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Alt 19.08.2008, 17:52
estella estella ist offline
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Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Ihr Lieben,

vielen Dank an alle, die sich gemeldet haben, um uns zu kondolieren. Mein Vater wollte sterben. Er lag zunächst in der Palliativ Station des Virchows, dann in einem Hospiz. Ich wollte eigenlich nicht, dass er in ein Hospiz kommt, aber der Onkologe von Home Care überredete mich dazu. Auch wenn das jetzt merkwürdig klingt: es war eine bewegende und schöne Erfahrung. Die Menschen, die im Hospiz arbeiten waren liebevoll, freundlich, fröhlich, respektvoll...sie taten meinem Vater und uns gut. Mein Vater blieb dort eine Nacht und starb in der zweiten Nacht.
Am Morgen bevor er starb, saß ich an seinem Bett, streichelte seinen Arm und hielt seine Hand. Plötzlich hob er unsere Hände und führte sie zu seinem Mund. Er gab mir einen Kuss und schaute mich an. Da wußte ich, dass er sich verabschiedet. Es war sein Abschiedsgeschenk. Sekunden später fiel er in einen tiefen Schlaf. Er erlangte nicht wieder das volle Bewußtsein und wenn, dann war er sehr unruhig. Die Unruhe war der Grund, weswegen wir uns gegen einen Aufenthalt bei ihm Zuhause entschieden hatten, denn er wollte ständig bewegt werden oder er stand plötzlich auf oder er wollte sitzen. Wir hatten Angst ihn nicht optimal versorgen zu können. Er war natürlich sowohl in der Palliativ Station als auch im Hospiz zu keinem Zeitpunkt alleine. Immer war einer von uns dort. Sein letztes Lächeln galt seinen beiden Enkelinnen. Er hat sich so sehr gefreut die beiden zu sehen. Besonders die Kleine war unendlich liebevoll zu ihm und nahm in einem Moment, da meine Schwägerin und ich uns unterhielten seine Hand und drückte sie sie zärtlich. Mein Vater strahlte sie an und schaute dann in die Unendlichkeit. Diesen Blick werde ich nie vergessen, genauso wenig wie die Geste meiner kleinen Nichte. Später als eien Ä

Als um vier Uhr das Telefon klingelte war mein Bruder am anderen Ende."Papa ist jetzt tot" sagte er. Für Esteban waren die letzten Tage mit unserem Vater sehr emmotional. Er war mit seiner Familie am Mittwoch angekommen und konnte so noch einige Zeit mit ihm verbringen. Er hat viel geweint und sich vorgeworfen, in Urlaub gefahren zu sein. Ich kann verstehen, dass er es bedauert hat. Andererseits: es war mein Bruder, der anfing meinen Vater die ganze Zeit über die Hand zu halten. Er ging sehr liebevol, sehr zärtlich, sehr köperlich mit ihm um. Da es meinem Vater gut tat berührt zu werden, taten wir es meinem Bruder gleich. Mein Onkel der Mönch und ich wechselten uns ab, so dass mein Vater am Ende seiner Tage immer Körperkontakt zu uns hatte.

Mir schwirrt der Kopf. Ich bin unfassbar traurig und will nicht glauben, dass er tot ist. Ich bereite seine Messe vor. Ein sehr guter Freund ist Prieter und kommt eigens um die Messe zu lesen aus Spanien. Seine Lieblingsschwester kommt ebenfalls und eine gute Freundin.

Traurig,

alicia
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