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Alt 04.10.2006, 16:35
Thomo13 Thomo13 ist offline
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Standard AW: Psychotherapie bei Krebs

Hallo Claudia,

ich finde deine Informationen über die PT gut und wichtig.
Mit einigen Dingen bin ich aber etwas unzufrieden. Grundsätzlich: der Psychiater ist keineswegs ein Facharzt für Nervenerkrankungen und genausowenig ist das Betätigungsfeld der Psychologen und Psychiater grundsätzlich verschieden. Klinisch arbeiten beide Gruppen immer zusammen. Du wirst keinen Psychologen finden der bei Menschen mit akuter Suizidgefahr eine Psychotherapie durchführt. Das funktioniert nicht! Die Patienten in der Psychiatrie sind somit auch nicht alle geisteskrank oder "verrückt", sondern auch häufig Menschen mit seelischen und/oder sozialen Problemen und Erkrankungen!
Fachärzte der Psychiatrie und Psychotherapie, sowie Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie haben mitnichten eine Schmalspurausbildung. Sie müssen zur theoretischen Ausbildung eine 5-jährige Praxiserfahrung in Psychotherapie,Psychiatrie und/oder Psychsomatik und evt. Neurologie, vorweisen.
Also Vorsicht vor übereilter Kompetenzaberkennung, der Psychiater steht an vorderster Front in der Sozialmedizin und kümmert sich neben der Therapie um soziale, pflegerische Betreuung, betreut die Angehörigen, hilft bei rechtlichen Fragen, knüpft Kontakte zu Reha-Einrichtungen und besitzt auch noch mehr medizinische Kompetenz bezüglich der Krebserkrankung. Ich möchte damit keineswegs die Leistungen der Psychologen schmälern (obwohl das Psychologiestudium noch Patientenfremder ist als das der Medizin), aber der dargestellte Gegensatz zwischen den Berufsgruppen ist nicht mehr als ein altes Märchen, also ich kenne keinen Psychologen der so etwas behaupten würde.

Wichtiger als solche nutzlosen Überlegungen wäre doch einen Therapeuten zu finden von dem man sich verstanden, ernstgenommen fühlt und mit dem man eine vertrauensvolle Basis für die PT aufbauen kann. Eine langjährige Erfahrung auf genau diesem Gebiet wäre auch wichtig, man sollte auch darauf achten welche Schule(n) der Psychotherapie der Therapeut beherrscht.
Patienten die aufgrund einer Krebserkrankung unter extremer Angst leiden würde ich persönlich nie zu einem Verhaltenstherapeuten mit dem Schwerpunkt Phobie schicken. Eine Phobie ist eine unbegründete Angst, das trifft auf Krebspatienten sicher nicht zu, somit halte ich die angewendeten Methoden der Phobietherapie für wenig geeignet.

Wer einen Therapeuten sucht kann sich auch noch im Addressbuch der Arbeitsgemeinschaft der Psychoonkologie umsehen. http://www.dapo-ev.de/

Eine bessere psychoonkologische Schulung der Dermatologen/Onkologen (und des Pflegepersonals)in den Kliniken wäre trotzdem erforderlich. Das würde den oft schrecklichen Umgang mit Tumorpatienten vielleicht endlich beseitigen.
Gruss Thomas