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Alt 07.10.2013, 19:31
evelyn-wieda evelyn-wieda ist offline
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Standard AW: Kämpfen - Diskussion um das Kämpfen gegen die Krankheit

Einen netten Gruß in die Runde,

Lieber Kerejon,
ich glaube, ein Muster wirst du auch nicht finden können. Weißt du, wir alle, ob Betroffene, Angehörige, Behandelnde sind alle anders mit eigenen Vergangenheiten, unterschiedlichsten Gedanken, Gefühlen, Diagnosen und all das prägt das JETZT des jeweiligen.

Genau aus diesem Grund sind für mich Krebsformeln, Prognosen oder Statistiken so was von wurscht, es ist für mich ein Zahlensalat, der mir nicht schmeckt. Ich bin kein Zahlenmix, ich bin ein Mensch und Menschen fallen aus all den festgeprägten Mustern heraus oder passen nicht hinein, weil sie so unterschiedlich sind wie Regentropfen und ja, auch hin und wieder Wunder erleben. Und davon gibt es glaube ich mehr, als wir denken.

Vielleicht magst du ja auch ein wenig Glaube, Hoffnung, Vertrauen in die eine Waagschale deiner Lebenswaage legen und aus der anderen Seite etwas Zahlensalat, Angst, Kopfkino nehmen.
Dein gemaltes Bild mit der Waage ist schön und treffend und ich male einfach einmal weiter. Denn ich weiß, wie schwer es war, sich überhaupt zu bewegen, weil ich eine Heidenangst hatte, in welche Richtung die Waagschale ausschlagen könnte.
Ich habe auch ausgeharrt, ich war versteinert.
Dann erkannte ich, dass das nur ein Stillstand war, ein immer tieferes Versinken und das wollte ich nicht mehr, ich wollte vorwärts gehen – egal wohin, nur vorwärts gehen und aus dem schwarzen Tal wegkommen. Und siehe da, schon mit einer kleinen Veränderung meiner Position sah ich Sonnenlicht – sprich, ich veränderte meine Einstellung und meinen Fokus.

So wünsche ich dir von Herzen, dass du ein ganz klein wenig die Waagschale beeinflusst und freue mich sehr, wieder von dir zu lesen.

Lieber Helmut
Na, was soll ich schon schreiben, wie: du hast dich wieder perfekt ausgedrückt. Bist ein Meister des Wortes und es ist gut, dass du hier bist.

Was du über das Hineinversetzen in die Psyche anderer schreibst ist höchst interessant und ja, es gehört eine gehörige Portion Mut und Fingerspitzengefühl dazu. Selber bin ich auch gerne so eine Zuhörtante und gebe meinen eigenen Senf kund. In einem anderen Thread habe ich einmal darum gebeten, dass mir die Beteiligten erklären, warum sie so denken. Ich konnte es nicht verstehen und wollte es unbedingt. Eine Frau antwortete mir sinngemäß: Du musst das auch nicht verstehen, weil du es auch gar nicht verstehen kannst, sondern es ist schon gut, wenn du es akzeptierst.
Und richtig. Sie hatte recht. Ich kann gar nicht wie andere fühlen und denken, aber ich kann sie achten, respektieren und akzeptieren. Dabei ist für mich wichtig, dass ich ungeheuer viel lernen kann und dass mich solche Diskussionen zum Nachdenken anregen und mir wieder neue Wege eröffnen.

Dafür möchte ich mich herzlich bedanken.

Ferner schreibst du:
Zitat:
Eine Entscheidung ist immer richtig, wenn sie nach bestem Wissen und Gewissen gefällt wurde. Selbst dann, wenn sie falsch war.
Dem möchte ich mich einfach nur gerne anschließen.

Liebe Simi,

deine Zeilen berühren mich und ich kann es mir gar nicht vorstellen, wie schwer es ist, ein Kind zu verlieren. Aus all deinen Worten geht Traurigkeit und Ohnmacht hervor, die euch begleitet. Ich bin voller Mitgefühl für eure Situation, für dich.

Was ich lese, ist Liebe zu euer Tochter, große tiefe Liebe und das man um das Leben eines Kindes ringt, das man nicht verlieren will. All deine vielen Fragen, die du als Mutti stellst, verstehe ich.

Doch weißt du, wir sind Menschen mit Gefühlen und du kannst nicht einfach als Mutter mit einem Schalter deine Gefühle, deine Liebe zu deinem Kind ausschalten und plötzlich völlig rational denken und handeln. Das geht nicht. Hier sind andere Partner gefragt, wie Ärzte, Pflegepersonal, Therapeuten – sie sollten den anderen, klaren Blick haben und beratend zur Seite stehen. Es ist und war eine Ausnahmesituation, die so viele Entscheidungen gefordert hat und wo ihr einfach nach euren Empfindungen mit eurem Kind entscheiden musstet.

Keiner weiß, wie viel mehr und wie lange sie wirklich Lebensqualität gehabt hätte, wenn ihr euch anders entschieden hätte.

So erlaube ich mir einfach, dich zu umarmen. Danke, dass du so offen bist und ich ein Stück von deinem Weg spüre.

Ich wünsche dir liebevolle Erinnerungen mit deinem Kind und Kraft dafür, dass du irgendwann dein Kopfkino ausschalten kannst.

Alles Liebe
Evelyn

Und allen anderen wünsche ich eine Lebenswaage, die sich meistens in der Waage hält, und immer das eine oder andere Gewicht für einen positiven Ausgleich.

Evelyn
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