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Alt 28.06.2009, 18:27
anju1967 anju1967 ist offline
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Registriert seit: 28.06.2009
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Unglücklich und wer kümmert sich um die Angehörigen?

Hallo zusammen,

ich lese ja nun schon eine ganze Weile hier mit. Viele der Probleme sind mir leider zwischenzeitlich auch vertraut geworden. Einen Punkt vermisse ich jedoch in allen Gesprächen. Aber vielleicht geht es auch nur mir so?

Zu mir in Kürze: ich bin 42 Jahre alt, berufstätig, glücklich verheiratet und habe mit meinem Mann zwei Kinder. Mein Mann hat letztes Jahr die Diagnose "Sarkom" bekommen. Ich möchte in diesem Thread aber nicht die Krankheit und die Diagnosen besprechen.
Seit dem Sommer 2008 ist bei uns nun (wie bei allen)alles anders:
Am Anfang geht es nur um die Behandlung, die Konsequenzen etc. Plötzlich stand ich ganz alleine da. Mein Mann war (ist) sehr krank und damit mehr als beschäftigt. Zusätzlich zu meinen Sorgen um ihn, musste ich plötzlich alles alleine machen. Seither habe ich die Pflege meines Mannes, die erforderliche Organisation der Krankheit, den Haushalt, die Kindererziehung, meinen Beruf, die Ämtergänge etc. alleine zu managen. Verwandte, sind entweder zu weit weg oder zu alt, um mich zu unterstützen.
Alle Freunde stehen meinem Mann zur Seite, kümmern sich um ihn und erklären, wie toll ich das doch alles mache.
Nur ich werde dabei zunehmend verzweifelter und habe manchmal das Gefühl mich einem Abgrund zu nähern. Mein Mann ist zwischenzeitlich mein "drittes Kind", um welches man sich immer kümmern muss. Eine Partnerschaft kann gar nicht mehr stattfinden. Es geht ihm auch wirklich sehr schlecht und trotzdem gibt es Tage, an denen ich mich einfach nur eingesperrt fühle. Er ist zu schwach, um das Haus zu verlassen und die Leukos wollen keine Besuche von Freunden. Aber selbst Besuche machen mir wieder "Extraarbeit"! Dadurch igeln wir uns immer mehr ein und die Kinder gehen immer mehr ihre eigenen Wege. Manchmal kann oder will ich nicht mehr hören, was alles schmerzt. Zum Einen weil dies das alles beherschende Thema ist und zum Anderen, weil es mir sooo deutlich macht, dass es nie wieder werden wird, wie es war. In diesen Momenten fühle ich mich dann auch noch mies, weil ich mich für meine Gedanken schäme!

Die Chemos haben nun auch noch zur Folge, dass er sehr vergesslich geworden ist und vieles durcheinander bringt. So etwas wäre früher nicht gewesen.

Gehen andere Angehörige auch durch diese Höllen (ich habe nirgends wo jemanden klagen sehen)? Oder denke nur ich noch an mich und alle anderen sind perfekter?
Falls es doch schon Anderen so gegangen ist, würde ich mich freuen zu lesen, was ihr dann gemacht habt? Wer hat "Patentrezepte"?
Kann man dem offensichtlich leidenden Partner sagen, dass man einfach einen Tag lang, das Wort "Schmerzen" nicht mehr hören kann? Kann man von jemanden in diesem Zustand erwarten, dass er sich für die banalen Dinge des Lebens (die Kollegin meinte,....beim Zahnarzt war,.... etc.) noch interessiert?
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