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Alt 12.03.2004, 10:02
Gast
 
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Standard Schwiegermutter im Endstadium, Gefühle sortieren

Die Vorschreiber haben eigentlich schon alles gesagt.
Nochmal explicit zu Deiner Frau: Sie hat von mehreren Seiten jetzt die "Wahrheit" gehört. Daß sie diese anscheinend komplett verdrängt, liegt in der menschlichen Natur. Jeder geht mit Katastrophen anders um. Du augenscheinlich eher rational, sie eher verdrängend. Vielleicht wäre sie sonst gar nicht in der Lage, etwas zu tun, ihrem Beruf und ähnlichen Dingen nachzugehen.
Daß sie jedes Gespräch darüber abblockt, zeigt das ja deutlich.
Vielleicht möchte sie sich einfach gar nicht mit dem Gedanken befassen, daß es zu Ende gehen könnte. Idealerweise wünscht man sich ja ein intensives Gespräch aller Angehörigen, das Für und Wider wird abgewogen, jeder sagt offen und ehrlich, was er denkt - und gemeinsam wird die bestmögliche Lösung getroffen. Die Tränen fließen, aber alle ziehen an einem Strang.
Leider sieht die Realität anders aus. Ein dichtes Geflecht aus Abhängigkeiten, Schuldgefühlen, Halbwahrheiten, Angst, Verdrängung und Liebe!!!!! umfängt alle, die mit dem Patienten verbunden sind.
Wenn ich an Deiner Stelle wäre, würde ich wie Du es schon machst, die Sorge um eine angemessene pflegerische Betreuung in den Vordergrund stellen. Und die Sorge um den gesundheitlichen Zustand Deiner Frau, die ja zur Zeit auf vielen Hochzeiten tanzt.Wie lange will sie das aushalten?
Wenn sich eine Beurlaubung im Beruf nicht machen läßt, sollten die Ehrenämter eben vorübergehend eingestellt werden.

Eine gute Freundin von mir hat metastasierenden Brustkrebs, noch ist sie zu hause und wird von ihrer Familie liebevoll umsorgt. Alle wissen, wie es um sie steht, sie selber ist ziemlich deprimiert, verdrängt vieles, hält sich wacker. Aber man muß jedes Wort auf die Goldwaage legen. Sie hat Schmerzen, sie ist viel allein. Da sie lange Jahre als Krankenschwester gearbeitet hat, kann man ihr mit Morphintabletten, ambulantem Hospizdienst u.ä. nicht kommen. Sie würde uns ins Gesicht springen.
Das nur zu meinem Background-- Dein Dilemma zwischen helfen-wollen und nichts-tun-können/sollen kann ich gut verstehen.
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