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Alt 04.06.2015, 10:38
Kleinmaus Kleinmaus ist offline
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Registriert seit: 04.06.2015
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Standard Der Schock----BSDK

Hallo an alle,
bei meinem Mann wurde im März, durch Zufall, BSDK diagnostiziert. Er hatte eine allergische Reaktion auf ein Antibiotikum und kam wegen der daraus resultierenden Herzrhythmusstörungen ins KH. Weil er immer mal wieder Magenschmerzen (?) hatte, wurde erst ein Ultraschall, danach ein CT gemacht. Auf dem Ultraschall war gar nicht so viel sichtbar, im CT dagegen dann: Pankreasschwanzkarzinom mit multiplen Lebermetastasen, multiple kleine Metastasen im Peritoneum und fraglicher Beteiligung der Lymphknoten sowie eine evt. Metastase an der kleinen Kurvatur des Magens sowie fragliche Infiltration der Milzvene Der Blutzucker war unglaublich hoch und ließ sich zunächst gar nicht einstellen.
Es war, als wenn man uns den Boden unter den Füßen weggezogen hätte. Schwarzes Loch ist noch untertrieben. Dabei hatten wir uns so auf dieses Jahr gefreut, weil alles prima war.
Da der Befund in einem Allgemeinkrankenhaus erstellt worden war, haben wir noch am gleichen Abend seine Sachen gepackt und sind gegangen.
Mein erster Gedanke war: such SOFORT eine Klinik, in der man sich auskennt. Am nächsten Morgen habe ich Kontakt nach Essen aufgenommen, da die Uniklinik in dieser Hinsicht hier die beste Anlaufstelle ist.
Nach unglaublich langen 10 Tagen hatten wir einen ambulanten Termin, bei dem uns recht wenig Hoffnung gemacht wurde, was Heilung betrifft, was allerdings vorher schon klar war bei dem Befund. Es fielen Worte wie palliative Chemo, OP nicht mehr möglich, etc.
Ziemlich schnell bekamen wir einen stat. Aufnahmetermin zur Biopsie, die den Anfangsverdacht bestätigte: Adenokarzinom des Pankreasschwanzes initial Stadium 4. Man schlug uns Chemo vor, zur Linderung der Beschwerden. Und man könne das Tumorwachstum stoppen, wenn die Chemo denn anschlägt.
Aufgrund des Alters meines Mannes (49), wurde uns das Folfiri-Schema vorgeschlagen (Irinocentan, Oxaliplatin, Folinsäure und 5-FU), alle 2 Wochen, wobei das Flourouracil als letztes über 48 Stunden läuft. Wirklich eine Wahl hat man ja nicht, wenn man das Möglichste tun möchte.
Eine Woche nach der Biopsie lief die erste Chemo über einen ZVK, mittlerweile ist es ein Port. Uns wurde gesagt, dass sich die Blutwerte verschlechtern können, so dass die Chemo abgebrochen werden muss. Die erste lief im KH stationär, die zweite nach Portlegen auch noch, jetzt immer ambulant.
Seit Diagnosestellung habe ich ihm nebenbei Medikamente gegeben, um das Knochenmark zu schützen (war ja klar, dass Chemo kommt), das Immunsystem aufzubauen und dergleichen mehr.
Diese Woche, einen Tag vor der 5. Chemo nun das 1. CT seit Diagnosestellung: keine Metastasen mehr im Peritoneum, kein Lymphknotenbefall, der Tumor ist von 8,4 cm in der Breite auf 6,7cm und in der Höhe von 4,9cm auf 3,7cm geschrumpft, von den vielen Lebermetastasen ist eine noch darstellbar, aber kleiner, zwei sind kaum noch und eine noch etwas mehr erkennbar, aber am zurückgehen. Die restlichen kleinen sind verschwunden. Keine Infiltration der Blutgefäße, Tumormarker gehen immer weiter zurück, sind jetzt von Ca 19-9 1386 auf 456 gefallen. Die 5. Chemo läuft noch bis heute nachmittag. Die Nebenwirkungen sind beträchtlich, aber wenn man das Resultat sieht, dann bekommt man das Gefühl, man weiß, wofür er die Strapazen aushält. Die Blutwerte sind insgesamt so gut, dass der Arzt der Meinung war, die könnten eigentlich kaum zu ihm gehören , was mir das gute Gefühl gibt, dass es sich lohnt, nebenbei so viele Dinge einzunehmen.
Vor der 7. Chemo wird Ende des Monats das nächste CT gemacht.
Wir kämpfen gemeinsam, wobei es eigentlich sein Kampf ist, aber ich unterstütze ihn mit aller Kraft, die ich habe.
Ich kenne die Statistiken und Prognosen, aber jeder Mensch ist individuell. Und auch uns bleibt letztendlich nur die Hoffnung, das eigentlich Unmögliche zu schaffen.
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