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Alt 18.07.2019, 11:14
Georg74 Georg74 ist offline
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Registriert seit: 18.07.2019
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Standard AW: Neu hier, Diagnose läuft noch

Hi Andi hallo liebe Leidensgenossen,

ich möchte mich zu Anfang ganz ganz herzlich bei euch allen bedanken. Ihr, die ihr den Mut aufgebracht habt hier im Forum eure ganz persönlichen Erfahrungen zu posten! Eure Zeilen haben mir sehr geholfen Besonders möchte ich mich bei dem stehts Optimismus verbreitenden User "Rudolf" bedanken!

Meine Geschichte
Ich hatte gerade meinen 40´sten Geburtstag hinter mich gebracht und meiner Frau fiel schon seit längerem mein Nachtschweiß auf. Auch meinte sie ich würde komisch" aus dem Mund riechen. Hinzu kam ein unbehagliches "Drücken" im Brustkorb und Alpträume mit Todesangst aus denen ich teilweise schreiend aufwachte. Ich tippte eher auf einen Gallenstein, oder irgend etwas Ähnliches. Auf jeden Fall beschloß ich eine Gesundenuntersuchung zu machen.

Die Diagnose "Unbekannte Raumforderung"
Beim Ultraschall bemerkte der untersuchende Arzt dann eine "Unbekannte Raumforderung" von ca. 1,5cm Durchmesser am oberen rechten Nierenpol. Er sprach etwas von einem "Zufallsbefund" und ich solle das weiter untersuchen lassen. Hörte sich vorerst nicht so schlimm an "Unbekannte Raumforderung". Die Ärzte bei denen ich Rat suchte meinten es wird eh nur eine Zyste oder ein Angiomiolipom sein. Da dieses "Ding" dann im CT doch "Stipchenförmige" Verästellungen zeigte und "Kontrastmittel saugte" riet man mir nun doch dieses "Etwas" rausnehmen zu lassen. Mein inzwischen gefundener Urologe meinte man könne noch beobachten und auch noch 9 Monate zuwarten. Ich wollte es jedoch einfach nur raushaben und buchte mir den frühest möglichen Operationstermin bei ihm.

Die Operation
Ich checkte mit flauem Gefühl im Spital ein. Ein lauer Abend im März an dem mir am Fenster im Spital stehend schöne Jugenderinnerungen hochkamen. Vom Sonnenaufgang der uns nach ebensolchen lauen Frühlingsnächten, während wir am Lagerfeuer saßen und Gespräche führten, überraschte. Vogelgezwitscher.
Meine Gedanken kreisten um die Operation
Zum Glück würde man Laparoskopisch operieren können und der Tumor wäre recht gut erreichbar da am oberen Nierenpol gelegen.
Nach der Operation bin ich unterkühlt (man operiert bei 18 Grad) und zittrig aufgewacht. Alles ist gut gelaufen man sagte mir auf der Station würde ich sofort weitere Schmerzmittle bekommen. Ich hatte gefragt da ich irgendwie zunehmende Schmerzen spürte. Leider war dem nicht so und ich bekam erst Welche nachdem es mir wirklich schlecht ging, dafür sind dann alle zusammengelaufen gekommen.

Der Spitalsaufenthalt
Fantasieren auf Morphium, kaum Schlaf, Schmerzen eher vom ständigen Liegen auf dem Rücken und dem CO2 das wegen der Laparaskopischen OP meinen Bauch noch immer aufblähte. Der Körper angeschwollen, wie sich später herausstellte reagierte ich allergisch auf die "Ringer Laktatlösung" die mir reichlich gegeben wurde.

Zurück ins Leben
Vorerst noch die histologische Gewissheit: Leider Nierenzellenkarzinom.
Die Tumorformel: Nierenzellenkarzinom pT1a N0 cM0 R0, Fuhrmann Grad 2, Größe ca. 3,5 cm.
Na bumm, schön ist das nicht, aber zumindest so früh als möglich operiert...
Ich konnte gleich wieder arbeiten und in den Arbeitsalltag zurückfinden, aber die Gewißheit Onkologiepatient zu sein hat mein Leben durchaus durcheinander gewirbelt. Die eigene Endlichkeit ist mir äußerst praktisch und direkt bewußt geworden. Auch die relative Hilflosigkeit und Ungewißheit mit der wir alle ihr gegenüber stehen. Die erste Zeit nach der Operation und auch noch die Jahre danach habe ich oft nur 5-6 Stunden pro Nacht geschlafen, manchmal weniger.

Die Nachuntersuchungen
Jedesmal eine Anspannung. Die erste Ct-Untersuchung war die Schlimmste. Hier würde ich Gewißheit erhalten wie die Operation verlaufen war, ob noch Tumorreste sichtbar sind. Zum Glück war alles ok.
Die 2 Ct. Untersuchung 3 Jahre nach Tumor Extraktion. Auch sehr spannend, da evt. Absiedelungen oder übriggebliebene Zellen in den 3 Jahren lt. meinem Verständnis höchstwahrscheinlich so groß sein sollten um im CT aufzutauchen. Ich bestand darauf auch den Thorax mitzuuntersuchen. Zum Glück nichts.
Dazwischen Ultraschalluntersuchungen alle 3 Monate mit Blut- und Harnabgabe. Bisher zum Glück alles unauffällig.

Zur Zeit
Die Intervalle der Nachuntersuchung sind größer geworden, alle 6 Monate. Dadurch habe ich Zeit um Abstand zu gewinnen und ein normales Leben zu leben. 2020 habe ich meine 5 Jahre Nachuntersuchgen voll, das ist für mich so etwas wie ein Abschluß, obwohl das Thema mich mein Leben lang begleiten wird.

Ich danke noch einmal euch allen die ihr hier immer wieder auch sehr persönliche Gedanken mit allen teilt. Das ist meine Geschichte, seid euch meiner allerbesten positivsten Wünsche und Gedanken für euch alle sicher.

Georg74
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