Einzelnen Beitrag anzeigen
  #15  
Alt 31.07.2014, 14:42
Benutzerbild von Majesty
Majesty Majesty ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 14.07.2014
Ort: Hessen
Beiträge: 69
Standard AW: Mein Papa hat Lungenkrebs!

Hallo liebe Tazi!

Du hast mir so viel geschrieben, daß ich erstmal Zeit haben mußte, um dir zurück zu schreiben!
Danke erstmal für die sehr ausführliche Nachricht von dir!

Du hast mich wirklich nicht mit deinem Beitrag runtergezogen! Es ging mir eh nicht so gut an diesen Tagen! Viele Dinge weiß ich selber, aber man findet nicht immer einen Weg für sich, damit klar zu kommen. Zumindestens so schnell!

Zitat:
Auch für mich war es schwer zu akzeptieren, dass meine Mama Krebs hat und das es in diesem Stadium heißt, dass sie sterben wird. Ich habe viele schlaflose Nächte durchlebt und Rotz und Wasser geheult... Nun ist sie tot und noch heute möchte ich es nicht akzeptieren... Aber ich möchte dich nicht mit meinem Schmerz runterziehen... Ich bin deshalb nun großtenteils im Hinterbliebenen Forum und schreibe dort...
Lass dir Zeit um mit diesem Hammer klar zu kommen! Ich weiß, dass es alles andere als leicht ist. Ich drück dich!
Es tut mir trotzdm leid, das deine Mama den Kampf verloren hat.
Mir ist das bei meinem Papa auch stark bewußt, das er einfach keine Chance hat. Er kann zwar kämpfen, aber er wird früher oder später den Kampf verlieren. Dieses Todesurteil hat mich fertig gemacht. Aber, wie schlimm muß es erst für den Betroffenen sein?
Mittlerweile sitzt der Schock vor allem nicht mehr so tief. Ich denke, ich habe es besser akzeptiert und versuche, ihn mit anderen Augen zu sehen...

Zitat:
Die Krebszellen die also im N beschrieben werden sind Krebszellern, welche sich auf Wanderschaft begeben wollten, aber in den Lymphknoten vom Immunsistem feststecken und der Krebs dann nicht streut, wie bei Organmetastasen.
Dies finde ich hoch interessant was du geschrieben hast. Das wußte ich so nicht. Meine Mutter hatte die Ärzte vor der letzten Chemo gefragt, was das heißt. Und von den Ärzten die Antwort war, das ist normal.
Meine Mutter ist jemand, die läßt sich oft mit solchen Aussagen abspeisen.
Fragt nicht weiter nach. Denkt dann, okay, dann ist ja gut...
Ich könnte dann immer fast verrückt werden... Weil solche Aussagen bringen einen ja nun nicht wirklich weiter...

Zitat:
Ich weiß gar nicht wieso Menschen weinen immer für eine Schwäche halten. Es reinigt und es tut gut und es zeigt unseren Lieben, dass wir uns um sie sorgen und sie lieben. Was gibt es schöneres als einen Menschen so zu lieben, das man bei dem Gedanken daran diesen Menschen zu verlieren weinen muss?
Das unterschreibeich sofort. Das hast du gut ausgedrückt! Am Sonntag war so eine Situation wo wir beide kurz gemeinsam geweint haben. Er hatte ja letzte Woche Donnerstag einen leichten Hinterwandinfarkt. Er saß im Besucherraum auf dem Stuhl und sagte:"Naja, den Infarkt habe ich überlebt. Noch lebe ich!!!" Und seine Stimme nahm deutlich an Zitterigkeit zu und bei dem Wort "ich" fing er an zu weinen! Ich habe ihn umarmt und tröstete ihn. Ich mußte auch weinen. Diese Situation ging vielleicht 10 Sekunden so.

Aber man merkt, wie schnell er wieder versucht stark zu sein. Auch für sich selber...

Zitat:
Ich finde es toll, dass du selbst gemerkt hast, wie es um deinen Papa steht und von dir aus sagst, dass du nicht bereit bist es zu akzeptieren.
Danke sehr. Zumindestens beginnt glaube ich die Zeit, wo ich meinen Papa genießen möchte wenn es ihm gut geht. Und wenn es ihm schlecht geht da bin, damit er sein Leid klagen kann.

Zitat:
Mahc dich nicht bekloppt, wegen diesen Dingen. Ich bin ein faktischer Mensch. Ich habe diese Informationen gebraucht um zu verstehen was in ihrem Körper passiert. Um zu versuchen nachzuvollziehen wie sie sich fühlt. Und wie ihr Körper jetzt mit der Krankheit und der Chemo funktioniert. Wenn du das nicht brauchst ist das auch in Ordnung.
Ja, da bin ich wie du. Ich will auch alles wissen. Ich möchte auch verstehen, was in meinem Papa während der Chemo und danach los ist.
Ich bin schon um einiges schlauer. Mein Wissensdurst ist schon ganz gut gestillt...

Zitat:
Man muss einen Weg finden zwischen Realismus und Hoffnung, der nicht vollkommen irreal ist. Das ist glaube ich das Schwerste. Nicht nur was den Krebs angeht, sondern überall im Leben anwendbar.
Ja, das war auch der Grund, warum ich mich hier angemeldet habe. Ich wollte Infos, wie lange er noch lebt. Ich wollte hören, es ist doch alles nicht sooooooo schlimm.
Aber ich wußte es von der ersten Sekunde mit Bekanntgabe seiner Diagnose, das er unheilbar krank ist und daran irgendwann sterben wird.

Und dort ein Mittelweg zu finden, war sehr schwer. Die Akzeptanz des Todesurteils und wie damit umzugehen ist. Aber ich denke heute, ich habe meinen Weg gefunden.

Ich weiß, er wird daran sterben!
Ich weiß, es gibt nicht allzugroße Hoffnungen, das er damit 10 Jahre leben kann.
Ich weiß, das ich ihn jetzt schon vermisse...

Ich weiß aber nicht wann er sterben wird.

Und so lange er hier noch ist und lebt, und kämpft, und sich nicht aufgibt, gibt es zumindestens mir die Hoffnung, das es noch dauern wird...
Und diese Zeit wird genossen und geholfen...

Danke Tazi!

Lieben Gruß Angela
__________________
PAPA!

*12.09.1937

ED: 12.06.2014: Kleinzelliges Bronchialkarzinom mit 2 Lungenmetastasen und 1 Lebermetastase
cT4 N2 M1b

+09.01.2016


Ich vermisse dich so sehr! Weil ich dich so liebe!
Mit Zitat antworten