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Alt 06.01.2018, 20:30
fluturi fluturi ist offline
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Standard AW: der Umgang mit dem Leid /Selbstfürsorge

Liebe Nicitzka,

ich kann mich meinen Vorrednerinnen nur anschließen. Ich habe vor knapp einem Jahr meinen Papa verloren und ich würde alles dafür geben, um nochmal diese schrecklich schmerzhafte und unglaublich leidgetragene Zeit vor einem Jahr erleben zu können. Einfach nur, weil er dann wieder da wäre. Für mich fühlt es sich an wie gestern. Ich kann es nicht begreifen. Vielleicht bin ich langsam im verarbeiten, vielleicht geht es dir ganz anders. Aber ich möchte dir meinen Eindruck von dieser Zeit schildern. Für mich gab es in dieser Zeit nur meine Familie. Nur meinen allerliebsten Papa, meine Mama und meinen Mann. Alles andere war mir egal. Diese Floskeln "Pass auf dich auf. Du darfst dich dabei nicht vergessen. Irgendwann kippst du noch um. Tu doch auch mal was für dich." Ich kann und konnte es nicht hören. Ganz ehrlich, meiner Meinung nach, schafft der Körper, was er schafft. Irgendwann kippt man dann vielleicht um. Na und? Ich hätte es mir nie verziehen auch nur eine Stunde weniger bei meinem Vater gewesen zu sein. Lieber wäre ich umgekippt. Ich warte auf diesen Zeitpunkt noch heute. Und ich finde, mein Körper hätte jeden Grund dazu, er tut es aber einfach nicht.

Das ist meine persönliche Meinung. Jeder ist anders und sieht das anders. Aber ich kann dir aus meiner Erfahrung nur sagen, bleib bei deinen Eltern. Mach das, was du für richtig hältst. Nichts anderes ist wichtig.

Ach und die anderen, die sich nicht melden oder nur so tun, als würden sie sich interessieren. Auf die verzichte ich. Von Tag zu Tag mehr. Ich war und bin so enttäuscht von Menschen, von denen ich dachte, sie wären mir nahe. Das merkt man erst, wenn es schlimm wird. Viele können damit nicht umgehen. Das ist schade, aber nicht mein Problem. Ich habe meinen Vater verloren. Klingt egoistisch. Ich glaub, das bin ich inzwischen auch ein Stück weit. Ich habe letztens einen schönen Spruch bei Facebook gesehen: "Geh mit, oder geh beiseite."

Ich wünsche euch viel Kraft.
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Die höchste Form der Hoffnung ist die überwundene Verzweiflung. - Albert Camus

Geändert von fluturi (06.01.2018 um 20:38 Uhr)