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Alt 20.05.2011, 01:55
Boxerhund1 Boxerhund1 ist offline
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Standard AW: angst vor der zukunft - pleuramesotheliom

hallo MaVo

deine Mama hat eine tödliche Krankheit - und vielleicht weiß sie viel mehr, als du denkst!? Vielleicht will sie euch alle nur schützen, wenn sie ignoriert und abblockt und nicht drüber reden will.
Warum soll deine Mutter eine Therapie machen, von der sie weiß, daß es doch am Ende sinnlos ist? "Für die Familie"??? Bissele viel verlangt, wenn man am sterben ist, oder? Wenn dein Schwager das egoistisch findet von deiner Mutter, dann sorry... dann ist er ein gefühlloser Idiot!

Nicht ihr müßt dem Tod in die Augen sehen - deine Mutter muß das. Und das ist für sie schwer genug. Wenn sie also für sich selber beschließt, den sinnlosen Kampf nicht weiterzuführen, dann ist das Mindeste, was sie erwarten kann, daß ihr das respektiert. Nicht jeder Krebs ist heilbar - LEIDER!

Also... stell dir mal vor, du wärst an ihrer Stelle - denk dich richtig da rein. Du weißt, daß du sterben wirst - und die Therapie bringt dir vielleicht noch 6 Monate. Gut für wen? 6 Monate mehr an Nebenwirkungen, 6 Monate mehr an Angst vor dem Tod, 6 Monate mehr... wofür? Daß die Angehörigen sich gut fühlen? Wie würdest du dich da entscheiden? Wärst du da auch "egoistisch"? Und ist das wirklich Egoismus?

Was diese Bekannte betrifft, die gestorben ist schon... solange deine Mama nicht nach ihr fragt.... wieso willst du ihr dann dein Wissen aufzwingen? Wenn sie nicht fragt, dann sag einfach nichts. Wenn sie nicht fragt, will sie es vielleicht gar nicht wissen!? Wenn sie aber fragt, dann sag ihr die Wahrheit.

Ich weiß genau, wie du dich fühlst. Der Todestag meiner Mutter jährt sich in 4 Wochen zum 2. Mal. Wie es damals war - es ist, als wäre es heute.
Was wir als Angehörige für unsere Lieben tun können, ist so einfach und so schwer. Einfach da sein, helfen, wo immer es geht - unterstützen und immer wieder - da sein. Schwer ist der Schmerz, die Angst, die Verzweiflung, die wir spüren. Das ist unser Teil der Last - und damit müssen wir fertig werden - wir, die wir weiterleben.
Wie schwer aber ist es für den, der weiß, daß er gehen muß? Wie schwer ist es für den, der weiß, daß er keine Wahl hat und nicht gefragt wird, ob er das will? Dagegen ist unser Schmerz, unsere Verzweiflung und Angst - so schlimm sie uns erscheint und auch tatsächlich ist - nichts!

Ich wünsche dir und deiner Mama alles erdenktlich Gute. Und wenn du deiner Mama wirklich helfen willst, dann denk von ihrer Sicht aus. Was ist für sie das Beste. Nur das zählt jetzt noch.
Viel Kraft wünsch ich dir für die kommende Zeit und den schweren Weg, den ihr jetzt gehen müßt.
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Liebe Grüße, Cori

Als Angehörige kam ich, als Hinterbliebene blieb ich.

Mama: 4.10.1924 - 29.6.2009
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