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Alt 14.12.2016, 05:21
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Liebe Dream,

Du entwickelst Dich ja auch allmählich zu einer "Nachteule".
Ich verstehe das schon:
So viel "treibt uns um", das nur in der Nacht "störungsfrei" erledigt werden kann.

Zitat:
Sie wurde dadurch schon auf fast 33 Grad unterkühlt, als wir Fieber gemessen haben. Wenige Stunden davor hatte sie noch fast 38 Grad und war vom Kopf her recht wirr. Mit 33 Grad denkt sie wieder relativ klar. Nun schläft sie weiter.
Ich bitte Dich:
33° C?
Das ist massive Unterkühlung - verglichen mit der menschlichen "Normal-T" von 37° C!

Mein Vater war Kneipp-Anhänger, was ihm höchstwahrscheinlich das Leben "gerettet" hat, als er einmal schwer krank wurde.

Ich lernte diesbzgl. viel von ihm.
Als meine Tochter mal auf eine Party gehen wollte, aber Fieber hatte, sagte ich zu ihr:
Naja - dann "hauen wir halt das Fieber weg", damit Du auf die Party gehen kannst.
Ist anfangs unangenehm, aber funktioniert mit Sicherheit:
Ich verpaß Dir einen kalten Wickel, wodurch das Fieber innerhalb kürzester Zeit abgesenkt werden kann.

Ich erklärte ihr auch, wie das abläuft:
Sie würde dabei nackt in kalte (wassergenässte) Leinentücher eingewickelt.
Und sorgsam zugedeckt, damit sie anschließend das Fieber wegschwitzen kann.

Ich weiß nicht mehr genau, wie alt meine Tochter damals war.
Jedenfalls fing sie auf einmal an, sich zu "zieren".
Ich sagte dann:
Sag mal - hast Du noch alle Sinne beieinander?
Ich bin Dein Vater, und Du bist meine Tochter!
Glaubst Du im Ernst, ich wüßte nicht längst, wie eine nackte Frau aussieht??

Die "Ziererei" war damit beendet, und das Fieber konnte - wie gewünscht - abgesenkt werden.

Ich erzähle Dir das, weil sich dadurch für Euch evtl. eine alternative Möglichkeit aufzeigen könnte, das Fieber Deiner Mutter ggf. ohne Medikamente absenken zu können.
Aber bitte nicht runter bis auf 33° C.
Denn "normalerweise" können Menschen bereits bei "Normal-T" klar denken.

Zitat:
Ich hab die Möbel so umgestellt, dass sie nicht ohne Mühe an die Treppe kommt. Ist zu riskant, wenn sie verwirrt ist. Aber sie verträgt die Umstellungen nicht so leicht. Doch musste es sein. Sie isst weniger als vorher, ihr ist leicht elend wie bei Grippe. Dann diese ständige Erschöpfung. Sie grübelt immer wieder darüber nach, was noch zu erledigen sei, bevor sie sterbe. Auf die Höhenklinik will sie immer noch, aber wir erhalten wohl erst im Januar Bescheid.
Ist gut, was Du da machtest:
Fehlt ja gerade noch, daß Deine Mutter die Treppe herunterstürzt.
Versuch bitte mit allen Mitteln Deine Mutter bis zur Einweisung in die Höhenklinik "über die Runden bringen" zu können.

Woher kommt (rein sachlich) das immer wieder aufflammende Fieber?
Ist doch an sich ein gutes Zeichen, daß sich ihr Körper/ihr Immunsystem "zu wehren" versucht.
Wogegen?

Zitat:
Ich muss ihr nichts vormachen, die Ärzte waren so offen vor ihr, sagten ihr klar, dass sie nur noch ein paar Monate zu leben habe und sie zu schwach sei für eine Behandlung. Als ich davon sprach, ihr Immunsystem aufzubauen, sie evtl. wieder hochzupäppeln, widersprachen mir die Ärzte sofort, das habe keinen Sinn. Es wird nur noch palliativ medizinisch versorgt. Da es immerhin 3 Ärzte so offen sagten und ich selbst spüre, wie schlecht es ihr geht, glaube ich diesen Ärzten.
Genaue Prognosen können Ärzte gar nicht machen!
Sie können zwar sagen:
Eine momentane Behandlung können wir wg. der momentanen Schwäche eines Patienten gar nicht verantworten, weil der uns dabei höchstwahrscheinlich "abkratzen" würde.
Mehr aber auch nicht!

Ich wage es, zu bezweifeln, daß sie irgendeine definitive Aussage darüber treffen könnten, inwieweit das Immunsystem Deiner Mutter wieder "hochpäppelbar" ist oder nicht.
Dazu müßten sie es nämlich sehr genau kennen.

Was jedoch nicht der Fall ist bzw. gar nicht sein kann:
Denn sie wissen definitiv nicht, was Deine Mutter noch alles aktivieren kann, wenn sie das nur will.

Zitat:
Unsere letzte Hoffnung ist diese Höhenklinik. Dort wäre das Programm, um sie noch irgendwie aufzubauen und zu regenerieren, auch psychisch.
Ob das Eure letzte Hoffnung ist, weiß ich nicht.
Versuch bitte Deiner Mutter klarzumachen, daß sie verpflichtet ist, diese Chance aller Bemühungen, ihr Leben "retten zu können", auch wahrzunehmen.
Sie braucht sich nur darum zu kümmern und um weiter gar nichts!

Sollte ihr doch auch einigermaßen leichtfallen können, sofern sie noch einen "Selbsterhaltungs-Trieb" hat.
Laß bitte nicht "locker", sie darin zu bestärken.

Zitat:
Meine Mutter weiß von meinen Träumen, immerhin ist der Tod ausgesperrt, vielleicht auch ein Zeichen, dass wir das weiterhin schaffen und sie ihm für eine Weile von der Schippe springt. Wir reden offen darüber, sie will leben, sie hat keine Todessehnsucht, aber sie ist Realistin und setzt sich damit auseinander in den klaren Momenten. Sie sagt, dass die Diagnose für sie ein Schock war. So leicht ist es doch nicht, sich ins Sterben zu fügen. Es ist nicht dasselbe wie vorher, wenn sie nur theoretisch davon sprach, nicht 90 werden zu wollen. Diese Krankheit ist für sie schon auch eine harte Prüfung, da sie vorher immer so arbeitseifrig war, obwohl sie mit einer gewissen Altersgebrechlichkeit leben lernte. Jetzt auf einmal ist sie zu gar nichts mehr allein in der Lage ohne Hilfe.
Ja, sicher können Diagnosen ein harter Schock sein.
Insbesonders dann, wenn jemand sich dadurch in seiner ihm zeitlebens gewohnten Arbeits-/Leistungs-Fähigkeit eingeschränkt fühlt.
Das ist aber eine rein körperliche Angelegenheit.

Hat überhaupt nichts damit zu tun, mental den Körper weiterhin "hineinzuprügeln", so gut das halt (unschädlich) für ihn verträglich ist.
Machst Du doch auch nicht anders.

Appellier bitte an Deine Mutter, sich ausnahmslos von allem freizumachen.
Und sich nur auf ihre Erholung zu konzentrieren.
Ist aus meiner Sicht ihre einzige Chance, noch etwas länger weiterleben zu können.
Wie lange, weiß niemand.
Kommt es darauf an?
Oder darauf, überhaupt weiterleben zu können?


Liebe Grüße
lotol
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Krieger haben Narben.
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung