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Alt 06.09.2015, 14:32
Schnupfenhuhn Schnupfenhuhn ist offline
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Daumen hoch AW: Wer lacht lebt länger - und ich habe überlebt!

Liebe Carmen,

vielen Dank für deine lieben Worte!

Die Kritik an meiner Art von Humor wegen der Krankheit kommt oft von gesunden Menschen. Ich glaube, für sie ist es schwer nachvollziehbar, wie man über "so etwas Schreckliches" lachen kann. Oft ist es auch die Unsicherheit darüber, wie sie einer krebskranken Person gegenübertreten sollen.

Deswegen ist es wichtig, ihnen zu zeigen, wie man das gerne hätte. Das haben mir andere Betroffene schon gezeigt bevor es mich erwischt hat. Von ihnen habe ich das gelernt. Viele von ihnen waren in England, aber nicht alle.

Leider ist meine Nachbarin gestorben, obwohl sie schon immer so lustig drauf war. Es klappt also traurigerweise nicht immer. Aber man kann es zumindest versuchen und das hat sie getan!

Meine Eltern sind Deutsche, die während meiner Kindheit in England zu tun haben. Sie sagen immer, dass "ihre Kinder Engländer" sind!

Mein Sohn, der beim Ausbruch meiner Krankheit gerade ganz frisch unterwegs war, ist auch ein absoluter Witzbold. Er wächst mit dem Humor auf und hilft uns damit sehr.

Es ist nicht so, dass ich nicht weinen kann. Auch ich habe schon mit so manch einer Zimnernachbarin zusammen geweint....

Ich glaube sogar, dass Humor und Trauer ganz nahe zusammenhängen. Das würde auch meine großen Ängste erklären.

Wie in Griechenland der Humor ist, da kenne ich mich nicht aus. Es gibt überall solche und solche Menschen, aber sind die Anwohner in südlichen Ländern nicht lustiger als hier?

Als mich ein Versicherungsvertreter anrief um mich zu fragen, wer im Todesfall das Geld erben soll, antwortete ich, das sei nicht mehr relevant, weil mein Tumor weg sei. Aus Höflichkeit sagte er dazu lieber nichts. In England hätte er gelacht.

Ich wünsche allen viele lustige Momente!

Mein Leben wird durch die Krankheit vielleicht kürzer, aber dafür umso intensiver!

Wir haben durch die ganzen Arzttermine, Klinikaufenthalte, OPs, Therapien und Nachuntersuchungen sowieso schon genug an der Backe. Sollen wir jetzt deswegen wohl nur noch weinen oder was?

Zum Schluss will ich noch loswerden, dass ich durch meine Krankheit viele Wertvolle Menschen kennengelernt habe, die ich vermissen würde wenn ich sie nicht hätte, und dass ich den Krebskranken in meinem Umfeld dadurch noch mehr nahestehe als vorher. Für mich persönlich ist die Krebserkrankung selbst auch schon zu einer Art "Kultur" geworden.

Euch allen trotz all den Strapazen eine schöne Zeit!

Euer Schnupfenhuhn

Geändert von Schnupfenhuhn (06.09.2015 um 15:33 Uhr)
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