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Alt 26.04.2006, 20:47
BAERENOPA BAERENOPA ist offline
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Ausrufezeichen Nicht Am Krebs Werden Wir Sterben,...

SONDERN AN DEM WILLEN GOTTES,
denn auch gesunde Menschen müssen irgendwann einmal sterben, die einen früher, die andern später. Nur bei uns ist es so, dass wir durch unserere Krebskrankheit aus dem natürlichen Lebensrythmys hinausgeworfen worden sind und sie uns droht, an ihr zu ersticken.

Allen Betroffenen, die hier im Forum den Mut aufgebracht haben, über ihre Krankheit zu berichten, oder von ihren Lieben zu schreiben, wie es ihnen ergeht und ergangen ist, was sie fühlen, was sie glauben und auch das, was sie hoffen, habe ich sehr großen Respekt und wünsche mir von Herzen, dass dieses Forum allen dazu dienen wird, eine Kraftquelle für ihre Situation zu sein.

In den letzten Tagen habe ich ganz viele Berichte von Euch gelesen, die mich sehr berührten, die in mir ein starkes Mitgefühl hervorbrachten, aber auch die tiefe Dankbarkeit, dass auch ich als (Neu)-Betroffenernicht nicht allein sein muss, sondern Euch habe, die Ihr mir mit Euren Erfahrungen helfen könnt, und ich mich Euch auch mitteilen darf ohne das Gefühl haben zu müssen, das ich im falschen Boot sitze. - Nein, wir sitzen alle in denselben Boot, wo es gilt: Miteinander zu rudern um gegen den starken Strom, unserer Krankheit, zu kämpfen.

Nun zu mir: Ich bin 51 Jahre alt, und hatte seit dem letzten Juni (2005) immer wieder starken trockenen Husten; meine Freundin, die eine Apotheke betreibt, gab mir am Anfang Medikamente, die aber doch nicht so helfen wollten und riet mir, dass ich doch einmal zu einem Arzt damit gehen sollte. Ich hörte nicht auf ihren Rat sondern schob diesen Husten darauf, dass ich wohl zu viel rauche und dann noch den trockenen Tabak, denn ich drehte mir die Zigaretten selbst.

Der Husten wurde immer schlimmer und irgendwie hatte ich Anfang Januar morgens solch einen Hustenanfall, ich lag noch im Bett und schlug dabei so heftig mit meinen Rippen auf die Bettkante, sodaß ein unsagbarer Schmerz meinen Körper durchzog. Und überhaupt: Abends, wenn ich mich zu Bett legte oder mich darin umdrehte, bekam ich die schlimmsten Hustenanfälle. Aber auch beim Nachvornebeugen, wenn ich etwas Herunetrgefallenes von der Erde aufheben wollte.
Nun denn, ich wartete bis Anfang Februar, hatte mir inzwischen ein leichteres Korsett besorgt, um die Schmerzen der gebrochenen Rippen ertragen zu können. Aber es wurde mir einfach zu viel und ich ging am 06. Februar 2006 "endlich" zu einem Lungenfacharzt. Er horchte mich ab und meinte, dass ich Wasser in der Lunge hätte, aber nicht auf der Seite, wo ich die kaputte Rippe (rechts) hatte, sondern auf der anderen Seite. Er schickte mich zum Röntgen und seine Vermutung wurde bestätigt, dass er meinte, es sei im Unterlappen des linken Lungenflügels ein Tumor und Wasser zu sehen und auf der re. Seite zwei angebrochene Rippen, die 3. und 4..
Sofort wurde ein Lungenfunktionstest gemacht, schickte mich in andere Praxen um eine Sonographie vom Herzen, eine Scintigraphie und CT von der Lunge zu bekommen. Die CT wurde ohne Kontrastmittel gemacht, weil der diensthabende Arzt keine Lust hatte an meinen schlechten Venen herumzustochern. Mit den Ergebnissen ging ich wieder zu meinem Lungenarzt und er wußte nur noch den Rat, um sicher zu gehen, mich zu einer stationären Bronchoskopie und evtl. Thoraxskopie zu schicken.
Ich landete in einer Lungenfachklinik hier in Berlin am Wannsee. Dort wurden nebst einer normalen auch noch eine starre Bronchoskopie durchgeführt, Wasser aus der Lunge abgezogen und diverse Röntgenaufnahmen gemacht. Außerdem wurde nochmals eine CT, dieses Mal aber mit Kontrastmittel, und ein Knochenszintigramm erstellt. Auch wurde noch eine Mediavideostinuskopie gemacht und die Ergebnisse dann alle zusammen getragen. Die Diagnose stand fest: Lungenkrebs (Plattenepithelcarzinom li. Unterlappen, aber operabel.

