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Alt 25.05.2006, 20:18
Benutzerbild von Johanna82
Johanna82 Johanna82 ist offline
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Registriert seit: 09.02.2006
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Standard AW: Biefe an meine Mama

Liebe Mama!

Heute ist wieder ein schwerer Tag.

Du bist den ganzen Tag nicht richtig wach gewesen -außer Mittags- da hattest du Schmerzen und um diese zu lindern mussten wir 80mg spritzen.

Ich hab dein Pflaster erhöht, ich will nicht, dass du Schmerzen hast.

Du warst so schwach und müde, du hast deine Tabletten gar nicht runtergeschluckt, ich hab sie dir zermörsert und mit Wasser vermischt.

Das haben wir dann irgendwie in deinen Magen befördert.

Mama es ist so furchtbar!
Könnte ich dir doch helfen!

Ich muss zusehen wie du täglich schwächer wirst, heute hast du weder gegessen noch getrunken.
Ich bin ja schon froh,dass du ringerlösung bekommst, du würdest ja sonst austrocknen!

Ach Mam, ich würd dir sovieles gerne sagen und ich weiss auch dass das meiste ungesagt bleiben wird.
Du bist durch das Morphium auch oft so verwirrt,dass du gar nicht wahrzunehmen scheinst was ich zu dir sage.
Manchmal sagst du zusammenhanglose Dinge und obwohl ich weiss dass das durch diese hohen Morphiumdosen kommt, macht es mir riesige Angst - ich kenne dich doch so gar nicht!

Du warst immer die starke Frau die alles geregelt hat und heute bist du völlig hilflos- und ich weiß dass du so ein Leben nie gewollt hast.

Manchmal glaube ich dass es besser gewesen wäre, wir hätten von alledem nichts gewusst und du wärst irgendwann einfach umgefallen.

In dem Lied My my, hey hey von Neil Young heissts: Its better to burn out than to fade away- das hätte ich mir eher für dich gewünscht.

So lebst du nun seit über 1 Jahr mit der schrecklichen Angst und wirst jeden Tag weniger, bist nur noch ein Schatten deiner selbst.

Aber wenn ich in deine Augen schaue, sehe ich meine Mama, so, wie du immer warst. Und genau so werde ich dich immer in meinem Herzen tragen.

Wenn ich dich anseh, fühle ich so tiefe Liebe und ich bin so unendlich dankbar, dass du meine Mutter bist.
Wenn ich deine Hände halte, sie sind so vertraut, fällt mir ein was du mit diesen Händen schon für mich getan hast.

Dann aber fällt mir auch ein, dass ich diese vertrauten Hände bald schon niemehr anfassen darf und ein so stechender Schmerz macht sich breit.

Ich habe ja verstanden dass Leben und Tod eins sind aber ich fürchte mich so unsagbar vor dem moment an dem du von mir gehst.

Mama, wie soll es nur weitergehen?

Ich liebe dich so unendlich!

Deine traurige Tochter
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