Thema: meine Mama
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Alt 06.10.2004, 12:25
Gast
 
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Standard meine Mama

Liebe Xadra,
während sich Dein Vater während dieser Zeit zum Positiven verändert hat, hat mein Vater seine Fixierung auf sein Ego verstärkt. Während der fast zweieinhalb Jahre dauernden Krankheit, hat er sich bei Freunden, Bekannten, Kollegen, etc. ausgeheult und bedauern lassen, wie schlimm es IHN mit der Krankheit seiner Frau getroffen hat und sich bewundern lassen wie aufopfernd sie pflegt. Ja, er hat meine Mutter versorgt - aber sie konnte nie mit ihm über ihre Ängste, Gedanken und Gefühle reden. Es tat richtig weh, als sie mir sagte, wie gerne sie das täte, aber er würde das nicht machen. Während sie um ihr Leben kämpfte und ich sie auch gefühlsmäßig stützte, wo ich konnte, pflegte er immer mehr sein Selbstmitleid. Das war schon immer so, wenn es nicht um ihn ging. In dieser ganzen Zeit und nach ihrem Tod, hat er KEIN EINZIGES MAL mich in den Arm genommen und getröstet, er hat sich nicht ein einziges mal als Vater verhalten. Nach ihrem Tod ließ ER sich von allen trösten. Als er mich nach zwei Wochen mal fragte, wie es mir ginge, sagte ich, nicht gut, dass ich meine Mutter verloren hätte, dass ich lernen müßte, damit klar zu kommen und dass ich es erst mal verarbeiten müßte, dass sie in meinen Armen gestorben sei. Daraufhin sagte er mir, dass er den viel größeren Verlust erlitten hätte (sagte angebl.sogar seine Psychologin), denn schließlich habe ich meinen Partner noch... Ich wußte nicht, dass hier ein Wettbewerb stattfindet. Seitdem rede ich nicht mehr über meine Gefühle mit ihm.
Für meinen Vater ist es ein tolles Gefühl (nach eigenen Bekundungen), Macht über andere auszuüben. Meine Mutter hat mir aber beigebracht, dass Familie ein Miteinander ist. Eine befreundete Familientherapeutin hält es für eine gute Idee, doch mal viel Abstand zwischen uns zu bringen (ich arbeite gerade an räumlichen Abstand), denn auf Verständnis werde ich wohl nie hoffen können. So - genug Wunden geleckt.

Behandelst Du eigentlich in Deiner Praxis nur Kleintiere, oder kümmerst Du Dich auch um die Großen? *grins* Ich habe eine "Anleitung, wie man einer Katze eine Pille gibt" - ich glaube, das müßte Dir bekannt vorkommen. Ich habe früher immer versucht unserem Kater Entwurmungspaste gegeben, er war zwar nicht stärker, aber schmerzhafter, als ich... So gesehen habe ich großen Respekt vor diesem Job. :-)

Janne, ich warte noch immer auf den Endorphin-Kick, der sich angeblich beim Laufen einstellen soll. Wahrscheinlich lügen sie alle und das ist ein Mythos. Und obwohl ich schon ein Jahr laufe, schaffe ich erst eine Stunde, was mir allerdings auch reicht. Sportliche Ambitionen? Fehlanzeige.
Aber damit werde ich den auch den Ärger über die u.E. meines Vater manchmal los.

Ich will mir ja keine Ängste einreden, aber am Samstag wäre meine Mutter 55 geworden, mal sehen, wie ich den Tag so überstehe - zufällig legen mein Mann und ich ein Sportwochenende ein und abends gehen wir essen. Alles ohne meine Mutter.

So - heute scheint hier mal nicht die Sonne. Macht nix, ich erfreue mich trotzdem meiner Arbeit.

Liebe Grüsse (nach soo vielen Worten)
tini
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