Am 30.März wurde dann die OP durchgeführt mit der Tatsache, dass sie den ganzen Lungenflügel (Pneumonektomie) herausnehmen mußten und eine Teilresektion des rechten Vorhofes am Herzen. Die OP dauerte 5 Stunden, weil die Sache mit der Resektion nicht eingeplant war, denn die Ärzte hatten auf den Rö.- und CT-Bildern wegen dem Wasser nicht erkannt, dass der Tumor mit dem Herzen und der Lunge zusammen gewachsen war.
Nun mußte ich von 6 Tagen auf der Intensivstation, drei Tage ganz schwer liegen, d.h. ich durfte nicht aufstehen und auch nicht einmal die Beine aus dem Bett baumeln lassen, weil die Naht vom Herzen erst einmal zuwachsen mußte. Ich hatte große Schmerzen und Anfangs wollten die Schmerzmittel nicht helfen, weil ich schon seit ca. 6 Jahren mit Tramadol verwöhnt war, wegen zwei Knie-Prothesen und einer li. Hüftprothese. Als eine Krankenschwester mir doch noch einmal ihr Ohr "lieh", sprach sie mit den Ärzten nochmals und von da an bekam ich meine gewohnte Medikamente und es ging bergauf mit mir. Übrigens: Seit der OP hatte ich keine Schmerzen mehr an den zwei gebrochenen Rippen, sie waren wie weggeblasen.
Endlich kam ich wieder auf die Normalstation, quälte mich zwar weiterhin mit Schmerzen, gerade beim Sitzen; bekam drei Mal täglich Infusionen mit Antibiotika und nahm langsam an den Atem-Gymnastik-Übungen teil. Am Sonntag (der 10.Tag nach der OP) wurde die Infusion eingestellt, mein Inhaliergerät mir weggenommen, weil ich ja schon sehr gut und viel rumgelaufen bin, und ich hatte nur noch am Tage die 30-minütige Gymnastik. Das Osterfest stand vor der Tür, von dem ich wußte, dass ich 4 Tage keinerlei Anwendung bekommen werde und bat um Urlaub, den man mir nach einer Kontrollbronchoskopie am Stump zugesagt hatte. Aber es fühlte sich kein Arzt/Ärztin bereit mir diesen Urlaub zu gewähren, weil sie ein "kleines Ding" an der Naht entdeckt hätten. Wie das "kleine Ding" nun hieß, konnte und wollte man mir einfach nicht sagen, die Ärztin saß auf dem Bett des Mitpatienten und schaute mit dem Rücken zu mir desinteressiert zum Fenster heraus, und der Arzt blätterte in der Krankenakte herum, aber keiner wollte das "kleine Ding" beim Namen nennen und mir eben Urlaub geben. So blieb mir nur das eine (was nicht nachgeahmt werden sollte), mich auf meinen eigenen Wunsch und auf eigene Gefahr zu entlassen, was dann auf einmal ging.
Noch am Gründonnerstag wurde/ward ich entlassen fuhr zu meinem Lungenarzt hin, der dann endlich dem "kleinen Ding" einen Namen geben konnte, das es eine kl. Nekrose war, die aber nicht so bedeutend ist und die auch nicht der Grund wäre, länger im Krankenhaus (und schon gar nicht tatenlos über Ostern) zu verweilen.
An dem darauf folgenden Mittwoch mußte ich nochmals zur Klinik zu einer weiteren Kontrollbronchoskopie, die dann auch das Ergebnis zeigte, dass das "kleine Ding" weg war.

Nun, heute war ich wieder zu einer Kontrollbronchoskopie und ich wurde sozusagen für die Chemotherapie freigegeben, die ich nun ab dem 4. Mai 2006 antreten werde. Es ist geplant sie mir in vier Blöcken zu geben und dann noch Bestrahlung, weil der onkologische Bericht ergeben hat, dass ein nur mit dem Mikroskop sichbarer Teil vom Tumor am Herzen hängen geblieben ist.

Wenn ich ehrlich bin, habe ich vor der nun vor mir kommenden Zeit, eben die Chemo und Bestrahlung sehr viel Angst, mehr Angst als vor der OP, und das war eigentlich auch der Grund, warum ich bei Euch im Krebsforum gelandet bin, weil ich nach Berichten von Betroffenen gesucht hatte. Ich habe zwar sehr viel über Euch gelesen, aber was nun bei der Chemo so abläuft, ob man den ganzen Tag am Bett gefesselt ist, wie es sein könnte oder wird, auf diese Fragen habe ich leider keine Antworten gefunden, oder habe ich sie überlesen?

Auf jeden Fall möchte ich meine Erfahrungen hier mit einbringen, nicht als Besserwisser, denn Ihr wißt viel viel mehr als ich, denn für mich ist es ja alles Neuland, und auch muss ich sagen, dass mich die Tatsache Krebs noch nicht so richtig eingeholt hat, sodaß ich allen Respekt davor habe! Obwohl meine 1.Frau vor 14 Jahren an Darmkrebs mit 4 Lebermetastasen, wovon man nur zwei in der OP erwischt hatte, verstorben ist und ich weiß wieviel Kraft zum Kampf gegen den Krebs benötigt wird, - aber ihn nun selbst zu bekämpfen, dass ist wohl ein ganz anderes Kapitel.

Um so mehr würde ich mich freuen, wenn Ihr mir mit Euren Erfahrungen zur Seite stehen könnt und danke Euch auch dafür, dass Ihr bis hierher mir zugelesen habt, vielleicht für manch einen "Neuen" schon eine kleine Hilfe. Ich würde mich freuen, wenn mir dies gelungen ist.
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