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Alt 22.03.2013, 14:53
aquila aquila ist offline
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Beiträge: 128
Standard AW: Wie "funktioniert" ihr weiter??

Danke euch allen für die vielen, z.T. sehr informativen Antworten!

@Marina
Das Mirtazapin nehme ich jetzt seit einigen Wochen und habe eigentlich jetzt keine fühlbaren Nebenwirkungen mehr.
Allerdings habe ich das Gefühl, es "reicht" nicht mehr wirklich... Plötzliche Heulattacken habe ich nach wie vor meistens (nicht immer) im Griff, bzw. kann sie weitgehend unterdrücken. Aber das allgemeine Befinden ist situationsbedingt im Moment wieder sehr schlecht und ich bin nicht sicher, ob das so ausreicht...
Geheule ist im Moment wieder täglich, immer dann, wenn ich es mir "leisten" kann, d.h. allein bin und idealerweise auch nirgendwo mehr hin muss...
Da mein Schatz nun zuhause ist, ist das somit schwierig und ich kämpfe fleißig gegen den Heuldrang an. Aber zur Zeit ists wieder ziemlich schlimm, fast wie zu dem Zeitpunkt, wo ich mir das Medikament verschreiben ließ

Zum Beruhigungsmittel greifen (habe ja noch ein paar Lorazepam für "Notfälle" da) wird derzeit wieder zunehmend verlockender und das will ich an sich nicht.

Problem mit dem Mirtazapin ist auch, dass ich eh immer müde bin. Ich bin mehr der Typ, der bei seelischen Stresssituationen mit vermehrter Müdigkeit reagiert (aber keiner Apathie o.ä.). D.h. Schlafen ist kein Problem, wachbleiben dagegen eher Setze ich mich abends aufs Sofa und schaue TV kann ich in kürzester Zeit einpennen und komme dann kaum noch wieder "hoch"... Und nach 8 Std Schlaf sollte man ja an sich auch mal vernünftig hochkommen, morgens, aber nö... man geht müde zu Bett und steht müde auf Total lästig.
Und dann noch das Mirtazapin, das ist an sich, rein logisch gesehen, natürlich kontraproduktiv... Aber andererseits kann man ja auch nicht sagen: wasch mich, aber mach mich nicht nass!
Will sagen: Müde machen nein, aber beruhigen ja. Wie soll das auch gehen?!?
Eine echte Zwickmühle...
Und was abhängig-machendes möchte ich wirklich unbedingt vermeiden, da ich eh ein eher labiler Mensch bin und mir dann ein neues, schlimmes Problem zusätzlich schaffen würde, fürchte ich

Naja, ich muss eh die Tage wieder zu der - wirklich super-tollen! - Ärztin und werde ihr das mal schildern. Mal schauen, was sie meint...
Und vielleicht sollte ich mir doch mal einen Termin bei dieser psychosozialen Beratungsstelle holen, die wohl von der Parität hier angeboten wird, wie ich gelesen habe... Das hatte mir die Ärztin auch empfohlen, zumal bei Psychologen wohl die Wartezeiten div. Monate sind

@GabrielaV
Deinen Post habe ich mit viel Frustation, Trauer und viel Wut gelesen.
Wut natürlich nicht auf Dich, sondern auf die Krankheit! Ich denke, ich verstehe, was Du mir mit Deinem lieben, positiven und aufmunterndem Post sagen willst und danke Dir dafür
Aber in Urlaub fahren, so viel wie möglich schöne Zeit miteinander verbringen... all diese Dinge liest man so viel von Menschen in dieser Situation.
Und es macht mich einfach so unglaublich wütend, dass wir das nicht haben dürfen! Nicht mal DAS, nur für ein Weilchen wenigstens
Es ist bei ihm so galoppierend vorangegangen, dass wir da nur hinterherhetzen können. Er ist jetzt schon Pflegefall. Vor ein paar Wochen noch merkte man ihm kaum was an! Jetzt in kürzester Zeit an Bett und Rollstuhl gefesselt. Wobei er auch Hilfe beim Wechsel vom einen ins andere benötigt.
Wird zusehends dünner und schwächer.
Die Augen für das JETZT und das LEBEN öffnen...?
Ja, das liest man viel.... Und es ist auch wirklich gut gemeint, wie von Dir auch, liebe GabrielaV.... Und dann öffne ich die Augen und sehe ihn so furchtbar abgemagert, kraftlos, immer wieder Schmerzen habend...
Urlaub? Gemeinsame Unternehmungen? Schöne Stunden zu zweit?
Nichts von all dem ist uns vergönnt
Dafür organisatorische Dinge ohne Ende und an alles muss ich denken (er kann es nicht mehr, verständlicherweise und ich fühle mich dauernd total überfordert!)
Du schreibst als Nebenwirkung Deines Medikaments von "sexueller Unlust" und wieder dachte ich mit einem erneuten Anflug von Bitterkeit: "Naja, DAS Problem haben wir ja zum Glück nicht, denn DAS Thema hat sich in den letzten Wochen eh komplett erledigt, da daran in seiner Verfassung schon seit Wochen gar nicht mehr zu denken ist! Wir sind froh, dass er überhaupt seine Blasenfunktion weitgehend zurückerlangt hat... (womit ich nichtmal ernsthaft gerechnet hätte) An Sex, oder auch nur irgendwelche Zärtlichkeiten, wie in den Arm nehmen o.ä. ist gar nicht mehr zu denken... Habe mich kürzlich neben ihn gesetzt und bißchen den kopf auf seinen Schoß gelegt, da meinte er nur "aua" und schon hatte ich ihm selbst dabei ungewollt wehgetan
Vor ein paar Tagen sah ich in der Klinik eine Frau, die offenbar auch Krebspatientin ist (denke ich zumindest, zumal sie auch so eine kleine Mütze trug, da ihr offenbar die Haare ausgegangen waren, und sie trug so einen Hausanzug...) und sie aß ein Stück Kuchen oder so was und trug dann ihren Teller zum Geschirrwagen und ich war in diesem kleinen Augenblick richtig WÜTEND auf diese arme Frau!
Warum kann sie stehen, gehen, sich selbst ein Stück Kuchen holen und mein Schatz nicht??? (mehr)
Ich war so erschrocken über diesen bitterbösen Gedanken, erschrocken über mich selbst! könnt ihr euch das vorstellen...???
Was tut diese verdammte Krankheit selbst DEN Menschen an, die "nur" die Angehörigen sind????

@Monika Rasch
Ja, auch mir geht es so, dass ich total staune, immer wieder, wie tapfer, gefasst und leidensfähig mein Schatz das alles hinnimmt...
Und ich bin dauernd am Heulen und fix und fertig und brauche Medikamente....
Und er nimmt alles hin.. erträgt einfach....
Ich staune einfach nur....
Ich könnte das nicht....
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Mein Schatz... Es ist so ungerecht
Verzeih mir, dass ich Dich nicht retten konnte...
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