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Alt 06.05.2008, 14:14
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Die Therapie:
- bitte beachten: die wirkenden Chemomedikamente sind vom Allgemeinzustand, der Vorbehandlung, der individuellen Struktur des Tumors und der Metastasen sowie der Verträglichkeit verschiedener Medikamente abhängig. Ein hier nicht wirkendes Medikament kann bei einem anderen Betroffenen durchaus das Medikament der ersten Wahl sein. Hier soll nur verdeutlicht werden, dass ein Wechsel der Medikamente und ggf. ein imunes Verhalten gegenüber best. Mitteln normal ist. Es soll aber auch aufzeigen, dass dann immer noch weitere, erfolgversprechende Möglichkeiten gegeben sind.

06 2007 - 10 2007 - Chemo Cisplatin, Strahlentherapie

6 x Chemotherapie alle drei Wochen für jeweils 3 Tage. Dosis: Cisplatin 100 mg, Dexamethason 8 mg, Etoposid 200 mg (später Wechsel auf Tablettengabe bei Etoposid da das Trägermaterial in der Infusion allergische Reaktionen hervorrief).

Zeitgleich: Strahlentherapie 1,8 Gy tgl.; Gesamtdosis 50,4 Gy; Radiatio Tumorregion, Mediastinum und rechter Hilus (fast gesamter Brustkorb wurde bestrahlt). Der Patient muss sich in immer gleicher Position (mittels Markierungen auf dem Körper und Laser findet die Kontrolle statt) auf einen Tisch legen. Die Bestrahlung selbst dauert nur wenige Minuten.

08 2007 - TBC Verdacht

Aufgrund einer Kaverne im rechten Oberfeld der Lunge wurde ein TBC Verdacht mittels fiberoptischer Bronchoskopie untersucht. Der Verdacht hat sich nicht bestätigt, die Kaverne ist nach und nach rückläufig.


10 2007 - 11 2007 - prophylaktische Ganzhirnbestrahlung

Da der Tumor auf den CT Aufnahmen nicht mehr nachweisbar war, wurde die prophylaktische Ganzhirnbestrahlung gestartet. Hierbei wird eine Kopfmaske erstellt, mittels derer der Patient auf dem Tisch fixiert werden kann. Die Bestrahlung selbst dauert nur 1-2 Minuten. Insgesamt wurden 5 x pro Woche jeweils 2 Gy verabreicht, die Gesamtdosis lag bei 30 Gy. Durch die prophylaktische Ganzhirnbestrahlung sinkt das Risiko, an Kopfmetastasen zu erkranken, erheblich. Diese Maßnahme kann daher lebensverlängernd sein! Die prophylaktische Bestrahlung wird nur durchgeführt, wenn eine Komplettremission eingetreten ist; der Tumor mitsamt evtl. Metastasen auf der CT Aufnahme nicht mehr nachweisbar ist.

12 2007 - Neue Lymphknotenmetastasen - Chemo Vincristin

Es wurden 2 neue Lymphknotenmetastasen entdeckt, eine war bereits durch meine Mutter zu fühlen; es war der Lymphknoten direkt an der rechten Hauptschlagader am Hals, der zweite wurde zwischen Luft- und Speiseröhre lokalisiert. Medizinisch ausgedrückt: 1 dorsolateral an der rechten Vena jugularis, 1 weitere zwischen Trachea und Ösophagus prävertebal.

Chemo alle drei Wochen; 4 mg Dexamethason, 2 mg Vincristin, 1.500 mg Cyclophosphamid

02 2008 - Gewebeentnahme Lymphknoten Hauptschlagader

Da die Chemo keinerlei Veränderung bewirkte, wurde eine Gewebeprobe des Lymphknoten an der Hauptschlagader entnommen. Der Befund lautete nach wie vor auf kleinzellig.

02 2008 - Chemokombination ohne Erfolg - Wechsel der Zytostatika auf Bendamustin

Es wurde von der Kombinationstherapie auf die Monotherapie unter Bendamustin gewechselt. Leider brachte auch diese keine Änderung der Verhältnisse.

02 2008 - Kontroll CT

Auffällige Lymphknoten in der Primärtumorregion

03 2008 - Wechsel auf das Zytostatika Topotecan (Wirkstoff Hycamtin), zeitgleiche Bestrahlung der Lymphknoten im Halsbereich

Verabreicht wurden nur 80 % der regulären Dosis aufgrund der Vorbehandlung und der hohen Knochenmarktoxität von Topotecan.

