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Alt 05.03.2007, 08:38
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Elke55 Elke55 ist offline
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Standard AW: Mein lieber Ziehpapa

Hallo Michaela,

eigentlich wollte ich Dir gestern schon schreiben, aber unser Jüngster kam hier zu Besuch, und da wird wohl dann auch viel geredet, bleibt einfach keine Zeit dazu.

Meinem Mann wurde in Absprache zwischen dem Professor und dem Onkologen keine Chemo empfohlen, das ging auch in unserem Beisein erst mal ohne uns. Wobei der Onkologe uns dann berichtete. Man war ja immer noch so ahnungslos, auch über die Art der Behandlungen wusste man nicht viel. Es kam mir so vor, als ob sie denken würden: Warten wir es erst mal ab, ob er es überhaupt packt. Man spürt das, ist aber unfähig, sich dazu zu äussern. Letztendlich war es besser so für ihn, er war auch ziemlich schwach, konnte sich nicht mal im Stehen rasieren. Auch mit der Ernährung gab es da nicht viel Erklärung. Er solle essen, alles was ihm schmecken würde. Ob er etwas nicht verträgt, sollte er selbst herausfinden, weil jeder Körper eben anders reagiert. Ich kaufte dann trotzdem alle möglichen guten Säfte, wo ich dachte, dass sie ihn doch etwas aufbauen würden.

Irgendwelche Vitaminchen bekam er nicht, nur sehr fett essen sollte er nicht. Am Anfang mal gar keinen Alkohol, heute trinken wir ab und an auch unser Glas Wein. Er war letztendlich erst mal froh, wieder zuhause zu sein. Nach 6 Wochen wurde er mit einer Drainage entlassen, die nach einer Woche im Krankenhaus gezogen wurde.

Zuhause machten wir jeden Tag 2 x Gymnastik auf dem Stuhl, sassen uns gegenüber. So kam sein Kreislauf in Schwung, sein Appetit wurde wesentlich besser. Nach 1 Woche gingen wir dann mal vor das Haus, 20 m hin, 20 m zurück, das war es. Aber er war froh, weil er für sich dann auch einen Fortschritt sah. Zuhause nahm er dann nochmal 6 kg ab, bis es dann nach 1/4 Jahr dann endlich zum Stillstand kam, von da an ging es immer mehr ein bisschen bergauf.

Nach knapp einem Jahr ging er dann wieder arbeiten, heute ist er in der Altersteilzeit (er wird dieses Jahr 60 Jahre alt), seine Arbeitsphase endet nächstes Jahr im Juli, ab dann ist er zu hause. Zwei Jahre später kann er die Rente mit 63 Jahren einreichen, ohne Abschlag.

Und wie das so ist, kaum ist die Heilungsbewährung beendet, meldet sich das Versorgungsamt, wie soll es anders ein. Jetzt wird alles wieder neu bewertet, wobei ja sein Diabetes, Knie-Op., Halswirbel-Op. , noch dazukamen. Um ohne Abschlag in Rente zu gehen, braucht er ja einen GdB von 50, wird wohl schon reichen dann.

Und heute denken wir schon an die Zeit, wo wir dann jeden Tag zusammen sind.

Zu seinem 60. Geburtstag haben wir unsere Kinder und Familien für eine Woche an die Ostsee eingeladen, ein Haus dafür haben wir schon gemietet. Dann hoffen wir auch mal, dass es gerade diese Woche schönes Wetter gibt.


Dass Dein Vater guten Appetit hat, ist doch prima, das gibt ja auch dem Körper Kraft.

Deinem Vater wünsche ich alles Gute für die nächste Zeit,

ganz liebe Grüsse

Elke
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