Einzelnen Beitrag anzeigen
  #253  
Alt 31.01.2008, 07:01
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 03.03.2007
Ort: Dreiländereck
Beiträge: 2.019
Daumen hoch AW: Gott, Glaube und Krebs....

Guten Morgen,

die letzten Tage haben wir nicht sonderlich gut geschlafen. Heute sind wir bereits um 5 Uhr aufgestanden. Eine kleine Tasse Kaffee und ein Stück Brot zu Frühstück. Meine Frau hat sich jetzt nochmal auf die Coutch gelegt und will noch ein bisschen schlafen. Ich sitze hier im Keller und habe eure Beiträge gelesen.

Wir waren jung, fühlten uns stark. Das Leben stand vor uns. Wir mussten es meistern. Unseren beiden Töchtern eine Zukunft ermöglichen. Das Haus meiner Schwiegereltern umbauen und modernisieren. Es blieb nicht viel Zeit zum Nachdenken. Bei den Meisten ist es, glaube ich, so. Nach dieser Zeit unser Engagement im Turnverein. Meine Frau als Übungsleiterin, ich als Leiter der Turnabteilung.

Dann hat es mich selbst erstmal getroffen, 1998. Gehirntumor. Gott sei Dank stellte es sich als gutartig heraus: Hypophysen-Adenom. Trotzdem Arbeitsleben ade. Turnverein ging auch nicht mehr. Was tun? Nachdenken. Noch ein Schlag vor den Bug: mein Schwager stirbt mit 45 einen sogenannten Sekundentod.

Im Frühsommer 06 trifft es meine Frau: inflammatorischer Brustkrebs. Daran doktorn wir dann bis jetzt und wahrscheinlich noch eine lange Zeit.

Sind das diese Tritte in den Hintern, die man braucht? Um endlich nachzudenken um was es eigentlich geht im Leben?

Meinen Glauben hatte ich eigentlich nie verloren sondern nur vergessen. Jetzt kommt er mit aller Macht zurück. Nur ganz anders als in meiner Jugend. Warum ist es aber so schwer zu glauben? Wir betrachten uns als rationale Wesen, sind aufgeklärt, wollen alles selber regeln. Viele Narben hat das Leben uns zugefügt (es kommen bestimmt noch einige hinzu), wir sind ungeduldig und verletzlich. Das soll man alles nicht mehr so wichtig nehmen und, manchmal täglich, von Vorne anfangen? Das ist sehr schwer und hart.

Ich bin nicht verdrieslich. Mein Leben war gut, ich konnte etwas schaffen. was mich überdauert. Keinen Tag, auch nicht die härtesten, möchte ich missen. Ich habe nicht's versäumt (wie so Manche glaubten mir weissmachen zu müssen). Wir dürfen dem Glück nicht hinterher laufen, sonst kann es uns ja nie einholen!


Euch Allen wünsche ich einen wunderschönen und glücklichen Tag,

Helmut

Könnte die Frage nach dem "WARUM" nicht so sein: Warum bekommen nicht (auch) Andere diesen Tritt in den Hintern, die es (auch) verdient hätten????

Geändert von HelmutL (31.01.2008 um 07:10 Uhr) Grund: Ist mir jetzt erst eingefallen.
Mit Zitat antworten