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Alt 08.12.2008, 11:57
*Anoli* *Anoli* ist offline
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Standard AW: Mein Freund hat einen großen Hirntumor und eine Zyste, bin verzweifelt

Hallo liebe Christin,

bin gerade über deinen Thread 'gestolpert' und habe erstmal alles nachgelesen. Es ist wirklich klasse, daß die OP so gut verlaufen ist und so viel von dem Tumor entfernt werden konnte.
Was ich nicht so ganz verstehe ist , daß dein Freund nach Hause geschickt werden soll, eine solche Krankheitsgeschichte und die Operation hat ja enorme Asuwirkungen auf die Hirnleistung, im Prinzip wie bei einer schweren Hirnverletzung (was es ja schließlich auch ist).
Normalerweise ist dann für den Patienten eine Reha ganz wichtig, und zwar möglichst gleich im Anschluß an die Akutversorgung.
Hier wird mit allen therapeutisch zur Verfügung stehenden Möglichkeiten die möglichst gute Wiederherstellung der motorischen Fähigkeiten und auch die sonstigen Hirnfunktionen auch im Hinblick auf die psychischen Aspekte behandelt und 'trainiert'. Es gibt da sehr gute Möglichkeiten, vielleicht kannst du diesbezüglich mal nachhaken oder auch einfach mal bei der zuständigen Krankenkasse nachfragen (die haben teilweise recht gute Vorschläge, sind ja auch daran interessiert, daß längerfristige Einschränkungen so gering wie nur möglich sind).
Normalerweise bin ich eigentlich im Leberkrebs- oder im Sarkomforum (war selbst mal Betroffene), aber auch hier bei den Hirntumoren lese ich ab und zu mal still mit. Eine sehr gute Freundin von mir hat eine 13jährige Tochter mit einem Astrozytom, das Mädel wurde mit 5 Jahren operiert und leider konnte der Tumor nicht komplett entfernt werden (sitzt am Stammhirn, OP unmöglich). Sie ist ein ganz tolles Mädchen, es geht ihr soweit sehr gut (trotz des Tumors, übrigens gutartig) und sie ist seit Jahren bei einem Arzt in Heidelberg in Behandlung, der sie mit homöopathischer Behandlung bisher sehr gut begleiten konnte. Solange sich der Tumor nicht verändert (2 mal jährlich MRT, ist immer wieder eine enorme Erleichterung, wenn dann keine Tumoraktivität festgestellt wird) wird sie wohl gut damit leben können (abgesehen von kleineren Probleme wie Einschränkungen des Kurzzeitgedächtnis und dadurch Lernschwierigkeiten in der Schule, aber damit kann läßt sich leben).

Deine Geschichte mit deinem Freund hat mich sehr berührt, es ist nicht leicht mit den Wesensveränderungen durch den Tumor und allem, was damit zusammenhängt umzugehen.
Spreche da ein bißchen aus eigener Erfahrung, mein ältester Sohn hatte vor zwei Jahren (mit 18) einen schlimmen Motorradunfall mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma. Da ich immer möglichst viel Informationen haben möchte worauf ich mich da so in ungefähr einstellen muß habe ich mich daraufhin sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt. So habe ich dann auch 'gelernt', daß die Wesensveränderungen und auch das auftretende 'unflätige' Verhalten und die dazugehörige Ausdrucksweise durch Schäden in bestimmten Hirnregionen zustande kommen. Auch bei meinem Sohn waren Lähmungen (am Anfang die komplette linke Seite) und dieses teilweise enthemmte oder sogar aggressive Verhalten ein Thema. Er hat enorm großes Glück gehabt, diesen Unfall überlebt zu haben und hat sich auch von der schweren Hirnverletzung unglaublich schnell erholt (selbst Ärzte und Therapeuten in der Reha waren darüber sehr erstaunt). Natürlich hat auch er sich in den vergangenen zwei Jahren quasi 'neu kennenlernen' müssen, einiges ist jetzt eben einfach nur 'anders' und nicht etwa besser oder schlechter als vor der Verletzung.

Es gibt auch ganz tolle Selbsthilfegruppen, die auch (und gerade) für die Angehörigen eines hirnverletzten Menschen sehr hilfreich sind, man muß nichts groß erklären denn alle Problematiken sind den Leuten dort hinlänglich bekannt. Ist wirklich eine wertvolle Unterstützung, auch in Bezug auf eventuelle finanziellen Belastungen, Anträge an Krankenkasse usw, davon hat man ja selber nicht wirklich so große Ahnung.

Wenn du darüber gerne mehr wissen möchtest werde ich dir gerne wieder schreiben.
Mir hat es auch immer sehr gut getan, wenn ich mich Menschen mitteilen konnte die für mein Empfinden einfach ein offenes Ohr hatten und wußten, worüber ich geredet habe. Und auch hier in diesem Forum wirst du ganz bestimmt immer viele offene Ohren und Herzen finden die dir gerne zuhören und dir ihre guten Wünsche und ihr Mitgefühl vermitteln, das ist schon etwas sehr hilfreiches.

Für dich und deinen Freund von Herzen alles Gute,
liebe Grüße, Ilona


Nur wer an Wunder glaubt ist ein Realist.
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