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Alt 20.07.2007, 11:47
Urs Urs ist offline
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Ort: Kanton Aargau, Schweiz
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Standard AW: wer hat schon erfahrung mit SUTENT????

Liebe Nerie

Wenn ich jetzt hier schreibe und Dir ein paar Worte des Trostes zusende, so geht mir gleichzeitig durch den Kopf, dass ich das eigentlich gar nicht kann. Ich fühle mich oftmals nicht fähig, anderen Menschen mit der Tiefe und Intensität nahe zu sein, wie ich es in meinem Innersten eigentlich möchte.
Wir lesen hier im Forum von Menschen mit ihren Leiden. Es sind eigentlich ein paar wenige Menschen, verglichen mit der Vielzahl der Nierenkrebspatienten, alleine in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Es schreiben ein paar Betroffene, die aus irgendwelchen Gründen eine recht lange Lebenszeit mit der Krankheit schon verbringen "durften".
Was mich aber beschäftigt sind all jene, die nicht schreiben. Und hier denke ich, gibt es viele, die sehr stark leiden, die nach nur wenigen Monaten mit ihren Metastasen sterben, die gar nicht in die Lage kommen, nach einer etwas längeren Zeit zurückzublicken und etwas Abstand von der Krankheit zu gewinnen.
Ich bin mir je länger je mehr bewusst, dass ich ein Geschenk bekommen habe, heute noch da zu sein. Abgesehen von einzelnen "Sonderfällen" werde ich mich wohl dort einreihen, wo die meisten hingestellt werden: in die Reihe der Menschen, deren Lebensgeschichte etwas früher schliesst als bei anderen.

Nun, liebe Nerie, noch immer Suche ich den Einstieg, Dir etwas Trost zu spenden.

Meine Chirurgen erklärten mir diese Woche, dass die grosse Lebermetastase so nahe an die Pfortader gewachsen ist, dass es nun sehr zeitkritisch wird. Aber hierzu ein andermal mehr, ich muss noch weitere Gespräche führen.

Ansonsten versuche ich, wieder in mein altes Leben hineinzuwachsen (etwas verrückt, aber doch auch wieder verständlich): Ich gehe wieder einen Tag arbeiten, habe meine Therapie auf das für meine Ansicht Notwendige reduziert und will einfach noch für eine gewisse Zeit normal leben. Was ich sicher nicht (nicht!) will ist Mitleid. Ich will, dass die Menschen um mich herum mich als ganz normalen Menschen zur Kenntnis nehmen.

Ich habe noch viel zu tun.
Und weisst Du was, der Krebs ärgert sich immer noch grün und blau, dass es mir noch so gut geht, dass mein Befinden noch gut ist. Er soll sich weiter ärgern. Und trotzdem habe ich auch Respekt vor ihm. Er wird das Spiel wohl gewinnen.

Herzliche Grüsse

Urs