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Alt 22.02.2008, 11:50
Shivanarama Shivanarama ist offline
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Registriert seit: 24.09.2007
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Standard AW: Nun hat`s meinen lieben Papa auch erwischt.............Guten Tag erstmal.

Hallo Ihr alle, -leider gibt es nichts Positives zu berichten von meinem Vater,- der so tapfer kämpft,- bzw. von den Ärzten so eisern durch Maschinen am Leben erhalten wird.
Heute werden es drei Wochen,- in denen er künstlich beatmet wird,- immer noch Fieber hat,- die Nierenwäsche ist seit 5 Tagen weg,- also die Nieren tun wenigstens zwischenzeitlich wieder selbsttätig ihre Arbeit, Fieber nach wie vor immer in Schüben bis auf 39,5°,- Kreislauf wieder total instabil,- Lunge haut gar nicht hin,- ohne Beatmung durch Geräte würde er wohl ersticken,- sein Herz weist wilde Unregelmäßigkeiten auf etc. pp..................

Und zu guter Letzt ist nun an der Vernähungsstelle zwischen Speiseröhre und Restmagen wieder eine Undichtigkeit aufgefallen am Montag durch eine Endoskopie........................wir dachten schon er müsse in seinem sowieso ultrakritischen Zustand nun ein viertes Mal eröffnet und operiert werden.........aber nein, - sie haben am Montag einen passgenauen Stent bestellt ,- der spätestens am Donnerstag,- also gestern eingesetzt werden sollte................aber der Stent war nicht da und plötzlich auch keine Gastroenterologe,- der den Eingriff mit dem Endoskop durchführen könne,- erst am kommenden Montag...........weil der Enterologe,- der augenblicklich Dienst hat,- den Eingriff abgelehnt hat,- traut er sich nicht zu..........klar bei dem morschen Gewebezustand kann auch einiges schief gehen..........der Enterologe,- der schon mehrfach Stents dort plaziert hat wo sie hingehören käme erst am Montag aus der Krankschreibung zurück...................umpffff.................. .ich bin dann wie man so schön sagt,- leicht ausgerastet...............habe mich in den Flur der Intensivstation gestellt und einen ziemlich lauten Monolog vom Stapel gelassen................: "Nur gut,- daß ich jeden Ihrer Schritte und jede Ihrer Aussagen protokolliere seit mein Vater hier ist,- morgen werde ich zur Klinikleitung gehen und mich wegen unterlassener Hilfeleistung beschweren und wenn auch das nicht helfen würde,- dann gehe ich zu allen Berliner Tageszeitungen um genau diese Schlamperei öffentlich anzuprangern.........o.k. der Stent ist stellt keine absolute Sicherheit da,- daß das brüchige inzwischen mit einer fetten Eiterfistel versehene morsche Gebälk der Speiseröhren-Magenvernähung nun auch wirklich zum abheilen bringt,- aber zumindesten laufen nicht unkontrolliert weiterhin aus Mund,- Speiseröhre und Magen sämtliche Sekrete angereichert mit ´diversen Hundertschaften von Bakterien die genau dort beheimatet sind weiterhin ungehindert immer schön in die Fistel,- oder außen am Speisröhrenmuskel entlang und verkleben Lungenflügel mit dem Ösohagusmuskel wie schon vor 12 Tagen eben,- als sein Brustkorb das zweite Mal eröffnet werden mußte um genau diese Undichtigkeit mit einer erneuten Naht abzudichten,- bzw. die Lungen-Speiseröhrenverklebungen wie auch immer ,- besser mit was auch immer wieder zu lösen.

Das die Wundheilung in feuchten und schlecht durchbluteten Gebieten sehr schwierig ist,- zumal mein Vater völlig vergiftete Organe hat,- steht nicht zur Debatte,- aber hier gilt es wohl ihm die schon lang nicht mehr vorhandene Lebensqualität zu verbessern,- und sei es nur ein Tropfen auf den heißen Stein, -ich war kurz vorm platzen gestern,- und siehe da..........´plötzlich setzt sich was in Gang...............heute haben sie den Stent endlich vorliegen.....und morgen um 11. 00 Uhr vormittags tritt wohl der Gastroenterologe an,- der eigentlich erst am Montag wieder seinen Dienst aufnehmen wollte um meinem Vater den Stent einzulegen.

Drückt uns bitte die Daumen daß alles gut geht,- und die jetzt wieder mal veränderten neuen Antibiotikakombinationen dann endlich fruchten können um den Körper zur Ruhe kommen zu lassen,- das Fieber muß endlich dauerhaft sinken und der Kreislauf wieder rollen.......................hoffentlich platzt die Stelle nicht während des Eingriffs,- dann muß sofort notoperiert werden.

Ein nicht enden wollender Albtraum ist das ,- keine Ahnung wo man eigentlich die Kraft hernimmt das alles durchzuhalten.................ich selbst bin durch den Stress ständig mit Abszessen überhäuft,- durch meine Sepsis vor 11 Jahren und durch meine HIV-Infektion bin ich unter solchem Psychostress selbst empfindlich wie ein rohes Ei...............heute ist mein linkes Auge von Gewebswasser derart dick zugeschwollen,- sehe wie nach einem Boxkampf mit den Klitschko-Brüdern aus,- zwei dicke vereiterte Gerstenkörner ...eines im oberen Augenlid,- eines im unteren.................das Pflegepersonal wird denken wenn ich meinen Paps nachher besuchen gehe, -daß ich vor lauter Frust in eine Schlägerei geraten bin,- weil genau so sehe ich heute aus.

Aber das steh ich durch,- kein Vergleich zu dem was mein Vater erleiden und erdulden muß,- ohne daß man ihn überhaupt fragen könnte,- ob er das alles überhaupt noch durchmachen will.

Ausgeliefert und von Maschinen hochgehalten liegt er da nun stumm und aufgedunsen ,- aber auch schon ziemlich abgemagert in diesem verdammten Intensivbett und muß da durch,- ob er will oder nicht,............und wir halt auch.


Ich grüße Euch auf's Herzlichste und hoffe,- daß keiner von Euch in den letzten Tagen auch nur irgentwelche schlechten deprimierenden Nachrichten erdulden mußte.

Liebe Grüße von Marion.
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