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Alt 04.02.2009, 23:47
Espérance Espérance ist offline
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Registriert seit: 04.02.2009
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Standard AW: Krebs und Studium

Hi ihr beiden!
Ja, es stimmt wohl, dass jeder selbst wissen muss, was er tut. Vorhin, die Wut, nein ich glaube sie war eigentlich nicht gegen meine Freundin gerichtet, vielleicht eher gegen die Krankheit und dass man so daneben steht, ich weiß es nicht. Es ist ja auch nicht so, dass ich irgendwie beurteilen will, was sie kann und was nicht oder dass ich meine, sie soll xyz tun. Es ist mehr so, dass ich sehe, dass es ihr körperlich mies geht und dann nur von diesem Essay redet. Na ja, aber vielleicht hilft das auch, also das Stück Normalität, das man sich noch irgendwie erhalten kann. Wühlt alles ein wenig in mir, vor allem, weil ich *eigentlich* - wenn ich mich so erinner - ganz genau weiß, DASS man sowas braucht, an dem man sich festhalten kann, für das man kämpft, das man auch irgendwie planen kann, über das man die Kontrolle hat, das einen interessiert und Spaß macht. Keine Ahnung, was das vorhin für ein Gefühlschaos war bei mir.
Ich habe mich auch gefragt, warum ich nicht einfach mit ihr spreche, also dass ich eben mir Sorgen mache, wenn ich das so sehe, sie liegt mir halt sehr am Herzen...und mein erster Gedanke war, dass ich sie nicht auch noch mit meinen Sorgen stressen will (kommt aber wohl daher, dass ich bei meiner Erkrankung alle um mich herum trösten "durfte". Das fand ich echt extrem anstrengend und nervig). Aber im Grunde wäre es auch komisch und traurig, wenn ich mir keine Sorgen um sie machen würde, oder?...Es arbeitet noch in mir .
Mein eigenes Leben - JA, das habe ich, (m)ein Leben, mein Studium, mein Job, mein (teils unser) Freundeskreis, mein Schlagzeug , und das brauch ich auch. Ich meine, einerseits ist das ja toll und schön für uns beide, dass wir wissen wie das ist, dass wir uns verstehen und z.B. sie mich und ich sie auch mit Glatze kennen. Da gibts keine Scham oder Unsicherheit, mit was man wie zu nahe treten könnte etc. Andererseits muss ich auch aufpassen, weils bei mir doch einiges manchmal hoch holt, es darf mich nicht so sehr runterziehen und die Abgrenzung fällt mir manchmal schwer, weil auch ich ja Angst habe wieder zu erkranken, neu zu erkranken, was weiß ich, die Gedanken sind sowieso schon ständig da mal unabhängig von meiner Freundin. Wiederum andererseits ist es auch immer schön, wenn wir auf dem Campus sind und einfach auch mal wo ganz normal sein/leben können trotz Krankheit und allem, was damit zusammenhängt. (ich glaube alleine wäre es noch schwieriger gewesen, z.B. ohne Haare dort herumzulaufen, das war schon so ein Schlüsselerlebnis irgendwie. Gemeinsam gings und es hatte schon was Skurriles an sich).
Ja, hm, also es geistert mir einiges durch den Kopf, ein wenig konfus. Wie kann man jemandem die Angst nehmen im Einzelfall in Maßen offen damit umzugehen? Ich weiß, dass sie keine Sonderregeln bei Prüfungen möchte. Aber ich weiß auch, dass sie unheimliche Angst davor hat, überhaupt in Betracht zu ziehen einen Dozenten anzusprechen - im Falle des Falles.

Respekt an euch beide! "Der Krebs hat Angst vor starken Menschen" <-- genau

Liebe Grüße - und studimäßige Daumendrücker fürs Matheergebnis!
Espérance

Geändert von Espérance (04.02.2009 um 23:50 Uhr) Grund: Rächtschraibunk
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