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Alt 20.09.2002, 10:05
Gast
 
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Standard Frage an evtl. hier mitlesende Patienten

Hallo Lillebror und alle anderen hier in diesem - für mich sehr wichtigen - Forum,
eigentlich wollte ich mich nicht mehr zu Wort melden.
Der Umgangston gefällt mir nicht. Auf einmal siezt man sich, hackt aufeinander ein und streitet.
Ja - auch ich war gestern sehr sauer und wütend.
Aber ich habe heute nacht noch einmal über die Sache nachgedacht und mir heute morgen die Homepage von Lillebror angeschaut.
Dabei bin ich zur folgenden Meinung gekommen:
1. Was Lillebror macht ist lobenswert. Das Homepage beschäftig sich mit Leukämie und bietet jede Menge Links zu dem Thema. Dies begrüsse ich.

2. Aber was ich nicht akzeptieren kann, ist wie sie / er sich hier aufführt.
(Man kann die Problematik, die ich aufzuzeigen versuchte erkennen, abwägen und dann zu einem anderen Schluss kommen. Von der Begründung wird abhängen, ob dieser anderslautende Schluss legitim ist. Diese Problematik aber einfach wie als *nicht vorhanden* zu ignorieren ist ekelhafte Anmaßung.)
Wer liest denn hier nicht richtig?
Ich finde es gelinde gesagt eine Frechheit von "ekelhafter Anmaßung" zu schreiben...
Die Wortwahl ist wohl etwas daneben.

Es ist ein Forum für Hinterbliebene! Ich bleibe bei meiner Meinung, dass es jedem offen steht, sich hier zu beteiligen oder nicht. Sich einzuklicken oder nicht.

Aber ich stimme auch Li zu, zum Teil schreiben wir auch in anderen Foren und hier schreiben wir dann auch über den Tod.
Da muss ich mich an der eigenen Nase ziehen und zugeben, dass es nicht für jeden Betroffenen unbedingt angenehm ist, wenn er immer mit dem Tod konfrontiert wird.
Auf der anderen Seite ist dies wohl auch eine persönliche Einstellung.
Wir wollen den Erkrankten auf keinen Fall die Hoffnung nehmen - ganz im Gegenteil. Und ich glaube, da spreche ich jedem hier im Forum aus dem Herzen.
Aber ich habe auch schon einige Male darüber geschrieben, dass in unserer Gesellschaft der Umgang mit dem Tod ein Tabuthema ist.

An Lillebrors Einstellung und Reaktion ersehe ich es doch erneut - warum arbeitet sie / er mit Platzhaltern?
Dies ist doch wirklich sehr seltsam.

Selbst bin ich nicht krebskrank - aber ich leide an einer anderen Krankheit, aufgrund deren ich schon des öfteren sehr direkt mit dem Tod konfrontiert wurde (es war einige Male sehr sehr knapp!)- von daher kann ich - natürlich nur für meine Person - beurteilen, wie es ist, mit dem Tod konfrontiert zu werden.
Gerade deshalb ist er ein Teil meines Lebens geworden.
Früher habe ich versucht ihn auszugrenzen - aber dies geht nun mal nicht. Es ist mehr als ungesund, sich in falschen Hoffnungen zu wiegen. Die ganze Lebenseinstellung wäre unrealistisch.
Der Tod meiner Schwester hat mir meine eigene Sterblichkeit noch einmal sehr deutlich vor Augen geführt.
So wird es jedem von euch Hinterbliebenen gehen.

Es kann natürlich sein, dass Lillebror jetzt erneut darauf hinweist, dass es meine ganz persönliche Einstellung ist. Wie sie / er es ja bereits getan hat:
"LisaRobbe schreibt :
"Von meiner Schwester weiss ich ganz genau, dass sie sich, als es ihr noch besser ging, durch aus auch mit diesem Thema beschäftigt hat. Sie hat mit meinen Eltern die Einzelheiten der Beerdigung gesprochen und gewisse Vorbereitungen getroffen.
Nur weil man nicht möchte, was eventuell passieren könnte, kann man doch nicht die Augen verschließen. So hat es Ihre Schwester gemacht. Es ist in Ordnung, wenn Ihre Schwester das so gemacht hat. Andere machen es aber anders, und auch das muss jenen ermöglicht werden. Es reicht *nicht*, einfach nur schnippisch zu sagen "na und, sollen sie halt nicht auf das Forum klicken".
Warum das nicht reicht habe ich zu begründen versucht."

Ja - es ist meine ganz persönliche Einstellung und dabei bleibe ich.
Der Tod gehört zum Leben (auch dies wird mir sicherlich gleich wieder negativ ausgelegt werden)

Sollen wir Hinterbliebenen - nur weil Lillebror es so möchte - künftig eine extra Homepage gründen, damit wir uns austauschen können.
Sollen wir uns vom Krebs-Kompass abspalten, damit auf keinen Fall in einen der Foren, der Begriff "Tod" bzw. alle ähnlichen Begriffe auftaucht. Oder sollen wir mit Platzhaltern arbeiten, mit Leerzeichen...

Nein. Dies kann es auch nicht sein.
Es sei denn, dass die Gründer vom Krebs-Kompass dies wünschen.
Ferner habe ich für meine Person - ich kann auch wiederum nur für mich sprechen (obwohl ich annehme, dass es vielen hier im Forum ähnlich ergehen wird) Lust darauf, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, genau abzuwägen, was noch geschrieben werden darf oder nicht.
Bislang habe ich mich hier gut aufgehoben gefühlt. Ich habe Trost erhalten, konnte Trost spenden und es war für alle eine Stelle, auch mal loslassen zu können. Wir müssen doch für unsere Angehörigen (Kinder, Eltern und Geschwister)die Kraft haben, präsent sein und Stärke zeigen.
Hier war ein Ort, wo man wirklich mal das Schreiben konnte, was einem auf dem Herzen brennt, sollen wir das künftig wieder alles in uns reinfressen?

Aber ich möchte mich hier nicht mehr dazu äussern. Nur habe ich den Wunsch und die Bitte, dieses Forum nicht zu zerstören.
Ich möchte auch einen gewissen Grad an Harmonie, Respekt und Herzlichkeit in diesem Forum nicht missen.

Liebe Grüsse an alle, die mich verstehen
Lisa (die Robbe)
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