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Alt 11.12.2017, 10:49
Adlumia Adlumia ist offline
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Standard AW: Wo ist Platz für die Angst?

Auch wenn ich nicht selbst betroffen bin, sondern die vielschichtigen Gesichter dieser Krankheit nur als Angehörige "kenne", hoffe ich dass ich dazu etwas schreiben darf.

Ich lese nicht nur im Angehörigen-Bereich sondern auch im Bereich der Selbst-Betroffenen und auch ich habe manchmal das Gefühl, dass es einerseits für den Betroffenen schwer ist über die persönlichen Ängste zu schreiben, aber auch dass es verdammt schwer ist auf doch geäußerte Ängste/Sorgen/Zweifel etc. eine Antwort zu finden (gibt es überhaupt eine Antwort..?)

- Macht man demjenigen dann noch mehr Angst, nehme ich jemandem den Mut?
- Trete ich ins Fettnäpfchen wenn ich vielleicht ganz konkret nachfrage nach der Todesangst etc.?
- "Darf" ich als ein Mensch, der die Todesangst nicht selbst erlebt, überhaupt etwas dazu schreiben, ohne dass es Vermessen, altklug etc. klingt, sondern einfach nur nach persönlicher Anteilnahme?

Mir fällt es manchmal sehr schwer überhaupt hier "Antworten" zu schreiben, weil ich nie weiß, wie kommen meine Worte an? Ich sehe jemanden dabei ja nicht ins Gesicht, ich kann keine direkte Reaktion bekommen - dieses Medium macht es an dieser Stelle mit so vielen sensiblen Themen auch schwer.
Schnell fühlt man sich vielleicht angegriffen, bevormundet etc.
Eine Garantie dafür, dass es so ankommt, wie ich es gemeint habe, gibt es nicht (gibt es natürlich auch im realen Leben nicht) aber im realen Leben kann ich auf weitere Sinneseindrücke zurückgreifen, es schneller merken, korrigieren etc.

Es ist doch so schon verdammt schwer im echten Leben da draußen mit Menschen über diese Krankheit zu sprechen, so mein Eindruck. Kann man wirklich immer sagen, was man fühlt. Ja man kann es vielleicht sagen, aber wie oft helfen einem die Reaktionen des Gegenübers? Da muss man sicher schon ganz genau überlegen, bei wem kann ich wirklich mich mal richtig auskotzen, das sagen, was ich denke, auch wenn es nicht positiv, happy, kämpferisch etc. ist. --> Ist es nicht auch ähnlich mit der Trauer? Wie oft liest man hier, dass man da draußen einfach kein Gehör findet für das was man fühlt.
Weil es eben für die Meisten nicht einfach ist, Worte zu finden, zu verstehen, den Schmerz des anderen auszuhalten, die Sorgen um den weiteren Krankheitsverlauf. Niemand hat das so recht gelernt denke ich, den Umgang mit sowas. Die einen können es besser, je nach Charakter etc., die andere können (und wollen) es nicht. Viel daran ändern kann man meiner Meinung nach nicht!

Das vielleicht als weitere Gedanken, warum hier vielleicht auch gerade das ganz heikle Thema "Angst" manchmal umschifft wird, nicht weiter ausgebreitet wird etc.


Jedem einzelnen von euch, der mit dieser Krankheit konfrontiert ist, wünsche ich viel Kraft und vor allen Dingen wenigstens ein paar offene Ohren für all das, was man sagen möchte, was man fühlt!
Adlumia

Geändert von Adlumia (11.12.2017 um 10:56 Uhr)
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