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Alt 12.03.2008, 12:00
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Mary-Lou Mary-Lou ist offline
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Standard AW: Partnerschaft/Familie

Hallo Erika, wahrscheinlich liegt es eben auch daran, dass die Männer ganz anders gestrickt sind als wir Frauen.
Ich habe mich schon oft gefragt, wie ich mit einer schweren Erkrankung eines lieben Bekannten oder eines Familienangehörigen umgegangen wäre. - Und siehe da, es ist plötzlich gar nicht mehr so einfach und auch gar nicht mehr so selbstverständlich, was wir von unserer Umwelt nämlich erwarten - die Anteilnahme und das Mitfühlen. Jetzt erst als selbst Betroffene, fühle ich es und weiß es ja am eigenen Leib, was ich eigentlich von meinen Mitmenschen erwarten würde.

Sicher ist es so, dass viele im Umgang mit uns und unserer Krankheit sehr unsicher sind. Sie wissen nicht, ob wir unsere Krankheit überhaupt zum Thema machen wollen. Und sicher ist es auch so, dass viele meinen, durch Schweigen das Thema "totzuschweigen", das heißt "ich rede nicht darüber, also ist die Krankheit auch gar nicht mehr da". Und sicher ist es halt auch so, dass Frauen eben nun mal meinen mit Reden mehr erreichen zu können als die Männerwelt. Ich hoffe, Ihr versteht wie ich das meine.

Ich hatte das Glück ein paar ganz liebe Freundinnen zu haben, das heißt ich habe sie noch, die mich durch die ganze Chemozeit und auch jetzt noch begleiten. Es tut sicher gut, auch mal mit lieben Bekannten über die Krankheit zu reden. Nur passe ich zwischenzeitlich auf, dass dieses Thema nicht dominiert, schließlich gibt es ja viel schönere Themen . . . das Leben geht weiter . . . Auch habe ich festgestellt, dass es nicht jeder ehrlich meint mit der Frage "wie geht es Dir". Darauf wollen viele gar keine Antwort und eben diese Antwort kriegen von mir zwischenzeitlich nur gute Freunde, bei denen ich merke, dass sie mit dem Herzen fragen.

Leider ist es so, dass auch meine Verwandtschaft zum Großteil, dieses Thema BK "totschweigt". Das habe ich so akzeptiert, eben auch darum, weil ich zwischenzeitlich so egoistisch bin und nicht jeden teilhaben lassen will. Wichtig ist für mich, dass meine Familie hinter mir steht und vielleicht müssen es Eure Männer ja erst noch lernen mit Euch und der Krankheit umzugehen. Ich habe zwischenzeitlich gelernt, auch mit meiner Familie, über meine Wünsche und Bedürfnisse zu reden. Auch wir sind schon über 25 Jahre verheiratet - aber nichtsdestotrotz können wir die Gedanken des Anderen eben immer noch nicht lesen.

So, jetzt hoffe ich, dass ich Euch nicht zu vollgelabert habe - wollte nur für ein bisschen mehr Verständnis für die Umwelt werben

Grüßle aus dem Ländle
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„Die hellen Tage behalte ich, die dunklen gebe ich dem Schicksal zurück“
Zsuzsa Bánk
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