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Alt 23.09.2002, 22:43
Gast
 
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Standard Aggressionen - wie als Angehöriger damit umgehen??

Liebe Melanie!
Ja, solche Greuel-GEschichten von Barmbek hab ich leider auch schon gehört... nicht schön!
Aber glaub mir: Großhansdorf ist echt eine prima Einrichtung, nicht zu vergleichen mit Barmbek! Deine Mutti wird sich dort wohlfühlen, wenn sie erstmal dort ist!!!!
Ja, es handelt sich dabei um eine Lungenfachklinik. Auch meine Mum hat Lungenkrebs (sog. kleinzelliges Karzinom)mit Metastasen an Niere und im Gehirn. Diagnose Anfang Juli 2002. Sie hat nie was gemerkt, keine Schmerzen, nix, auch heute nicht. Das einzige waren Kopfschmerzen von der Gehirnmetastase kurz vor der Diagnosestellung!!!
Die Gehirnmetastase konnten sie glücklicherweise in letzer Sekunde (akute Lebensgefahr!) im AK St. GEorg operieren und haben ihren Job gut gemacht (die Ärzte waren prima, nicht nur fachlich, auch menschlich, den Rest kann man dort aber leider auch echt vergessen!!).
Nach dem, was Du schreibst, geht es Deiner Mutti momentan wohl echt schlecht. Viellicht auch weil sie nun weiß, das Sie Krebs hat, bei meiner Mum war das auch der totale Schock und sie hatte nach der Diagnose spontan das GEfühl, es gehe ihr total mies und sie müsse wohl in den nächsten Tagen sterben... (hart, aber so war das...)
Das heißt aber nicht, dass Deine Mutti es nicht schaffen kann und WIRD!!! Ganz sicher nicht!!
Man darf sich nichts vormachen, diese Krankheit ist schrecklich und trifft immer hart und viel zu früh und ist in der Regel, so heißt es, nie ganz heilbar... aber wie wohl die meisten hier im Forum haben wir den Weg gewählt, positiv zu denken, weil DER GLAUBE BERGE VERSETZEN KANN!!(und egal, was die Menschen (=Ärzte), die sie behandeln, noch an Lebensdauern "auswürfeln", also prognostizieren.. hört da nicht drauf!)!!!
Das klingt leichter gesagt als getan, aber wenn Du fest dran glaubst und es Deiner Mutti immer wieder rüberbringst, dann wird sie Mut fassen und auch dran glauben!!! Ehrlich!! Und das ist schon ein ganz, ganz wichtiger Schritt für eine Heilung, glaub mir!
Mittlerweile hat meine Mum ihre verständlichen Ängste auch schon viel besser im Griff und glaubt dank all dem Zuspruch ihrer Lieben und ein paar guter Bücher (der vielzitierte Simonton und auch "Leben mit dem inneren Heiler- wie ich den Krebs überwand und gesund blieb" von Denise de Boer -nach meiner Mums Urteil ganz, ganz toll!!!) selbst ganz fest an noch viele, viele schöne Jahre, also wenigstens einen Stopp der Krankheit wenn nicht sogar eine Heilung - und es wirkt!
Mit ihrem und unserem Glauben, der Chemo und der begleitenden Misteltherapie können wir schon über einen deutlichen Rückgang des Haupttumors (und vermutlich der Metastasen?? DAs weiß ich nicht, nehm ich aber an!)berichten!!

