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Alt 13.02.2005, 19:15
Gast
 
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Standard Kommt Krebs auch von der kranken Seele?

Liebe Manuela!

Meine Mama ist auch ihr Leben lang immer wieder von Krebs heimgesucht worden und ich hatte schon oft Angst, sie zu verlieren. Mit ihr habe ich auch schöne Momente, die mir sicher auch fehlen werden, wenn sie nicht mehr da ist.

Warum redest Du nicht auch zu Hause mit ihr? An ihrem Bild? Ist doch nichts schlimmes? Am Friedhof ist man ihr am nahesten, klar, aber man sagt doch, sie wären immer um uns?
Ich bin auch nicht gläubig gewesen. Meine Mutter schon. Sie hat in der Kirche immer Kraft gesucht, hab sie dafür auch nicht verstanden.
Jetzt, wo sie krank ist, hab ich das mal versucht, in der Kirche. Als sie ganz schlimm lag, bin ich Samstags abends einfach hier zu Hause ausgebüxt, hab also nicht gesagt, wohin ich gehe, und bin in den Gottesdienst gegangen.
Dieses Alleinsein unter den anderen hat mir gutgetan. Wenn ich jemanden dabeigehabt hätte, hätte ich nicht andächtig sein können.
Habe mich allein in eine Bank gesetzt und das In-mich-gehen zu meinem Erstanuen sehr genossen. Was vorn geredet wurde, hab ich gar nicht so gehört, aber ich konnte allein mit meinen Gedanken abschweifen, ohne dass mich jemand anquatschte. Vor den Kerzen bin ich beim rausgehen stehen geblieben, hab sie angesehen und gedacht, hier wirst mal stehen, wenn Mama nicht mehr da ist, und für sie eine Kerze anmachen.
Von da an bin ich regelmäßig hin und hab mich mit unserem Pastor mal über den Tod und so weiter unterhalten. Er hat mir auch sehr mit Worten und Zuspruch geholfen. Inzwischen ist mein Sohn nach seiner Kommunion Meßdiener und wir sind ein bisschen aktiv in der Gemeindearbeit tätig.
Als gläubig würde ich uns immer noch nicht bezeichnen, aber wir haben dort einen Ort gefunden, der uns eine kleine Zufluchtstätte ist.
Dazu muss ich sagen: Das alles ist vor 3 Jahren passiert, als meine Ma einen Tumor in der Lunge hatte und eine schwere OP durchmachte.
Damals dachte ich schon, dass sie nicht mehr lange bei uns ist.
Dazu kam, dass ich damals noch allein mit meinem Sohn lebte und als Alleinerziehende schlechte soziale Kontakte hatte, weil viele hier zu engstirnig denken. Das war in der ganzen Kommunionvorbereitung anders. Man kam uns entgegen, fragte, ob wir Lust hätten, hier und da mitzumachen, so nahm alles langsam seinen Lauf.
Ich kann verstehen, dass viele Leute - vor allem Kranke - nicht an Gott glauben. Ich tu es auch nicht so richtig, ich sehe die Kirche aber trotzdem inzwischen als einen Zufluchtsort, an dem man seine Seele baumeln lassen kann, ohne gestört zu werden.

Lg, Sabine.
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