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Alt 02.02.2009, 13:09
Janca Janca ist offline
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Standard AW: Meine Mutter hat Bauchspeicheldrüsenkrebs

Hallo ihr lieben,

meine Mutter ist heute morgenum 5.45 Uhr für immer eingeschlafen.

Wir kamen nicht mal mehr dazu die Chemo zu machen. An dem Morgen als es nach Bochum gehen sollte hatte sie akute Luftnot und ich habe den Notarzt rufen müssen.
Wasser in der Lunge!
Das wurde gut mit Entwässerungsmittel behandelt und es ging ihr einigermaßen.
Die Chemo wurde um eine Woche verschoben und sollte nun stationär stattfinden. In der Nacht vom 13.1 auf den 14.1 (einen Tag vor der geplanten Chemo) hat sie einen dermaßen schlimmen Erstickungsanfall gehabt, daß die Ärzte dachten sie überlebe die nächsten 24 stunden nicht.
Ich habe meine eigene Mutter nicht erkannt, als ich morgens um 7 Uhr in das Zimmer kam.

Man hat uns das Zimmer und ein zur Verfügung gestellt. Mein Bruder und ich sind keine Minute von Ihrer Seite gewichen.
Sie hat sich dann zwar wieder erholt, aber war von da an bettlägerig inklusive Katheder für den Urin. Sie wurde an einen Perfusor mit Entwässerungsmittel angeschlossen sowie Morphium alle 4 Stunden 10mg plus Pflaster und Vomex gegen die übelkeit zusätzlich Atosil und etwas zur beruhigung.

Sie hatte so eine Angst vor einem erneuten Erstickungsanfall, verständlich.. Sie sagte wortwörtlich das sie mit den Schmerzen leben könne, aber wir sollte sie nicht ersticken lassen.
Mein Gott, wie hilflos steht man da?

Da hat kein Arzt mehr dran geglaubt, daß sie sich davon noch erholt. Wir hatten dann aber ein Gespräch mit dem Oberarzt der uns von einer Chemo abriet. Sie wäre einfach zu schwach.
Das Gespräch war für mich wie eine Ohrfeige, ich habe alles in die Chemo gesetzt. Wenigstens noch ein paar Monate, der Sommer vielleicht..
Mittlerweile wollte auch meine Mutter keine Chemo mehr..

Ihr Zustand war wie eine Berg- und Talfahrt. Hoch und runter. Aber immer bei absolut klarem Verstand. Wenn es ihr gut ging haben wir noch richtig schöne Stunden gehabt. Ich habe ihren kleinen Hund noch nachts ins Krankenhaus geschmuggelt. Sie hat es sich so gewünscht.
Mein Bruder und ich haben und abgewechselt wer bei ihr bleibt. Sie war wirklich keine Minute mehr alleine.

Das Krankenhaus in dem sie lag bzw. die ärzte und Schwestern (so war mein Eindruck) waren manchmal etwas überfordert mit diesem Krankheitsbild.

Wir haben Sie in einem Krankenhaus mit einer Palliativ- Station angemeldet. Dort konnten wir sie am 26.01 hinbringen. Das war die beste Entscheidung überhaupt und ich bin dankbar, daß wir so schnell einen Platz bekommen haben.
Dort lief alles viel ruhiger und vor allem professioneller ab. Es gab kein"wir können Ihnen nicht mehr Schmerzmittel geben, warten Sie noch etwas, sie haben doch gerade bekommen usw. Nein, hier wurde ganz klar gesagt: oberstes Gebot; keine Schmerzen!
Und das war auch so. Sie war Montag und auch am Dienstag so optimistisch und schon fröhlich. Sie hatte keine Schmerzen und sie fühlte sich wohl. Der Arzt sowie auch die Schwestern wissen genau was sie machen. Man merkt wirklich das diese Leute wissen um was es geht.
Sogar ihr Hund durfte mit! Das war für sie ein richtiger Antrieb auf diese Station zukommen. Ihr Hündchen.. Da war nochmal richtig Lebensmut zu sehen.

Dann kam Dienstag nachmittag der Schock. Der Arzt rief mich an und sagte, daß die Laborwerte gerade gekommen seien.
Die Nieren meiner Mama funktionierten nicht mehr. Keine Ausscheidung!
Ich habe gedacht mein Kopf explodiert!
Sie vergiftete sich selbst.. Auch Lasix half nicht mehr..
Das hatten wir auch schon in dem anderen KH bemerkt, daß sie kaum noch Urin ausscheidet.

Ich hab dann den Hund genommen (der Arzt sagte wortwörtlich; sie brauchen nicht alles stehen und liegen zu lassen, aber kommen Sie vorbei, am besten mit Hund ;-)) und bin ins Krankenhaus.
Dort hat man wirklich ganz vorsichtig und umsichtig mit mir gesprochen, daß sie die Nacht wahrscheinlich nicht überleben würde.
Die Laborwerte wären so schlecht, daß alles andere ein Wunder sei.
Für Wunder ist meine Mama aber immer wieder zu haben!;-)

Ich habe seitdem auch wieder im Krankenhaus samt Hund (dafür bin ich dem ganzen Team dieser Station dankbar) geschlafen.

Ab Mittwoch wurde sie zunehmend verwirrter, auch bedingt durch die Medikamente. Rief oft nach Ihrer Mama, hing auf einem Wort fest was sie immer wieder wiederholte usw. Zwischendurch aber auch immer klare Momente.
Freitag morgen kam mein Bruder dann gott sei dank von einem Auslandsaufentalt zurück. Diesen hat er nur angetreten, weil es Mama so gut ging und es eigentlich keine Sorge für irgendwas geben müsste.
Er sollte eigentlich erst heute mittag zurück kommen, aber als er von dem Zustand von ihr erfahren hat, hat er den Aufenthalt abgebrochen.

Ich war so froh, als er durch die Tür kam und Mama noch lebte. Sie war zwar schon ganz weit weg, aber sie hat ihn erkannt. Wahrscheinlich hat sie sogar gewartet.
Ab Samstag hat sie auf nichts mehr reagiert. Nur noch geschlafen und leise gestöhnt. Sie war so voller Wasser...

Wir sind dann beide bis heute morgen bis zum letzen Atemzug bei ihr gewesen. Wir haben beide ihre Hand gehalten als sie einschlief.
Ich hoffe du hast das gefühlt, Mama das wir bei dir waren...

Du fehlst mir so..Ich sitze hier und weine. Ich bin so leer..

Bianca
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