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Alt 30.05.2006, 13:32
Erzengel Erzengel ist offline
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Standard AW: Annhemen, glauben, Kämpfen! Mein Weg...

Danke schonmal fürs Feedback. Wie man sieht hatte ich sehr viel zu tun, Privat wie beruflich und deshalb kaum Zeit. Aber soll nicht heissen, das ich nicht mehr weiter machen würde. Hier also Teil 2 Meiner Geschichte und Teil 3 wird folgen!

Ultraschall und die Wahrheit kommt ans Licht...

Nach einigem hin und her in der Aufnahme, wurde ich nun zum Ultraschall „beordert“
Ich wurde durch die nach Medizin und Reinigungsmittel riechenden Hallen, in Pastellfar-ben gestrichen, zum Fahrstuhl ins EG befördert. Dort wartete der Chefarzt bereits auf mich. Nach kurzen Begrüßungsfloskeln lag ich also nun auf der „Schlachbank“ und wurde
Mit eklig kaltem Gel bestrichen.

Langsam fuhr er wieder und wieder über meinen Corpus und sagte dann irgendwann :
„So, diese `Mondlandschaft´ ist der Tumor...“

„Der Was? Der Tumor? Krebs? Ich? Ich hab wirklich Krebs? Ich dachte Wucherungen...
Wucherungen meinen Krebs?...“


Meinen fragenden Blick und meiner Fragen „Heisst das ich hab Krebs?“ schaute mich der
Prof erstaunt an und sagte „Oh, Sie wussten noch gar nicht was Sie haben? Sie haben einen Tumor der auf ihre Därme Aufsetzt...“

Komischer weise setzte diese Klarheit einen Prozess bei mir in Gang, der mich selbst ein
Bisschen überraschte. Ich war mir mehr als sicher, das ich wieder gesund werden würde.
Heute kann ich immer noch nicht erklären, warum das so war, ich weiss nur, das ich
Unglaublich viel Kraft in diesem Moment mobilisieren konnte.

Ich schaute in Richtung meine verzweifelten Eltern, die Rotäugig neben mir saßen und schaute ihnen tief in die Augen : „Keine Angst, ich werde diesen Alien in mir besiegen. Ich werde eher wieder aufrecht aus dem Krankenhaus gehen, als ihr meinen Namen sa-gen könnt...“

Was dann genau geschah entzieht sich meiner Erinnerung, ich weiss nur das im Aufnah-megespräch eine Höchstdosierte Chemo angeordnet und erklärt wurde. Mir wurden alle
Möglichen Schauergeschichten erzählt, doch keine davon tangierte mich auch nur im Ge-ringsten.

Das erste Zimmer

Im Laufe der Zeit hieß es dann „Ein Bett ist frei geworden, Sie werden vorerst auf Zim-mer XX liegen“. Gesagt wie getan, also auf in den Kampf. Das erste Zimmer sollte einen
Eindruck hinterlassen, einen schlechten. Da wird doch tatsächlich ein 15 Jähriger Furz,
auf das Zimmer eines Lungekrebs Patienten im Endstadium gelegt. Dieser hatte denn auch nichts besseres zu tun, als seine Lunge in Hustattacken auf dem Bett zu verteilen. Klingt hart, aber als Kind habe ich es so empfunden.

„Na toll. Soll ich jetzt etwa die ganze Zeit hier herumliegen und mir anschauen, wie ein
Mensch verendet?“


Nach einer unruhigen Nacht, mit ständigen Hustanfällen meines Zimmer Nachbarn,
durfte ich am nächsten Tag in ein neues Zimmer. *

*Ich kann leider nicht mehr chronologisch korrekt zuordnen und werde deshalb eine
etwas wirre Zusammenfassung der Therapie Zeit wieder geben.

Die Vorbereitung

Nach der Einweisung ging es die nächsten Tage ans Eingemachte. Ich wurde erst einmal
Einer Magenspiegelung unterzogen, mit positivem Ergebnis. Da ich zuvor in meiner Hei-mat diverser „Teile“ meines Körpers befreit wurde (Teile vom Darm, Magen etc. ), muss-ten meine Innereien überprüft werden.
Nach der ersten Untersuchung wurde mein Thorax geröncht, ebenfalls keine Probleme.
Dann kam die MRT Untersuchung, wo es auch kaum neues zu berichten gab.

Mit den Untersuchungen war ich dann für den Tag durch und ich hatte „Ruhe“ . Ich kam
Auf ein Zimmer mit einer lebenden Nervositäts Zuckung, sprich ein hibbel Patient.
Er war noch um einiges unruhiger als ich und nervte mich tierisch. Er sagte auch den ganzen Tag kaum mehr als „Warum ich...alles Vorbei...“ blablubb...

