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Alt 28.06.2007, 09:49
gabriela60 gabriela60 ist offline
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Registriert seit: 26.07.2006
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Standard AW: Bitte helft mir!!!

Hallo Jasmin

Konntest Du mit Deinem Vater sprechen? Ihn spüren? Dein Herz erleichtern?

Mensch Jasmin, Dein Hilfeschrei könnte vor über 30ig Jahren von mir geschrieben worden sein. Damals war ich 16 Jahre alt, meine Mutter todkrank, Brustkrebs mit Metastasen überall. Mein Vater sagte zu mir, dass unsere Mami bald sterben wird. Ich habe gedacht, sprich Du mal ... ich glaube das nicht. Auch ich war in der Pubertät, so wie Du auch, auch ich war mir am wichtigsten, auch ich wollte mein Leben leben, hatte doch Anspruch darauf......... okay, ich hatte keinen Streit mit meiner Mama, überhaupt nicht, sie wusste immer wie sehr ich sie liebe. Ich denke heute, dass sie mich verstand, meine Jugendlichkeit, und auch meinen Egoismus. Ich bin mir sicher, dass dies Dein Vater auch versteht. Aber Du bist seine Bezugsperson, so wie ich Deine Zeilen lese, wart ihr doch schon ein paar Jahre allein. Und da ist das verstehen, akzeptieren und auch loslassen sehr schwer. Du und Dein Vater hättet bestimmt nicht soviel Stress gehabt, wenn noch andere Personen im Haushalt gewesen wären.

Du machst Dir Vorwürfe. Verständlich, machte ich mir viele Jahre auch. Du hast noch die Möglichkeit, Dich von Deinem Vater zu verabschieden, ihm zu sagen, dass Du ihn liebst, ihm über die Wangen zu streicheln, die Stirn zu küssen, nutze diese Möglichkeit!!! Die hatte ich nicht. Eines Tages, 3 Tage war ich in der Lehre, kam ich nach Hause und meine Mutter war gestorben ....

Wie kam ich zurecht? Ueberhaupt nicht! Ich machte mir riesige Vorwürfe, hätte ich dies getan, hätte ich das getan ........ (Diese Vorwürfe kamen dann auch noch aus der Familie und selbst vom Vater)

Es ging mir schlecht. Damals gab es kein Internet, psychologische Hilfe schon gar nicht. Gleichaltrige Freunde verstanden mich nicht und für die Erwachsenen war ich ein Kind, uninteressant. Das einzige was mir geholfen hat, war, dass ich angefangen habe Tagebuch zu schreiben. Ich schrieb mir alles von der Seele, meine Aengste, mein Alleinsein, meine Trauer und auch meine Wut.

Jasmin, mach Dir Vorwürfe, aber dann schaue nach vorn. Nutze die Möglichkeiten, Internet, und auch Psychologe(in). Schreibe, rede und schreibe und rede. Du musst es schaffen selbst zu erkennen und zu anerkennen, dass es auch Gründe für Dein Handeln gab. Man nennt dies auch eine Schutzmauer. Ich denke im Innern wusstest Du was Sache war und leider ist. Aber diese Schutzmauer ist nun zusammengebrochen und daran darfst Du nicht zerbrechen.

Wenn Du möchtest, würde ich Dir gerne helfen. Schreibe mir und ich werde Dir antworten, wie ich damals dachte, und wie ich es schaffte. Bleibe nicht allein! Hörst Du!

Alles Liebe und Gute für Deinen Vater!

Ganz liebe Grüsse Gabriela


PS bin meistens nur eine stille Mitleserin, meine Schwester hat Brustkrebs.
Die Vergangenheit ist nun wieder Gegenwart.
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