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Alt 08.02.2013, 17:49
Freudenkind Freudenkind ist offline
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Standard AW: Endstadium Lungenkrebs - was kann alles kommen?

Hallo Vera,

wir haben bis Mitte Januar noch selbst meine Schwiegermutter zu Hause gepflegt. Es war schon recht aufreibend und bringt den (unerfahrenen) Mensch an seine Grenzen sowie darüber hinaus.

Meine Wertschätzung Dir/Euch dafür, dass Ihr die letzte Pflege übernommen habt. In solchen Situationen zeigt sich oft der Unterschied zwischen Freund und Bekannte.

Mitte Dezember wurde bei meiner Schwiegermutter LK(AK) im Stadium IV festgestellt. Wegen eine Vielzahl an Begleiterkrankungen haben wir uns für eine "reine" Palliativmedizin und gegen eine (Chemo)Behandlung entschieden. Die Medis wurden auf das notwendigste reduziert. Wir wahren uns der Tragweite unserer Entscheidung bewusst.

Da wir Platz im Haus hatten holten wir sie zu uns. Neben einem Pflegebett haben wir auch noch ein Sauerstoffgerät sowie einen Pflegedienst mit Schwerpunkt Palliativ besorgt.

Hier ein paar Tipps (die wir uns gewünscht hätten):
Pflegebett: es gibt spezielle Matratzen, die sich der Form des Körpers anpassen und das Wundliegen weitgehend verhindern. Diese ist verschreibungspflichtig (über den Palliativarzt! NICHT HAUSARZT!) und über das Sanitätshaus zu erhalten

Sauerstoffgerät: ein starres Gerät verbraucht EXTREM(für bis zu 150 EUR pro Monat!) viel Strom, es gibt eine Zuzahlung von der KK; das Wasser hierfür wird i.d.R. nicht von der KK übernommen und muss selbst bezahlt werden. Wir kamen mit einer Flasche steriles Wasser (aus der Apotheke) aus. Dieses ist verschreibungspflichtig und über den Palliativarzt zu verordnen. Nach Aussage der KK reicht es aber auch aus, Leitungswasser abzukochen. Je nach Allgemeinzustand reicht es aus Sauerstoff bei einem Wert ab unter 90 zu geben. Wir haben uns ein mobiles Kontrollgerät (Geräte wie Pulox oder Biosync reichen völlig aus) besorgt und die Werte selbst regelm. kontrolliert.

Nun zum "Endstadium" selbst. Wir hatten vorweg viel gelesen und waren auf das Schlimmste vorbereitet. Es gibt viele Indikatoren von denen man "ablesen" kann ob der Sterbeprozess eingesetzt hat. Absolute Unruhe, präfinales Rasseln, der Versuch sich zu entkleiden bzw. im Bett frei zu liegen hatten auch bei meiner Schwiegermutter etwa 2 Tage vor dem Tod eingesetzt.

Am letzten Tag hatte sie so starke Schmerzen das die "üblichen" Schmerztabletten nicht mehr halfen durch den Palliativdienst Morphium i.V. gegeben wurde. Das war morgens. Sie schlief den ganzen Tag, immer ruhiger und immer gleichmäßiger. Kein durch Schmerzen verursachtes Gewimmer mehr. Sie wurde nicht mehr wach und starb abends. Friedvoll und ohne Schmerzen.

Was kommen kann, kann nicht gesagt werden. Vieles ist möglich und sicher auch davon abhängig, wie man sich darauf vorbereitet. Den Tod als Bestandteil (seines) Lebens zu akzeptieren ist wichtig und hilft seinen Frieden zu finden. Ob als Betroffener oder als Angehöriger.

Ich wünsche Dir/Euch viel Kraft für das was noch kommt.
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