An dieser Stelle lernte ich Schwester Christine kennen, die sich in der ersten Zeit mit mir
Rumplagen musste. Sie hatte viel Geduld, die brauchte Sie auch

Nach einer weiteren bescheidenen Nacht musste ich den "Klistier Boogey" über mich erge-hen lassen, da eine Darmspiegelung, bevorstand. Danach bekam ich Literweise Vilsa Stil-le Quall...erm...Quelle kredenzt, die ich bis zum Erbrechen trinken „durfte“. Nach ca 3l war es auch soweit, weshalb eine Magensonde gelegt wurde. Diese war mit köstlich kal-tem Liquid gefüllt, das ich nach einer weiteren 30min zur Hälfte in den Äther spie.
Dann gings auf zur lustigen Reise in meinen Allerwertesten, sehr unangenehm und be-gleitet von dauerndem „Wir habens gleich geschafft“ brachte ich auch diesen „Scheiss“ hinter mich. Guter Befund, wie immer...
Nach einer kurzen Ruhepause war der Schlachtplan dann gelegt. Es wurde eine Höchst-dosis Chemopampe für mich festgelegt. Dazu musste dann erst mal mein Rückenmark punktiert werden. Mir wurde gesagt „Nicht aufstehen und laufen. Mindestens 24h lang auf dem Rücken liegen bleiben, sonst können Sie starke Kopfschmerzen un Übelkeit be-kommen.“

„Tjo, kein Problem, wenn ich nicht ich wäre jedenfalls...sicher, ich bleib jetzt 24h auf dem Rücken liegen...

Ich habe ca 3-4h ausgehalten, aber einfach keine Lust auf die Pipiflasche gehabt. Also aufstehen und ablassen, no Problemo.

Der Rest des Tages war eher langweilig und ich lernte noch meine andere Lieblings-schwester „Die Lila Kuh“ kennen. Die Abendschwester war ebenfalls sehr locker...

Nächster Tag, der Herz/Lungen Katheder mit lecker Chemo. Ein Arzt kam und setzte das Erste mal den Schlauch ein. Halb so wild, nur etwas kalt vielleicht. Und ich hielt den Kopf
Die erste Zeit immer schräg

Ich kann gar nichts genaues zu dieser ersten Runde sagen, da ich nur noch weiss, das die Schwestern von mir genervt waren und ich "den Laden" gut unterhielt. Zudem war ich der einzige, der ständig Essen (vornehmlich Pizza und Hähnchen ) orderte. Meine Eltern und Besucher sollten mir auch ständig ½ Hähnchen und Essen mitbringen...ich hatte halt Hunger

Die Zimmernachbarn

Da ich wie gesagt nicht zuordnen kann, wer wann und wie genau bei mir im Zimmer lag, hier ein kurzer Verriss meiner Zimmer Nachbarn.

Den Nervösen ehemaligen Manager hatten wir schon. R.I.P.
Den Briefmarkensammler : Er redete mich den ganzen Tag mit Briefmarken&co zu und
War auch ansonsten wenig inspirierend R.I.P.
Den Netten : Ein Mann, ein Wort, einfach ein klasse Typ der gelassen in die Welt und sein Ende schaute. R.I.P.
Prinz Valium : Den ganzen Tag mit Valium vollgepumpt. Hab ihn bei einer Nachuntersu-chung wiedergertroffen. Dort erzählte er mir, das er nach der Chemo zum Entzug muss-te.
Still alive and kickin

Home sweet Home

Das erste mal nach Hause…auf dem Weg ein mini freuden Kotzer auf der Autobahn.
Zuhause angekommen, TEE (ich bin Ostfriese ) JUHUU!
Ich wollte nur noch los, mich mit Freunden treffen, am besten in dünnen Shorts und T-Shirt los...nach langen Streit und einschreiten meines Onkels trug ich aber doch nen Schal&warmes Zeug. Leukos und Trombos sagten eigentlich „Stay at home“ aber das wäre nicht mein Stil
Ich bin los, führte endlich mal wieder einen normalen Tag und genoß es in vollen Zügen. Freunde wussten nicht so recht mit mir umzugehen, haben aber schnell gemerkt, dass ich wie immer gut gelaunt und laut durchs Leben fegte.
Abends war ich zwar geschafft aber gut gelaunt und so sollte dieser "Heimurlaub" auch bleiben.

Ende Teil 2
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Niemals aufgeben, kämpfen bis zum Schluß
Positiv durchs Leben, Glauben gibt dir Kraft!
Und welcher Ort euch nicht aufnehmen und wo man euch nicht anhören wird, von dort geht hinaus und schüttelt den Staub ab, der unter euren Füßen ist, ihnen zum Zeugnis.
(Markus 6, 7-13)

Geändert von Erzengel (30.05.2006 um 13:38 Uhr)
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