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Alt 08.04.2003, 19:06
Gast
 
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Standard schlimme gedanken

Hallo an alle,

jetzt will ich doch meine Gedanken auch mal hier ausdrücken. Mein Vater ist vor 2 1/2 Jahren an Lungenkrebs gestorben. Er hat mir in meiner Kindheit schlimme Dinge angetan, die unverzeihlich sind - zumindest habe ich es bis jetzt noch nicht geschafft. Ich bin deshalb seit Jahren in Therapie.
Als mein Vater schon krank war, habe ich ihm einen Brief geschrieben, weil ich das Bedürfnis hatte, mit ihm über diese Dinge zu sprechen und vielleicht vor seinem Tod unsere Beziehung zu klären. Der Brief war nicht böse oder ungerecht.
Seine Reaktion war "ich würde aktive Sterbehilfe leisten, ihn ins Grab bringen". Er war nicht bereit, ein Gespräch zu führen, sondern hat den Kontakt im Bösen abgebrochen. Das war ein halbes Jahr vor seinem Tod und ich habe ihn nicht mehr gesprochen.

Ich mache mir keine Vorwürfe, sondern denke, er hat diese Entscheidung getroffen, den Problemen weiterhin aus dem Weg zu gehen. Wenn ich ehrlich bin, geht es mir besser, seit er nicht mehr da ist. Auch wenn das hart klingt. Ich habe bisher auch nicht um ihn trauern können.
Was mich interessiert. Habt ihr alle so gute Beziehungen zu den Betroffenen bzw. Angehörigen, dass ihr die Krankheit mit ihnen tragen könnt? Ich hätte es nicht gekonnt. Oder muss man im Angesicht dieser Krankheit alles verzeihen können?

Liebe Grüße,
Conny
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