohrfeigen ach verprügeln könnt ich mich. Jetzt würde ich sagen: Nein Mama lass mich nicht allein, ich brauche Dich doch. Wir/ich müsen noch so viel klären. Vor lauter Totschweigen haben wir uns nicht einmal verabschiedet.
Meine Mutter wollte auch nie richtig darüber reden. Ab und zu kamen so ganz nebenbei Sätze wie z.B.: Ich will hier und nicht in meiner Heimat Italien beerdigt werden, weil hier meine Kinder sind. Unter Garantie hat meine Mutter viel geweint, wenn sie alleine war. Sie war eine verdammt starke Frau. Sicherlich hatte sie auch ihre Schwächen. Ihre größte Schwäche war, uns Kinder nicht loslassen zu können uns nicht zu vertrauen.

Ich sehe meine Mutter wie sie die Treppen runterkommt, wie sie meine Kinder umarmt und zu Ihnen mit ital. Akzent sagt: Ich liebe Dich mein Schatz.

Ihr Leben war nicht leicht und ihr Tod ebenso. Sie hat bis zum Schluss gelitten. Sie ist wirklich dahingesicht. Als sie dann so Tot auf dem Bett lag, sah sie aus wie ein Engel mit gebrochenen Flügel. Ich habe nicht geweint weder an diesem Tag noch an ihrer Beerdigung Ich weine jetzt

Ich weiß, dass ich nicht alleine diesen tiefen Schmerz verspüre. Auch dies macht mich traurig. Ich leide mit jedem hier in diesem Forum mit.

Ich bete zu Gott, dass wir alle unseren Frieden finden werden.

Liebe Grüße
Angela
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