04 2008 - Abfall der Blutwerte

Die reduzierte Dosis (von 100 auf 80%) musste noch einmal um 20% auf jetzt 60% gekürzt werden, außerdem wurde die zweite Chemorunde, in der auch die Kürzung statt fand, um eine Woche verschoben. Die Blutwerte fielen zu stark ab; Leukozyten lagen nur noch bei 1,6 (sonst in der Chemo ca. 5), HB lag bei 10,2 (sonst ca. 13/14) und die Trombozyten bei 11 (sonst ca. 280). Es wurde drei Tage in Folge Neupogen in die Bauchdecke eingespritzt; ein Mittel zur Pushung der Leukozyten; durch die Gabe wird die Produktion im Knochenmark angeregt und die Ausschüttung in den Blutkreislauf schneller veranlasst. Leider fielen die Leukos jedoch viel zu schnell nach Absetzen der Spritzen wieder ab. Manchmal genügen die Spritzen als "Anschubmotivation". Da sich die Leukozyten und weiteren Blutwerte jedoch nicht stabilisierten erfolgte die Reduktion.

Leukozyten sind die Abwehrkörper, die Infektionsgefahr steigt also erheblich.
HB sind die Sauerstofftransporter im Blut, die Kurzatmigkeit und Schlappheit steigt also.
Trombozyten sind die Blutgerinnungskörperchen. Blaue Flecken ohne sich einer Verletzung bewusst zu sein, Hämatome von Blutabnahmen. Sämtliche Dinge, die Verletzungen verursachen sollten also vermieden werden.

Ergebnis:
Die Lymphknoten verkleinern sich deutlich
, zumindest der, den wir von außen fühlen können hat merklich abgenommen. Von der Form einer "Babybanane" von ca. 5cm Länge ist jetzt noch die Form einer Kidneybohne zu ertasten...

Die Chemorunde, die ebenfalls bei 60% bleibt, läuft seit dem 13.05.08 und dauert 3 Tage.
Meine Mutter klagt zurzeit über vermehrten Husten. Der Hustenreiz kommt seltsamerweise vor allem in der Nacht so dass sie meist am Tag schläft. Wie man es auch von einer Erkältung kennt nimmt der Husten zu, wenn sie flach liegt oder sich gerade bewegt hat. Heute (14.05.08) wird sie den Arzt konsultieren. Ich hoffe, es stellt sich nichts unerwartetes heraus.

Morgen wird aufgrund der Beschwerden eine außerplanmäßige CT statt finden.

05 2008 Kontroll CT Thorax[/U]
Die CT Aufnahme zeigte folgende Befunde: Lymphknoten an der Halsschlagader: Rückläufig (allerdings eher aufgrund der Bestrahlung als aufgrund der Chemo). Lymphkoten zwischen Luft- und Speiseröhre: stagniert. Des weiteren zeigten sich neue Metastasen; eine um den Bronchus der rechten Lunge und mehrere Herde im rechten Lungenflügel. Die Meta um den Bronchus bewirkt eine arge Verengung und ist damit auch Verursacher der Luftnot und des Reizhustens.

05 2008 neue Metastasen - Wechsel von Topotecan auf Cisplatin
Nachdem die letzten drei Tage Topotecan verabreicht wurde, wird nun wieder Cisplatin gegeben. Leider kann die übliche Pause nicht abgewartet werden, die Zeit drängt ein bißchen. Die Wahl fiel auf Cisplatin weil leider nur Mittel genommen werden können, die nicht zu knochenmarktoxisch sind. Die Blutwerte halten sich nicht mehr stabil. Dann bleibt nur noch Vincristin und Cisplatin. Vincristin hat nicht funktioniert, fällt aus. Cisplatin hat in der ersten Runde sehr gut angeschlagen. Allerdings kamen die Metastasen in <3 Monaten nach Vollremission, eigentlich würde es daher in der Second Line Therapie nicht verwendet. Da dies aber der gangbare Weg ist, beginnt morgen die Therapie mit Cisplatin. Bleibt die Behandlung ohne Erfolg, muss evtl. auf die Stent Methode zurückgegriffen werden. Wir versuchen dies hinauszuschieben weil der Stent evtl. palliative Bestrahlungen ausschließen würde.

