Hallo Petra,

ich kann Dich gut so gut verstehen und alles, was in diesem Thread steht gut nachvollziehen. Bei meiner Mutti ist am 12. Dezember bei einer Notoperation wegen Darmverschluss die Diagnose "fortgeschrittener Darmkrebs" festgestellt worden. Ich hab in naechtlichen Telefonaten (lebe in USA) mit dem Chirurgen erfahren, dass er es ihr erst sagen wollte, nachdem sie sich ein bisschen von der OP erholt hat. (Sie hat geglaubt, es sei der Blinddarm. Ich hab mit dem Chirurgen versucht, es genau so zu timen, dass ich an dem Tag genau ankomme, an dem sie es erfaehrt. Ich glaube, ich hab 3 mal umgebucht, weil ich dachte, sie weiss ja, dass ich nicht wegen Blinddarm komme... Das Timing hat geklappt, aber ein paar Tage spaeter hat sie mir gesagt, dass sie es sowieso schon geahnt hat, weil man ihr gesagt hatte, ein Stueck vom Darm ist auch wegoperiert worden und kein Hinweis darauf, dass es nichts Boesartiges sei. (Zu ihrer Zimmernachbarin hatte der Arzt gesagt, sie braeuchte sich keine Sorgen machen...)

Im Juli war ich drei Wochen in Deutschland, weil meine Eltern Goldhochzeit hatten.

Im September bin ich 4 Wochen bei ihnen geblieben.

Ueber Weihnachten hab ich gegruebelt ohne Ende, nachts, tagsueber, dauernd.

Zu Weihnachten flieg ich jetzt wieder hin, weil ich so eine wahnsinnige Angst habe, dass es das letzte Weihnachten sein koennte. (Ich hab mich auch gehasst, als ich das zum ersten Mal gedacht habe!!! Ich konnte es auch tagelang nicht mal aussprechen.) Eigentlich wollte mein Liebster mitkommen, dass geht jetzt doch nicht.

Als ich gesagt habe, dass ich komme, hat sie sofort gefragt, ob wir beide kommen. Zu dem Zeitpunkt war das noch der Plan. Jetzt muss ich ihr sagen, dass ich alleine komme. Und nachdem ich das jetzt hier gelesen habe, mache ich mir natuerlich Gedanken, was das fuer ein Gefuehl bei ihr ausloest??? Und was ich ihr sagen sollte, warum er nicht mitkommt??? Und ob ihr das dann noch mehr Angst macht??? Ich hoffe mir faellt was Gutes ein, denn ich will sie auf keinen Fall anluegen. Das hab ich ihr ganz am Anfang versprochen!

Aber ich bin sicher, sie wird sich sooo freuen, denn bevor sie gefragt hat, ob er mitkommt, meinte sie: Das ist das schoenste Weihnachtsgeschenk.

Dass ich dreimal innerhalb eines halben Jahres in Deutschland (zweimal davon alleine) ist so ungewoehnlich, auffaelliger gehts gar nicht.

Aber ich flieg trotzdem, weil ich sonst verrueckt werde, bei dem Gedanken, dass.... Ich werd sie liebhaben, ihre Hand halten und versuchen, ob ich sie ein bisschen aufmuntern kann (auch wenn mir das Herz dabei bricht).


Die Situation ist im Detail fuer jeden irgendwie anders, aber ich glaube, viele Sorgen und Fragen sind aehnlich. Dein Dad ist wahrscheinlich auch ein ganz anderer Typ als meine Mutti. Aber auch wenn er es vielleicht nicht zeigt oder ausspricht, hat er bestimmt Angst und macht sich Sorgen.

Vielleicht hilft es Dir, Dich zu fragen, ob Weihnachten ein wichtiges Fest fuer Deine Eltern ist? Wie sie es verbringen, wenn Du nicht da bist? Koenntest Du Weihnachten bei den Eltern Deines Freundes ueberhaupt ertragen? Waere es moeglich, dass Du bei Deinen Eltern feierst und er bei seinen? Obwohl Du sicher nicht noch mehr Fragen brauchst - mir helfen konkrete Fragen in meinen Gruebeleien oft.

Ich wuerd ihn vermutlich auch nicht mit "negativen" Gedanken konfrontieren. Aber vielleicht mit den positiven, denn offenkundig hast Du ihn lieb und freust Dich sehr, dass es ihm besser geht, das sind doch die besten Gruende zum Feiern, oder? (Viele sagen ja auch, es waere manchmal ganz gut, mit dem Betroffenen ueber die Aengste zu sprechen, die man hat, aber das haengt von so vielen Sachen ab, glaube ich...)

Du machst Dir so viele Gedanken, dass ich glaube, wie immer Du entscheidest, wird es richtig fuer euch sein. Denn Du kennst Deinen Dad besser, als jeder von uns hier.


Wie schoen, dass im Moment alles so gut aussieht bei ihm!!! Ich wuensch Euch alles alles Gute! Und noch viele gemeinsame Weihnachten!

Du schreibst HOFFNUNG??? Gib die Hoffnung nie auf!

Alles Liebe

Nenna