Einzelnen Beitrag anzeigen
  #1  
Alt 29.10.2003, 14:03
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Mir ist den ganzen Tag schlecht vor Angst

Hi!
Vor fast genau einem Jahr wurden meinem Paps die beiden unteren Lungenlappen entfernt. Rechts BC, links "nur" Staublunge. Die Lymphknoten im Bauch und unter den Achseln wurden vorsorglich auch entfernt. Danach wurde ein Tumor in der Prostata festgestellt, der mit Hormonspritzen therapiert wird.

Mein Vater war schon immer ein Kämpfertyp und hat die OPs und die Hormonbehandlung gut weggesteckt. Es ging ihm auch gut. Dann hat er sich April/Mai eine Lungenentzündung eingefangen. seither ging es rapide bergab. Er bekam immer schlechter Luft, ständig andere Antibiotika und ein Sauerstoffgerät nach Hause. Obwohl er sich schlecht fühlte und um eine Einweisung nach Löwenstein gebeten hatte, hat der behandelnde Lungenarzt gemeint, das würde er auch zu Hause in Griff bekommen.

Bei der (letzten? oder schon vorher?) Bronchoskopie wurden wieder Krebszellen entdeckt. Seit 1 Woche ist er wieder in der Klinik, die Einweisung wurde auf seinen Wunsch vom Hausarzt (nicht vom Lungenarzt!!!) ausgestellt. Am Freitag bekam er die erste Chemotherapie. Das ganze Wochenende ging es ihm sehr sehr schlecht.
Ist es denn normal, daß er so viel Schleim aushustet, als würde er sich übergen (sorry, ist nicht appetitlich). Und daß das Zeug bestialisch stinkt?
Er mag schon eine Weile nicht mehr richtig essen, hat rapide abgenommen. Und er hat jede Hoffnung verloren. In irgendwelchen Büchern hat er gelesen, daß die Krebszellen auch schon im Gerhin sein können und jetzt glaubt er nicht mehr, daß die Chemo noch irgendetwas bringt.
Gestern wurde eine Ultraschalluntersuchung der anderen Organe gemacht, das Ergebnis soll er erst heute bekommen.
Welche Art von Krebs mein Vater hat, oder welche Chemo er bekommt - keine Ahnung. Meine Eltern gehören noch zur Generation "Ich werd' den Arzt doch
nicht fragen, was ich hab".
Ich traue mich gar nicht, bei ihm anzurufen. Ich habe Angst vor seiner Angst und der Angst meiner Mutter. Vor beider Verzweiflung. Und bin selber verzweifelt. Ich wohne zu weit weg, um einfach spontan vorbeizufahren. Zumal ich noch eine kleine Tochter mit 22 Monaten versorgen muß und wir - auch so nebenbei - gerade ein Haus bauen und in 4 Wochen umziehen müssen.
Wir haben das Dachgeschoß so geplant, daß meine Eltern, wenn sie zu uns kommen, ihre eigene kleine Wohnung haben. Jetzt weiß ich gar nicht, ob mein Paps das Haus jemals sehen wird. Oder ob er noch da sein wird, wenn unser 2. Kind geboren wird.
Meine Angst und Anspannung überträgt sich schon auf meine Tochter, die plötzlich nicht mehr richtig essen mag, sehr anhänglich ist und nachts Alpträume hat. "Opa kommen, Opa Kaffetrinken spielen" sagt sie immer. "Opa Drachen basteln, freut sich sehr".
Was soll ich denn nur tun? Meine Mutter sagt, daß ich nicht zu ihr kommen soll. Sie will zur Zeit lieber allein sein, wenn sie aus der Klinik kommt.
Ich bin völlig fertig.
Danke fürs Ausheulen lassen.
LG,
Biggi
Mit Zitat antworten