06 2008 Chemowechsel von Topotecan/ Cisplatin auf Docetaxel in Kombi mit Cisplatin
Docetaxel 130 mg. Start am 02.06.08. Inzwischen befinden wir uns kurz vor der dritten Runde welche am 14.07.08 verabreicht wird. Zu den zahlreichen Nebenwirkungen habe ich unter "Nebenwirkungen" alles reingetragen.

07 2008 Kontroll CT (09.07.08)
Der Tumor um den Bronchus gewährt nun 10% mehr Durchfluss. Bereits in der letzten Untersuchung größenregredienten, jetzt nochmals leicht größenregredient abgebildeten Lymphknotenmetastasen paratracheal bzw. supraclaviculär beidseits rechtsbetont.
Die peribronchialen und insbesondere infracarinalen Lymphknotenmetastasen sowie die rechts perihiläre Tumorformation ist ebenso wie die vorbestehende rechstseitige Bronchuskompression im Vergleich zur Voruntersuchung rückläufig, es besteht eine Abnahme der Durchmesser der Lymphknoten um ca. 30%, das Tumorvolumen hat um bis zu 50% abgenommen. Rückläufige Bronchuskompression rechts, tendenziell leichte Befundbesserung der belüftungsgestörten und zum Teil pneumonischen Areale pulmonal peripher, auch der peripher subpleurale Rundherd ist in der Größenausdehnung rückläufig. Die infradiaphragmalen Strukturen sind im Wesentlichen unverändert zur Voruntersuchung, weiterhin kein HInweis auf eine ossäre oder parenchymorganische Malignom Manifestation.

Beurteilung:
Rgressive disease, Größenrückgangder infracarinalen und perihilär rechtsseitigen Tumorformation, rückläufige Bronchuskompression, verbesserte pulmonale Belüftung.

07 2008 Docetaxel in Kombi mit Cisplatin
Aufgrund der starken Nebenwirkungen wurde Docetaxel von 130 mg auf 100 mg pro Infusion reduziert. Leider hat der ARzt zuvor nicht darüber informiert und meine Mutter war sehr erschrocken. Blutwerte sind weiterhin seit Docetaxel sehr gut.

09 2008 Kontroll CT
Das Kontroll CT zeigte nicht nur eine Vergrößerung der vorhandenen Metastasen (Verdoppelung, teilweise Verdreifachung), sondern leider auch neu aufgetretene. Eine außerhalb des Bauchfells Richtung Rücken, eine unterhalb des Zwerchfells. Die weiteren Metastasen sitzen um den rechten Hauptbronchus, paracaval, paraaortal, im rechten Lungenflügel, neu auch im linken Lungenflügel, rechts von der Hauptschlagader am Hals in der Mulde des Schlüsselbeins, neu auch linke Seite am Hals. ...

Beurteilung:
nach zwischenzeitlicher Befundbesserung zwischen der vorletzten und letzten CT Untersuchung mit Regredienz des Tumors um 30 bis 50% jetzt erneuter deutlicher Progress mit ca. Verdoppelung bis vereinzelt auch verdreifachung des Tumors, insbesondere rechts hilär (= Hilus ist die Stelle, wo die Hauptbronchien in die Lunge stoßen). Erstmalig auch aufgetrene Lymphknotenmetastasen infradiaphragmal retroperitoneal. Bislang kein Hinweis auf eine parenchymorganische oder ossäre Filialisierung.

09 2008 Chemowechsel von Docetaxel und Cisplain auf Irinotecan (100 mg) und Cisplatin (50 mg)
Leider hat die letzte Therapie keinen Erfolg gezeigt. Da mittlerweile alle Chemomedis, die auf den Kleinzeller zugelassen sind, ohne Erfolg verwendet wurden, sind wir nun auf obige Therapie umgestiegen. Irinnotecan kommt ursprünglich aus dem Bereich der Darmkrebserkrankung, zeigte aber auch in den bisherigen Studien zum SCLC sehr gute ERfolge. Wenn sich die Zahlen halten wird überlegt, die ursprüngliche Standardtherapie auf Irinotecan zu ändern. Üblicherweise ist die Dosis allerdings wesentlich höher. Verabreichung: Tag 1 und Tag 8 je 100 mg Irinotecan und 50 mg Cisplatin, Widerholung nach zwei Wochen.
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Liebe Grüße - Bibi
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Dankbarkeit
ist die Erinnerung
des Herzens

Geändert von Bianca-Alexandra (16.09.2008 um 10:50 Uhr)
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