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Alt 17.05.2017, 02:52
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Wie kann ich ihm Mut machen?

Hallo,

Zitat:
Zitat von Safra
Es wäre ja schön, wenn die Ärzte die Keime in den Griff bekämen. Solange die Wunden nicht verheilen, ist es schwierig, Mut zu fassen. Ich glaube, Ihr macht das schon richtig, hört einfach zu, wenn er Euch etwas erzählt, verkneift Euch platte Sprüche wie: "das wird schon" (wie ich das hasse!), fragt, was Ihr ihm Gutes tun könnt. Erzählt, was Euch so bewegt.
Erlaub mir dazu bitte mal eine Frage, weil ich es nicht so recht verstehe, warum Sprüche, wie z.B. "das wird schon" o.ä., denn hassenswert sein sollten.

Damit Du das nicht mißverstehst:
Keineswegs will ich Dich damit irgendwie persönlich "angreifen".
Denn so etwas wird hier immer wieder - nicht nur von Dir - analog genannt.

Ich verstehe das einfach nicht.
Denn offensichtlich gibt es immer wieder Menschen, die psychisch mehr oder weniger "auf dem Hund" sind.
Total "im Keller", was ihre Zuversichtlichkeit anbelangt.

Meinst Du nicht, daß es besser wäre, darauf einzugehen, was solche Menschen "in ihrem Keller befangen hält" als denen irgendeinen Sums zu erzählen, der Angehörige "bewegt"??

Denn nur sie "hocken im (relativ tiefsten) Keller" und brauchen Zuspruch, um da wieder heraus kommen zu können.
Nur das ist das unmittelbar "Gute", das ihnen angetan werden kann.

D.h. Angehörige sind aus meiner Sicht prädestiniert dafür, psychische "Aufbauarbeit" leisten zu können, welche die Ärzte so gar nicht leisten können, weil sie zwar auch (im Idealfall) ein Vertrauensverhältnis zum Patient haben, das jedoch ganz anders gelagert ist, als familiäre Vertrauensverhältnisse.

Anders ausgedrückt:
Psychisch bestmöglich "Gutes" können Angehörige leisten, wenn das erforderlich sein sollte.
Medizinisch bestmöglich "Gutes" können Ärzte leisten.

Wenn es um das insgesamt bestmöglich "Gute" geht, warum sollten dann "aufbauende" Sprüche fehl am Platz sein?

Normalerweise braucht ein zuversichtlicher Mensch derartige Sprüche nicht - das ist richtig.
Falsch ist jedoch aus meiner Sicht, daß derartige Sprüche nicht dazu geeignet wären, nicht zuversichtlichen Menschen irgendwie behilflich sein zu können.

Knallhart ausgedrückt:
Zuversichtliche Menschen hocken prinzipiell nicht "im Keller".
Weil ihr Optimismus unzerstörbar ist.
Nicht mal ein Krebs kann den zerstören!
=> Sprüche überflüssig wie ein Kropf am Hals.

Aber nicht zuversichtliche Menschen "greifen nach jedem Halm", der sie aus ihrem Keller "hochziehen" könnte.

Was sollte es bei Letzteren nützen können, denen irgendeinen Sums zu erzählen, der sie letztlich eigentlich gar nicht interessiert?
Sie brauchen dringend Hilfe!

Und zwar ganz konkret Hilfe bzgl. Zuversichtlichkeit.
Z.B. dadurch, daß man ihren Glauben bestärkt, daß "das schon wieder wird".
Denn höchstwahrscheinlich mangelt es bei ihnen an diesem Glauben.
Anderenfalls wären sie nämlich psychisch nicht "auf dem Hund".


Zugegeben:
Es ist äußerst schwierig, hier etwas generalisieren zu wollen.
Weil wir Menschen dazu viel zu unterschiedlich sind.
Weshalb wir uns m.E. auch davor hüten sollten, irgendetwas "über einen Kamm zu scheren".

Was im Einzelfall für Angehörige hilfreich sein kann, können nur Angehörige ermessen.
Weil sie die "Schwachstellen" Angehöriger besser kennen als jeder Außenstehende.
Und auch besser wissen, wie sie einen Familien-Angehörigen "packen" können, um ihn "aufrichten" zu können.

Was nützen dabei platte, vermeintlich "hassenswerte", Sprüche?
Was wissen wir Außenstehende schon großartig davon, was fremden Angehörigen nützlich sein könnte oder nicht??

Wir können nur unsere Sichtweisen darlegen.
Sozusagen als überdenkenswertes "Angebot", das Richtige "auszuwählen".

Vom jeweils Richtigen haben wir jedenfalls noch viel weniger Ahnung als Angehörige.


Liebe Grüße
lotol
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Krieger haben Narben.
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
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