Einzelnen Beitrag anzeigen
  #13  
Alt 13.09.2015, 23:26
diejüngste diejüngste ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 16.09.2014
Beiträge: 138
Standard AW: Bis zum Mond und zurück

Meine liebe Mama,

heute vor einem Jahr hab ich mich gerade auf deinen Balkon gesetzt, den Befund vom Lüngenröntgen in der Hand, und ich hab versucht zuentziffern, was die Ärztin genau geschrieben hat.
Ich hab so viel geweint. Und seither ist nichts mehr wie es einmal war.

Ich kann gar nicht glauben, dass es nun ein Jahr her ist und du gar nicht mehr da bist. Hätte man mich vor einem Jahr gefragt wie ich mir meine Zukunft vorstelle, alles hätte ich mir ausmalen können, aber niemals das.
Ich war heute mit Ingo, Katrin und den Mädels in diesem Wildtierpark in Ernstbrunn. Es war ein sehr schöner Tag und wir haben auch über dich gesprochen. Ingo und ich reden sonst nicht so viel über Dich, aber auch er wusste genau, dass wir morgen vor einem Jahr gemeinsam das erste mal ins AKH gefahren sind. Er hat auch erzählt, dass er ein schlechtes Gewissen hat, weil er nicht mehr bei Dir im Krankenhaus war. Er meint du dachtest vielleicht, dass er alle Hoffnungen aufgegeben hätte.
Ich weiß nicht was er damals gedacht hat, als er so wenig bei dir war, Mama, aber ich versuch mir deine Ratschläge nun mehr zu Herzen zu nehmen und urteile nicht darüber.

Ich hab auch seit ein paar Tagen nicht mehr geraucht und wieder mit Sport angefangen, ich ess sehr gesund (und gestern hab ich Ingwer Knoblauch Tee getrunken, kannst Du dir das vorstellen?), aber heute war so ein schlechter Tag. Am Weg nach Hause im Auto hab ich erstmal richtig zu heulen angefangen und dann hat mich auch jede Kleinigkeit zum rasen gebracht.

Manchmal denk ich, dass ich in den letzten zwölf Monaten noch nicht mal realisiert hab, welche Diagnose du da eigentlich bekommen hast und was das eigentlich bedeutet, und nun bist du schon gar nicht mehr da.
Wie kann man von mir erwarten, dass ich versteh, was gerade passiert. Ich kann nicht glauben, dass ich einen Brief an Dich auf deiner eigenen Beerdigung, auf der Beerdigung meiner allerliebsten Mama, vorgelesen hab. Ich kann mich erinnern, wie ich mein Gesicht an deine Hand gedrückt hab, als wir an deinem Bett gesessen sind, ich wollte mich unbedingt für immer daran erinnern, wie sich deine tröstende Hand anfühlt, wie deine Haut riecht. Aber ich will nicht begreifen, dass es vor drei Monaten das letzte mal gewesen sein soll.

Ich vermiss Dich so unendlich Mama.
Wieso bist du nicht mehr da, obwohl ich dich so sehr brauchen würde.
__________________
meine liebste Mama
05.08.1960 - 04.06.2015

Unsere Geschichte:
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=64138

Ich hab dich lieb Mama.
Bis zum Mond und zurück.

http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=66377
Mit Zitat antworten