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Alt 30.04.2008, 11:01
Mervyn Mervyn ist offline
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Standard AW: Meine Mutter hat es auch erwischt

Hallo Ihr Lieben,

vielen Dank für Euren Zuspruch und Eure Anteilnahme, es hilft.

Meine Mutter ist ganz ruhig eingeschlafen. Mein Vater hatte gegen 21:00 Uhr nach ihr geschaut, da war alles in Ordnung, als er kurz nach 0:00 Uhr wieder schaute, war alles vorbei. Sie hat nicht gelitten.
Dienstag nachmittag/abend war der Arzt noch da gewesen und hatte Ihr noch Erleichterung gebracht, in dem er das Wasser aus ihrem Bauch abließ und ihr noch etwas gegen die Schmerzen spritze. Er hatte keinerlei Anzeichen bemerkt.
Ich selber hatte am Dienstag gegen 18:00 Uhr noch mit ihr telefoniert, zwar nur kurz, aber es hörte sich gut an.
Die Notärztin sagte zu meinem Vater, das meine Mutter sehr entspannt daliegen würde. Man war überrascht, wie gefasst mein Vater war, aber er meinte, er hätte Monate gehabt sich darauf vorzubereiten.

Sehr dankbar bin ich den Nachbarn. Sie hatten gemerkt, das etwas nicht stimmt. Mein Vater ist sehr schwerhörig und spricht sehr laut. Als bei ihnen geklingelt wurde um zu bitten, ob jemand bei meinem Vater bleiben könnte, hat sich die Tochter angezogen und ist bis nach dem Frühstück bei meinem Vater geblieben. So war mein Vater gut betreut und nicht allein.

Ich hatte ein gutes Telefonat mit dem Arzt. Er macht normalerweise keine Hausbesuche, hat es aber für meine Mutter getan und hat sich dafür von Kolegen transportable Geräte geliehen. Er war morgens vor der Praxis oder Mittags in der Mittagspause oder abends nach der Sprechstunde da, wenn es nötig war auch dreimal am Tag. Er konnte beim letzten Besuch nicht erkennen das es zu Ende geht. Er sagte mir meine Mutter sei sehr stark gewesen, sie hätte gekämpft und sich nicht unterkriegen lassen, sie hätte fast nie geklagt. Er meinte, meine Mutter hätte sich so gefreut meinen Bruder zu sehen, er dachte, das sie das noch schaffen würde.

Im Dezember fingen an die Kräfte zu schwinden, sie nahm das Auto statt das Fahrrad. Sie beklagt sich nicht. Weihnachten hat sie noch einen langen Spaziergang mit uns gemacht, was uns alle erstaunt hat. Im Januar/Februar fingen an ihre körperliche Kräfte immer mehr nachzulassen. Sie wurde immer schneller kurzatmig, Wasser an der Lunge machte ihr zu schaffen. Anfang März ging sie ins Krankenhaus, um an der Lunge behandelt zu werden. Danach wurde es als ich zu Besuch war besser, leider ging es in den Wochen danach leider mit ihren physischen Kräften steil berg ab. Sie hat die umgestellte Chemo abgebrochen, da sie sich damit nicht auch noch quälen wollte. Sie war die letzten Wochen mehr oder weniger bettlägerig. Sie bekam Ernährung durch ihren Port, da sie alles andere wieder erbrach. Was sie an Schmerzmittel bekam kann ich nicht sagen. Aus dem Bauchraum wurden seit der Woche vor Ostern immer wieder mehrere Liter Wasser abgelassen.

Ich konnte noch von meiner Mutter hier im Haus Abschied nehmen, da sie noch nicht abgeholt worden war. Die Pflegerinnen hatte sie etwas zurecht gemacht. Sie im Sarg zu sehen, wäre über meine Kräfte gegangen.

Bis Sonntag bleibe ich bei meinem Vater, denn muss ich zurück zur Arbeit, komme aber wieder zur Trauerfeier und Beisetzung.

Es tut und tat gut hier zu schreiben, ich werde dabei bleiben.

Grüße

Imke
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