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Alt 09.08.2016, 21:03
Kalisa Kalisa ist offline
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Unglücklich AW: Leberkrebs

Hallo Lalabobe,

zunächst tut es mir leid zu lesen, dass dein Vater diese Diegnose erhalten hat. Ich kann dir leider nur von meiner Erfahrung berichten, die vor genau 3 Wochen begonnen hat. Leider ist es keine schöne Erfahrung und ich sitze immer noch verwirrt da und denke, dass das alles nur ein schlechter Film gewesen sein kann. Ich bin erst 27 und war die einzige nahe Angehörige meiner Mama, sodass alles an mir hing. Es war ein Kraftakt.

Meine Mutter bekam vor vier Wochen (15. Juli 2016) die Diagnose Leberkrebs mit Metastasen im Bauchraum und an der Lunge und wurde in das Krankenhaus eingeliefert. Ich erfuhr es erst eine Woche danach von ihr. Die Gebärmutter war stark geschwollen und sie hatte Unmengen an Wasser im Bauch, sodass sie sehr oft punktiert werden musste. Zudem waren ihre Beine durch die Wasseransammlungen sehr stark angeschwollen und lila-rot verfärbt. Die Augen gelb, die Haut ebenfalls leicht gelblich. Diagnose: Keine Therapie mehr möglich. Nur noch Medikamente, die die Schmerzen lindern.

Lebensstatistiken sagen in einem solchen Fall 6-12 Monate, aber die Ärzte wollten sich alle nicht festlegen. Erst hieß es maximal bis Ende des Jahres, dann wurde es weniger, Ende letzter Woche war das erste Mal von Tagen die Rede.

Die ersten 7 -10Tage; 14-24. Juli 2016) war sie ansprechbar, hatte zwar Schmerzen durch die Punktierungen aber konnte im Rollstuhl runter gefahren werden, um ein bisschen an die Sonne zu kommen. Der Plan war dass sie daheim gepflegt werden sollte. Man konnte ernste Gespräche mit ihr führen und die Angst vor dem Tod nahm sie mit. Sie hatte die Diagnose jedoch nicht sofort realisiert und begriffen.

In der dritten Woche (25.-31. Juli 2016) [/B]verschlechterte sich ihr Zustand. Die Verlegung /Entlassung wurde täglich verschoben. Sie konnte kaum mehr aufstehen, ich musste ihr dabei helfen, sie stützen und wieder ins Bett legen. Ihr Gesicht war schrecklich eingefallen, sie aß zwar (wenn auch wenig), aber lag ansonsten nur da und hatte Mühe zu sprechen. Sie wollte sehr viel schlafen.

Letzte Woche (1-6 August) ging es dann täglich abwärts. Die Nierenwerte sanken, die Niere versagte fast ganz. Aufstehen ging kaum noch, Apptetit minimal aber wenigstens noch vorhanden, kaum Kraft um die Augen offen zu halten oder eine Unterschrift zu tätigen (für Vollmachten und andere Dinge) aber ihr Lebenswille war da und sie sprach noch von Dingen, die für die Zukunft relevant waren. Ab letzter Woche Donnerstag wurde sie dann aggressiv, wütend, genervt und wollte niemanden mehr sehen. Besuch konnte sie kaum ertragen. Letzte Woche Samstag war es dann so weit, dass sie nur noch aufstehen wollte (obwohl damit für sie enorme Schmerzen verbunden waren und sie sich gar nicht hätte aufrecht halten können).Sie nahm mich kaum war bzw. ihr war es egal, sie war aggresiv und war sehr unruhig. Flehte mich gleichzeitig an, dass sie aufstehen müsste. Es tat weh sie so zu sehn und gleichzeitig hatte ich eine böse Vorahnung - Menschen begrehren oftmals nochmal auf, wenn es sich dem Ende zuneigt. Abends erhielt ich den Anruf, dass der Zustand schlechter geworden sei. Ich solle noch den Abend oder am nächsten Morgen kommen. Ich kam eine Stunde später ins KH und sie schlief nur, man hatte ihr Morphin gegeben. Sie sah so schlecht aus und ein Gefühl sagte mir, dass ich mich verabschieden sollte. In der Nacht von Samstag auf Sonntag letzte Woche (also 4 Stunden, nachdem ich das Krankenhaus verlassen hatte) erhielt ich den Anruf, dass meine Mama gestorben war.

Seit heute ist alles für die Beerdigung Ende dieser Woche geplant und ich begreife immer noch nicht, dass die letzten drei Wochen real waren. Ich habe so viel geweint, so sehr gelitten (für mich und meine Mutter) und kann es nicht fassen, wie schnell alles gegangen ist.

Bitte bedenke, dass es bei jedem Patienten einen individuellen Verlauf gibt. Es muss nicht so schnell gehen, wenn noch kein Wasser im Bauch ist und wenn die MEtastasen noch nicht an lebensnotwendigen Organen sitzen, kann es durchaus auf diese oben genannten 6-12 Monate hinauslaufen (ein schwacher Trost, das weiß ich). Deswegen sage ich dir aber: Genieße wirklich jeden Tag, den du mit deinem Papa noch hast. Ich wünsche euch, dass ihr weit mehr haben werdet, als ich es mit meiner Mama hatte

Wenn du Fragen hast, bitte schreib mir. Ich denke auch mir tut es gut, darüber zu reden. Ich bin immer noch in einem leichten Nach-Schock-Zustand...

Liebe Grüße und viel Kraft wünsche ich dir.

Kalisa
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