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Alt 15.10.2004, 22:29
Gast
 
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Standard Nun bin ich Witwe

Hallo Beatrix,
auch wir kennen uns aus dem BSDK-Forum. Es ist schön, dass der Kontakt nicht ganz abbricht. Wie sich doch die Dinge ähneln. Auch mein Mann war begeisterter Angler. Oft bin ich mit ihm mitgegangen. Ich habe ihm auch einen Glücksbringer mit ins Grab gegeben. Wir waren vor Jahren mal in einem tollen Restaurant zum Silvester-Menü. Da hat jeder Gast einen Glückskäfer auf seinen Platz bekommen. Ich trage den immer in meiner Handtasche. Mein Mann hatte seinen immer auf seinen Nachttisch liegen. Als er vom Bestatter fertig gemacht wurde, habe ich ihm diesen in seine Anzugtasche gelegt. Der Besatter hat das nicht verstanden und ihn heraus genommen und im Wohnzimmer hingelegt. Als er bereits abgeholt war, habe ich den Glückskäfer dann auf der Couch liegen sehen und so geweint, weil er ihn nicht mitbekommen hat auf seinen letzten Weg. Mein Sohn ist dann zum Bestatter gefahren. Der Sarg wurde nochmals geöffnet und sein "Talismann" hineingelegt.
Auch ich habe das Gefühl, dass mein Mann noch oft bei mir ist und ich schon Zeichen bekommen habe. Das erste war gleich am Tag der Beerdigung. Er hatte immer ein paar alte Pantoffeln vor unserem Hinterausgang stehen, ich bin immer darüber gestolpert und habe mich dummerweise immer darüber geärgert. Am Morgen der Beerdigung bin ich wieder darüber gestolpert und wollte sie in die Mülltonne werfen. Da waren eine Menge Wespen darin und ich bin gleich gestochen worden. Aber er schickt mir auch gute Zeichen. Am Montag diese Woche wollte ich abends nach der Arbeit noch Rasen mähen und der Rasenmäher ist einfach nicht angesprungen. Auch unser Nachbar konnte ihn nicht starten. Am Mittwoch bin ich nach der Arbeit nochmals auf den Friedhof gefahren und habe ihm gesagt: "Andreas nun hilf mir doch ", prompt ist der Rasenmäher auf das erste mal angesprungen. Ich habe schon mehrmals in den 10 Wochen seit mein Mann tot ist, solche Dinge erlebt, träume aber auch immer schlecht, wenn ich etwas von ihm weggebe. So kommt es, dass fast noch alles auf seinen alten Platz ist.
Liebe Beatrix, ich bin jetzt schon 10 Wochen Witwe, aber ich habe das Gefühl, dass es jetzt momentan am schlimmsten ist. Am Anfang habe ich immer gedacht, gleich geht die Haustüre auf und mein Andreas kommt. Aber jetzt habe ich begriffen, er kann nicht mehr zu mir zurück. Wenn wir uns wiedersehen wollen, dann muss ich zu ihm. Ich bin momentan total depressiv, weiß manchmal nicht, wie ich den Tag und vor allen Dingen die Nacht verbringen soll. Arbeitest Du schon wieder. Einerseits tut die Arbeit gut, weil man etwas abegelenkt ist, aber anderseits kann man sich auf nichts konzentrieren. Und die ganze Umwelt begreift sowieso nicht, was man als Witwe so fühlt, dass man einfach noch nicht so leistungsfähig und konzentriert ist wie vorher. Geht es Dir auch so, dass Du Dich total ausgelaugt fühlst nach der langen Pflege. Und trotzdem wünscht man sich, man könnte das ganze weiter machen.
Jetzt kommt wieder Wochenende, das ist immer am schlimmsten. Ich habe noch so viel Arbeit im Garten. Mein Andreas fehlt mir so dabei, wir haben das immer zusammen gemacht, alleine wächst mir einfach alles über den Kopf. Wenn die Kollegen am Freitag abends sagen: "Ein schönes Wochenende", könnte ich immer heulen.
Morgen fahre ich zum Gärtner und kaufe ihm das schönste Grabgesteck das ich finden kann für Allerheiligen. Ich hätte ihm so gerne noch einen Grabstein für Allerheiligen gekauft, aber der Steinmetz sagt, es ist noch zu früh zum Setzen.
Eine Frage an die anderen Witwen, ging es Euch auch so schlecht, ist das normal, dass man machmal meint, man ist schon körperlich krank vor lauter Sehnsucht nach seinem Partner ??
Viele Grüße an alle
Thekla
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