Nun zum Prozedere in Großhansdorf:
Als erstes bekommt man am Eingang beim Empfang (sieht etwas aus wie in einer Kurklinik, nicht wie ein Krankenhaus!) eine Nummer und muss dann warten, bis ein Aufnahmezimmer frei wird. Sind alle total nett!
Empfehlung: schon gegen 08.00 Uhr da sein, dann muss man nicht lange warten!
Nach den Formalitäten geht man mit ein paar Unterlagen, die man in der Aufnahme erhält, auf die zuständige Station -meine Mum ist immer auf Station4-. Man behält für die gesamte Therapie, also auch, wenn man zwischen Chemo-Einheiten vielleicht nach Hause darf, immer die gleiche Station und auch immer den gleichen Arzt, der für einen zuständig ist! Das ist toll, denn da muss man sich nicht jedes Mal wieder mit der Unsicherheit "wo komm ich hin" oder "weiß der Doc was über mich" belasten! Ab dem zweiten Mal begrüßen die die Patienten schon mit Namen, so dass man sich dort wirklich wie ein Mensch, und nicht wie ein "interessanter FAll" fühlt!
Wenn man auf der Station ist, meldet man sich bei den Schwestern, die machen dann die ersten Untersuchungen (Blutdruck etc) und Deine Mutti darf sich das Essen für die nächste Zeit aussuchen (3 verschiedene Essen pro Mittag zur Auswahl).
I.d.R. bekommt man dann sein BEtt zugewiesen (pro Zimmer 3 BEtten, zwei davon mit TV und Telefon, das dritte ohne, dafür aber mit "Panoramablick" aus dem Fenster). Dann gehen die Untersuchungen weiter (Röntgen, CT u.ä.) und meist so gegen Mittag folgt dann das Aufnahme- Gespräch mit dem Doc. Wie schon erwähnt: Wenn ihr mögt, solltest Du als Angehörige ruhig mit hineingehen, die Ärzte stört das gar nicht, im Gegenteil, so erfahren sie manchmal mehr über die Patienten...
Dann folgen manchmal noch weitere Untersuchungen.
Die Chemo läuft unterschiedlich ab, d.h., die Art der Chemo ist bei jedem Patienten anders. Meine Mum erhält stets 3 TAge lang 2 Präparate nacheinander. Dafür ist sie dann so ca.2-3 STunden am Tropf angeschlossen (die Pfleger/-Schwestern stellen den Tropf unterschiedlich schnell ein, kann man auch um schnelleres Tropfen bitten!). Das variiert aber wie gesagt: manch andere bekommen 5 Tage lang ihre Mittel, bei manchen sind es mehr als 2 Präparate, bei manchen dauert das fast den ganzen Tag, bis der Tropf durch ist etc...!
Nebenwirkungen sind oft Übelkeit, Appetitlosigkeit etc. Dagegen bekommt man in Großhansdorf aber tolle Mittel, die den meisten helfen. Und wir sind der Ansicht, das es auch eine Rolle spielen kann, wie man mental auf die Chemo eingestellt ist. Meine Mum hat sich von Anfang an gesagt "Mir wird davon nciht schlecht werden, ich will das Zeug voll in mich reinlutschen, damit es ordentlich wirkt, und es ist ja was gutes, ncihts, das ich ablehnen muss" - ihr war bis heute noch nie schlecht, im Gegenteil, sie futtert während der Chemo wie ein SCheunendrescher, auch während die Infusionen laufen!!
Zu den Besuchszeiten: Weiß gar nicht, ob es da offizielle gibt, ich glaube nicht... Morgens ist immer Visite, da muss man aus dem Zimmer raus, aber ansonsten hat da keiner was dagegen, wenn man dort ist. Die wollen, dass sich die Kranken so wohl wie möglich fühlen, und wenn da häufiger Besuch dazugehört und es die Mitpatienten nicht stört, dann sagt keiner was! Meine Mum hat sogar von Patienten berichtet, deren Angehörige ihnen während die Chemo läuft GEschellschaft leisten, damit sie abgelenkt sind, spielen dann mit ihnen Spiele oder halten einfach nur Händchen und sind da....
Abends sind die Patienten dort meist recht früh auf ihren Zimmern, so gegen 20.00, da die Behandlungen doch auch stark schwächen und ermüden. Also würd ich nciht später dort auftauchen...

Laß den Kopf nicht hängen! Das ist auch für Dich ganz schlimm,diese Diagnose, aber Krebs heißt nicht automatisch sterben!
Du wirst Deinen Weg finden, Deiner Mutti von Deiner Seite aus bestmöglich zu helfen - und dann schafft ihr das! Versucht immer ehrlich miteinander zu sein, weint zusammen, aber vergesst auch das Lachen nicht - ernst ist die Lage eh, und Lachen ist bekanntlich gesund!!
Und sie wird gut aufgehoben sein in Großhansdorf, die wissen, was sie machen müssen!!
Wenn Du magst, können wir auch mal privat mailen... oder wenn Deine Mum jetzt beim ersten Mal vielliecht länger als eine Woche in Großhansdorf sein wird und meine Mum dann auch wieder dort ist, können wir uns sogar mal auf einen Kaffee dort verabreden wenn Du magst. Vielleicht können wir uns dann gegenseitig trösten, mal die Sorgen und Erfahrungen bequatschen - oder über die niedlichen Ärzte dort plaudern...;-)
Ich hoffe, Du hast noch die Möglichkeit, dies zu lesen vor Freitag...
In jedem Fall: Sei gedrückt von mir, hab Mut, und ich würd mich freuen, wieder von Dir zu hören!

Für Euch alle hier alles Gute
Alice
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