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Alt 11.08.2008, 08:19
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Summer 175 Summer 175 ist offline
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Standard AW: ab Montag 18.08.08 beginnt die Chemo, ich habe Angst

Liebe Iris!
Für euren Jungen lohnt es sich wirklich, doppelt zu kämpfen! Ich bin unendlich dankbar dafür, dass unsere Kinder unbeschwert aufwachsen konnten - ohne Angst um einen von uns haben zu müssen. Wie nimmt es denn euer Sohn auf? Ich stelle es mir grad in seinem Alter so schwer vor - eben auf der Schwelle vom Kind zum Erwachsenen ...

Irgendwie ist bei meiner Mutter der Wurm drin - warum sich das so hinzieht, kann ich auch nicht verstehen. Der Tumor (im unteren rechten Lungenlappen dorsal, anscheinend in die Bronchien und Knochen gestreut), "klebt" wohl auch irgendwie am Rippenbogen. Diesen Bericht hab ich leider nicht selbst gesehen. Es hat schon nach der Röntgenuntersuchung (beim Radiologen fiel noch der Ausdruck "Schatten" - in seinem Bericht wurde jedoch sofort von einem Lungen-Ca in der Diagnose gesprochen, nicht mal V.a. - das ist mir sofort aufgefallen ...) ca. vier Wochen gedauert, bis der Arztbrief beim HA besprochen und ein erster Termin in der Uniklinik ausgemacht wurde; Zitat des HA: "Da könnt ihr aber froh sein, dass ihr so kurzfristig (über eine Woche!!!!) einen Termin kriegt ..."; der Radiologe hatte schon in seinem Bericht eine CT-gestützte FNP angeraten. Statt dessen wurde erst ein Lungenfunktionstest (wegen den Veränderungen fdurch die Mundboden-OP fehlgeschlagen) gemacht und drei weitere Termine (innerhalb einer Woche) für Knochenszintigramm, CT von Thorax und Schädel und Bronchoskopie gemacht. Bei der Bronchoskopie konnten jedoch nur Spülproben, aber keine Gewebeprobe genommen werden (war bei der Lage des Tumors eigentlich fast zu erwarten). Einige Tage später wurde dann (endlich) die Biopsie vorgenommen. Ich hatte eigentlich erwartet, dass in der Uni zumindest ein Gefrierschnitt (oder wie man das genau nennt) gemacht wird, aber das gesamte Material wurde an ein Labor geschickt. Wiederum eine Woche später erfuhren dann meine Eltern beim HA, dass 1. aus dem Material nicht bestimmt werden konnte, ob es sich um einen klein- oder nicht-kleinzelligen Tumor handelt, und 2., dass sie am nächsten Tag einen Termin in der Uni hätten (der Brief an sie wurde versehentlich nicht abgeschickt ...). Und heute soll eben noch eine P.E.T. und eine ähnliche Untersuchung gemacht werden (sie schaffen tatsächlich mal zwei an einem Tag - ich bin beeindruckt!!! - die Uni ist ja eine Autostunde einfach entfernt, Parken direkt an der Klinik nur am frühesten Morgen möglich, sonst Parkhaus in der Stadt + Taxi ...), am Mittwoch ist dann Tumorkonferenz, und erst am nächsten Montag soll das Ergebnis mit meinen Eltern besprochen werden.

Wenn ich dran denke, wie knapp es zeitlich bei deinem Mann war, krieg ich bei "unserem" Schneckentempo wirklich die Krise. Gerade in einer Uniklinik habe ich mehr erwartet - damals mit dem Mundboden-Ca war sie zwar auch in der Uni, aber in der Zahn- und Kieferklinik, da hat alles reibungslos funktioniert - die Pneumo ist ja wieder eine ganz andere "Baustelle", da weiß eine Abteilung nicht, was die andere will, wenn der Patient mit einem Laufzettel kommt (z. B. zur Sono, ohne nähere Bezeichnung, was geschallt werden soll - wenn mein Vater es nicht zufällig gewusst hätte, hätten sie meine Eltern wieder heimgeschickt ...) Das schafft doch unheimlich Vertrauen, oder? Mein Vater denkt ja, es würde nicht eilen, weil's doch nicht so schlimm sei - ich sehe eher, dass keine Eile (mehr) nötig ist. Aber egal, wie es nun ist - gerade einen Krebspatienten muss man doch nicht noch mehr durch die (in meinen Augen überzogene) Wartezeit zermürben ...

Ich sehe das wirklich so, dass es bei deinem Mann ein gutes Zeichen ist, dass bisher alles so reibungslos geklappt hat - soweit man bei einer solchen Erkrankung davon sprechen kann. Und nach allem, was ich hier schon gelesen habe, kann man die Nebenwirkungen einer Chemo heutzutage gut bekämpfen. Meine Mutter hat damals übrigens sowohl Chemo als auch Bestrahlung gut überstanden. Übelkeit bei der Chemo war da zwar noch normal, aber auch nicht extrem ausgeprägt, und sie hat nicht mal ihre Haare verloren (ist ja gerade für Frauen sicher auch immer das äußerliche Anzeichen für eine solche Krankheit ...)

Ich hoffe, es kommt jetzt nicht falsch rüber - ich habe immer Angst, jemandem unbewusst wehzutun, hab das Gefühl, ich finde derzeit jedes Fettnäpfchen ... -, aber freu dich, dass deinem Mann rechtzeitig geholfen werden konnte und wohl auch noch weiter geholfen werden kann, dass etwas für ihn getan wird. Und Iris hat wohl recht: lies erst mal die positiven Berichte, die bauen euch sicher ein wenig in dieser neuen, angstbeladenen Situation auf. Leider kenne ich mich im Forum noch zu wenig aus - stoße meist auf sehr traurige, aber unendlich tapfere Schicksale - und bin auch beschämt, weil ich sehe, dass es anderen so viel schlechter geht und sie immer noch für die anderen da sind und zu helfen und trösten versuchen ...

Ich wünsche euch von Herzen alles Gute!!!!
Karin

Geändert von Summer 175 (11.08.2008 um 08:23 Uhr)