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Alt 14.08.2004, 18:03
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Standard Letzte große Reise

Hallo Friedl, hallo Agil, hallo alle,

"... , dass sterben ja nur wie ein Umzug in ein anderes Haus ist."

So habe ich es immer für und mit meiner Mutter sehen wollen, die am Montag gestorben ist. Fast zwei Jahre "hat sie einen guten Kampf gekämpft", so formulierte unser Pfarrer es bei der Beerdigung. Mein Vater, meine Schwester und ich konnten es gemeinsam ermöglichen, sie zu Hause zu behalten und ihr somit ihren Wunsch, im eigenen Bett zu sterben, erfüllen.

Ich habe in den zwei Jahren, seit sie ihre Diagnose Darmtumor mit Lebermetastasen erhielt, viele innere Tränen geweint. Sie leben und leiden zu sehen mit dem Wissen um ihre Krankheit, die ihr nicht mehr lange Zeit lassen würde, das fand ich manchmal fast unerträglich.

Ich kann Euch so gut verstehen. Denn auch bei mir überwiegt die Erleichterung, dass sie endlich gehen durfte. Ich kann im Moment nicht weinen, ich weiß sie geborgen und befreit von dem schweren Mantel menschlichen Leids. Ich bin dankbar, dass wir noch Gelegenheit hatten miteinander zu reden. Auch über das Sterben. Ich habe ihr immer und immer gesagt, es ist ein schmerzlicher, aber dennoch nur ein Abschied, ein Abschied auf Zeit. Alle werden wir nachkommen. Und viele warten schon "da oben" auf sie.

Weinen musste ich, als sie mir sagte, welches Kleid sie tragen wollte und welches Hemd sie für Papa für die Beerdigung vorgesehen hatte. Wo sein Anzug hängt. Dass wir ihm bei der farblichen Gestaltung ihres Grabes helfen sollen.

Sie hatte keine Angst mehr vor dem Sterben. Und so konnte ich auch ihre Hände halten, sie streicheln in den letzen Stunden und ihr versichern, dass sie es bald geschafft hat, bald am Ende ihrer großen Reise ankommen würde. Und dass wir alle da sind, dass wir sie bis zum lezten Atemzug begleiten.

Seid herzlich umarmt, Billa
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