Meine liebe Verena,
ach Mensch, lass dich drücken.
Ich denke mal, auch wenn man Erfahrung mit dem Sterbenden bereits gesammelt hat
, könnte man es nicht sagen, in welcher Phase dein Schatz sich befindet. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass mein Pa und Jörg völlig unterschiedliche Verläufe und Verhaltensmuster aufwiesen. Mein Pa hatte sich 3 Wochen ohne Essen gequält, war nur noch Schatten seiner selbst. Bereits Monate vor seinem Ableben sagte mal ein Notarzt, der ihn ins KH mitnahm, zu meiner Mutter: "Der kommt nicht mehr lebend hier raus, das sehe ich, ich weiß, wie solche Leute aussehen". Super nett. Mein Pa hatte aber danach noch - wie gesagt - einige Monate. Bei Jörg war es nun wieder umgekehrt. Mehrmals dachten die Ärzte, dass es bald vorbei wäre, aber immer wieder hat er sich aufgerappelt. 5 Wochen vor seinem Tod war er auf der Intensiv - sämtliche Ärzte und Schwestern sahen mich total mitleidig an und gaben mir mit ihren Blicken etwas zu verstehen. Aber auch da ist er wieder weggekommen. Nur im entscheidenden Moment haben wir alle nicht damit gerechnet; ca. 12 h davor war überhaupt im KH noch nicht die Rede davon, erst ca. 4 h vorher sprach ein Arzt mit mir - da war aber Jörg schon gar nicht mehr ansprechbar.
Ich schreibe das so ausführlich, weil ich persönlich der Meinung bin, dass die Ärzte den Eintritt des endgültigen Sterbeprozesses erst höchstens bis 72 Stunden vorher feststellen können. Ich hatte mich vorher so viel - zuviel - mit den einzelnen Sterbephasen beschäftigt (nach Kübler-Ross), und konnte nur feststellen, dass nichts miteinander vergleichbar ist, außer in der absoluten Endphase. Aber in der befindet sich dein Schatz bestimmt noch nicht.
Und deshalb vermute ich, dass es dir niemand vorhersagen kann, wie es weitergehen wird. Es könnte auch nochmal ein großes "Auf" geben.
Mir bleibt einfach nur übrig, dir die nötige Kraft zu wünschen und dass dein Mann dankbar dafür ist, was für eine Superfrau er an seiner Seite hat.