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Alt 08.12.2016, 02:54
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Tipps und Ratschläge

Hallo liebe Kikili,

was Du eingangs zum Zustand Deiner Mutter schriebst, klingt leider alles andere als gut.
Bis auf das hier:
Zitat:
Aber sie ist auch eine Kämpfernatur.
Deine Mutter weiß wohl, daß die Therapie möglicherweise ihr letzter Kampf sein wird?
Den sie auch "verlieren" kann.
Weißt auch Du das?

Aus meiner Sicht wird dieser Kampf Deiner Mutter sehr viel "abverlangen".
Folglich ist das einzig Richtige und Beste, das Du tun kannst:
Entlaste sie, womit auch immer Du das tun kannst!

Damit sie all ihre Kraft nur darauf konzentrieren kann, um diesen Kampf gewinnen zu können.

Das beinhaltet nicht nur, daß Du für sie uneingeschränkt "da bist", sondern auch, daß Du sie emotional begleitest.
Was absolut nichts damit zu tun hat, "Stärke vorzugaukeln".

Deine Mutter wird sich höchstwahrscheinlich während der Therapie zeitweise "hundsmiserabel" und auch verzweifelt fühlen.
Dann braucht sie Dich, um sich wieder "hochziehen" zu können.
Dann mußt Du sie "aufbauen" - völlig egal, wie Du das situationsbedingt tust.
Einander liebende Menschen wissen dabei schon, was jeweils zu tun ist.

Das kann Trösten oder Miteinander-Heulen über die beschissene Situation oder sonstwas sein - Hauptsache, es vermag Erleichterung verschaffen zu können.

Und nun (den Zitaten nachfolgend) noch ein prinzipieller Rat, der damit zu tun hat, daß Deine Mutter einerseits vor ihrer Therapie "bestuntersucht" und andererseits ein auf zwei Beinen "wandelndes Chemie-Unternehmen" ist.

Zitat:
Wir haben eine Heilpraktikerin, die meine Mutter schon vorher begleitet hat. Sie hat die Einnahme von Heilpilzen empfohlen. Der Onkologe ist absolut dagegen, da man nicht wisse, was da noch beigemischt sei und zum anderen welche Stoffwechselprozesse dadurch ausgelöst würden, die mitunter die Wirkung der Chemo beeinträchtigen können. Hat jemand Erfahrungen mit Heilpilzen/ Extrakten gemacht und kann davon berichten?
Zitat:
Wegen der Kühlaggregate haben wir auch nachgefragt. Auch hier war der Onkologe eher negativ eingestellt, mit der Aussage, das sei unnötig... wir waren uns einig, die pads werden erst mal vorsorglich eingepackt.
Zitat:
Noch eine Frage: Hat jemand Erfahrungen mir Vitamin C Infusionen während der Chemo gemacht? Unsere Heilpraktikerin empfiehlt es. Der Onkologe lehnt es ab.
Vergiß bitte diesen ganzen Schmarrn von "Hilfsmittelchen", der von Externen an Dich/Euch "hingetrötet" wird, schlicht und einfach!

Und verlaß Dich darauf, daß nur die Aussagen des Onkologen relevant sind.
Denn der hat mit Sicherheit "alle Hände voll" damit zu tun, die Therapie Deiner Mutter überhaupt erfolgreich gestalten zu können.
Potentielle "Störfaktoren" sind dabei aber kontraproduktiv!

Jeder muß selbst wissen, was zu tun ist.
Es ist Dir/Euch ja auch unbenommen, zu Eurer Heilpraktikerin zu gehen, damit diese Deine Mutter "retten" kann.
Erfolgswahrscheinlichkeit dabei??

Also nochmal:
"Pfuscht" Eurem Onkologen "nicht in's Handwerk".
Sondern fragt ihn, was evtl. hilfreich sein könnte.
Und wenn er etwas ablehnt, dann befolgt das bitte auch.
Handelt hier bitte logisch und konsequent!


Zitat:
Zitat von Hexe2016
Bei mir geht es um meinen Ehemann, soll ich mich jetzt also total verstellen, indem ich nicht zeige, dass ich traurig, auch mal fertig oder ärgerlich bin? Wir Angehörigen sind doch auch nur Menschen. Und Menschen, die helfen möchten, aber keinen straffen Therapieplan haben, keine festen Termine, die die Zeit einteilen, bis alles vorbei ist. Im Gegenteil, unser Leben gerät genau so aus den Fugen, wir leiden, wenn wir unseren geliebten Menschen leiden sehen und haben das Gefühl, wir können nicht helfen. In diesem neu "ungeordneten" Leben müssen wir zudem aber weiter arbeiten, ggf. noch Kinder versorgen usw.

Was erwartet man denn von uns? Eine Frage, die ich mir in den letzten Wochen schon oft gestellt habe.

Und ich denke, so geht es vielen hier. Auf der Suche nach Antworten...
Naja - ist doch für Dich kein Problem:
Verhex Deinen Mann einfach, und damit ist der Fall erledigt.

Schmarrn beiseite:
Angehörige sind oftmals "außen vorgelassen", weil sich alles nur um die Therapie eines krebskranken Menschen "dreht".
Es wird aber auch ihnen in den mehr oder weniger beschissenen Situationen enorm viel und Überproportionales abverlangt.
So als sei es selbstverständlich, daß sie das auch leisten können.

Es geht hierbei aber nicht um Antworten dazu, sondern eher darum, warum sie das leisten können und auch wollen.
Vielleicht aus Liebe?

Aus der Liebe heraus, die mitzuleiden, zu trösten und auch Geliebte "aufzubauen" vermag.
Angehörige kämpfen genau so mit, wie ein von Krebs Betroffener.
Um das Überleben eines Betroffenen.
Sie kämpfen auf der Ebene mit, auf der sie jeweils (nur) kämpfen können.

Du fragst danach, was von Angehörigen erwartet wird.
Mitzukämpfen - was denn sonst?
Mit allen Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen.
Und das sind keineswegs wenige, die auf ihre Art hilfreich sein können.
Verhexen scheidet natürlich aus - beherrscht ja heutzutage niemand mehr.
Oder doch noch?

Dennoch bleiben reichlich andere Mittel übrig, die einen Krebskranken flankierend unterstützen können.
Was das im Einzelfall dann ist/sein kann:
Das "Gespür" dafür haben Liebende allemal.
Untrüglich.


Liebe Grüße
lotol
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Krieger haben Narben.
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
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